Zu schön, um wahr zu sein

VN-Wirtschaftsbarometer: Stimmung steigt, doch Zweifel am Konjunkturhoch bleiben.
Schwarzach „Der Wirtschaftsoptimismus entwickelt sich weiter phänomenal“, sagt Peter Bruckmüller, der mit der Spectra Marktforschung vierteljährlich für die VN und die anderen Bundesländerzeitungen das Wirtschaftsbarometer erstellt. Basis dafür sind drei Interviews mit jeweils 1000 repräsentativen Befragten.
Vorarlberger vorsichtig
Das Phänomenale besteht aus der Sicht Bruckmüllers darin, dass im ersten Quartal 2018 35 Prozent der Befragten eine positive wirtschaftliche Entwicklung sehen, während nur noch 15 Prozent pessimistisch eingestellt sind. Das habe es seit dem Start der Umfragen vor 25 Jahren nicht gegeben. Die Österreicher insgesamt genießen offenbar die konjunkturelle Großwetterlage, die Vorarlberger, das ist schon ein gewohntes Bild, trauen der Euphorie nicht wirklich. Die Frage „Wie würden Sie im Sinne eines Wetterberichts Ihre derzeitige wirtschaftliche Stimmungslage bezeichnen?“, beantworten die Österreicher zu 15 Prozent mit dem Attribut „Strahlend blauer Himmel“. Die Vorarlberger sind nur zu sechs Prozent dieser Meinung. 58 Prozent der befragten Vorarlberger schauen gen Himmel und sehen eine „leichte Bewölkung“. Obwohl die Wirtschaftslage nicht weniger Anlass zum strahlend blauen Himmel gibt wie in anderen Bundesländern, ist die Wetterlage für die Vorarlberger offenbar zu schön um wahr zu sein.
Immerhin: Regen sehen sie keinen (null Prozent), und bei der Frage nach der weiteren Entwicklung glauben immerhin 27 Prozent der Vorarlberger, dass es weiter aufwärts geht. 28 Prozent der Vorarlberger Teilnehmer an der Umfrage halten dagegen und sagen, von diesem hohen Niveau könne es nur noch abwärts gehen.
Kaum Auswirkungen
Obwohl die gerade veröffentlichte Kaufkraftuntersuchung (die VN berichteten) den Vorarlbergern einen realen Kaufkraftzuwachs attestiert, sehen die von Spectra befragten Personen nicht wirklich eine Verbesserung. Auf die Frage „Wenn Sie jetzt an Ihr Einkommen denken, können Sie sich mit Ihrem derzeitigen Einkommen mehr leisten als im Vorjahr, weniger oder gleich viel wie im Vorjahr?“ antworten 65 Prozent der Vorarlberger mit „gleich viel“, 25 Prozent mit „mehr“ und acht Prozent mit „weniger“. Zwei Prozent wissen nicht, ob sie sich mehr oder weniger oder gleich viel leisten können.
Mehr privater Konsum
Zurück zur gesamtösterreichischen Großwetterlage: Es sei auch bemerkenswert, dass sich der private Konsum weiter positiv entwickelt und die Wirtschaft stimuliert, so Bruckmüller bei der Auswertung der Umfrage. „Der Blick auf die vergangenen zehn Jahre macht deutlich, wie sich mit einigen Auf- und Abwärtsbewegungen der Privatkonsum nach einer kurzen Schockstarre durch die krisenhaften Ereignisse der Jahre 2007 und 2008 sukzessive verbessert hat“, sagt er. 2008 betrug die Differenz zwischen Ausgabenbremse (52 Prozent) und Konsumlust (20) noch 32 Prozent. Jetzt liegt sie bei nur 15 Prozent.
Die Vorarlberger gehen etwas vorsichtiger mit dem Geld um, auch deshalb, weil sie den Arbeitsmarkt nicht so sonnig wie die allegemeine Konjunkturwetterlage sehen. 36 Prozent der Vorarlberger rechnen damit, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten zwölf Monaten wieder zunimmt, österreichweit sind das nur 30 Prozent. Am pessimistischsten sind die Kärntner: 49 Prozent gehen davon aus, dass es die Arbeitslosigkeit steigt. Der Unternehmer mit dem höchsten Ansehen in Vorarlberg ist Michael Doppelmayr, von dem 62 Prozent der befragten Vorarlberger eine gute Meinung haben. VN-sca
„Der Wirtschaftsoptimismus in Österreich entwickelt sich weiter phänomenal.“
