„Eine geniale Erfindung“

Markus Salzgeber bricht eine Lanze für Fonds, sieht aber persönliche Beratung bedroht.
Schwarzach Sieben von zehn Österreichern haben ein Sparbuch, aber nur jeder Fünfte hat Geld in Investmentfonds veranlagt. Das Ergebnis einer Integral-Umfrage im Auftrag der heimischen Fondsverbände zeigt deutlich: Die Österreicher sind Nachzügler beim Fondssparen. Das liegt nicht am fehlenden Kapital, sondern vielmehr am mangelnden Wissen.
Das bestätigt auch Markus Salzgeber, Obmann der Vorarlberger Finanzdienstleister, im VN-Gespräch. „Es ist ein schulisches Problem. Oft wird einfachstes Finanzwissen nicht erklärt. Die Regierung tut hier zu wenig.“ Auch die hohe Kapitalertragsteuer trage dazu bei, dass es in Österreich keine wirkliche Aktienkultur gibt.
Dazu komme der starke Sicherheitsgedanke. „Viele suchen nach Sicherheit, aber bei Anleihen bekomme ich derzeit keine Redite geboten, außer ich gehe in Schwellenländer. Deshalb entscheiden sich viele lieber für das Sparbuch, auch wenn es mit Nullzinsen aufwartet“, so Salzgeber. Dabei seien aber gerade Fonds eine sehr gute Alternative. „Investmentfonds sind eine geniale Erfindung, weil damit jeder Anleger schon kleine Beträge auch in Anlageprodukte investieren kann, die sonst nur weitaus größeren Anlagesummen vorbehalten sind“, so der Obmann. Konkret investiert man mit einem Fondsprodukt in einen großen Topf, der von Fondsmanagern verwaltet wird. Diese legen das Geld dann in Aktien, Immobilien oder Anleihen an. Damit könne man das Risiko breit streuen und ertraggreich ein Geldpolster aufbauen. Zudem gebe es Produkte für jede Lebenssituation und auch jedes Budget. Bereits ab 25 Euro sei man dabei. Der Trend gehe hier vor allem hin zu nachhaltigen Fonds, sagt Salzgeber.
Beratung verunmöglicht
Allerdings, und das ist gewissermaßen die Krux, tragen Regulatorien wie MiFID II dazu bei, dass die persönliche Wertpapierberatung erschwert wird. Banken haben bereits angekündigt, für Anleger mit geringeren Anlagesummen keine persönliche Beratung mehr anzubieten. „Durch MiFID II wird die persönliche Beratung immer mehr verunmöglicht“, sagt Salzgeber. Denn durch diese Richtlinie habe sich der Beratungsaufwand mindestens verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht und somit eine Kostenexplosion verursacht. Das Ziel von MiFID II – ein besserer Anlegerschutz – sei sinnvoll, aber man habe deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Die Praxis zeige, dass viele Kunden der Vielzahl an Informationen und Risikoaufklärungen schon gar nicht mehr folgen können.
Weniger Angebot für Kunden
Die Richtlinie bringt mehr Kostentransparenz, aber zugleich müssen nun die Anlageziele des Kunden, seine Kenntnisse und Erfahrungen in Sachen Wertpapiere, sein Risikoprofil und seine Verlusttragfähigkeit genau dokumentiert werden. Daraus entsteht ein mehrseitiges Profil. Bei Fonds sei das noch leichter, weil hier die Risikobemessung in Kategorien und die historischen Schwankungen exakt dargestellt sei. Insgesamt führe es aber letztlich dazu, dass dem Kunden nicht mehr alle Wertpapiere angeboten werden können. Besonders schlimm sei es auch bei erfahrenen Kunden, die regelmäßig Wertpapiergeschäfte tätigen, da man bei jeder einzelnen Transaktion erneut der Informationspflicht nachkommen müsse.