Warum Johannes Glatz nie im Familienbetrieb arbeiten wollte und nun doch Geschäftsführer ist

Markt / 10.03.2019 • 15:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
 Johannes Glatz ist seit mittlerweile zehn Jahren im Familienunternehmen tätig. VN/Paulitsch

Johannes Glatz ist seit mittlerweile zehn Jahren im Familienunternehmen tätig. VN/Paulitsch

Vorarlbergs junge Unternehmer: Johannes Glatz (37) ist Geschäftsführer der Glatz Unternehmensgruppe.

Bregenz Für Johannes Glatz (37) stand eigentlich immer fest, dass er nicht in den Familienbetrieb einsteigen würde. Erst nach dem Studium in Bayreuth und ersten beruflichen Stationen, war auf einmal das Gefühl da. “Ich habe im positiven Sinn die Verantwortung gespürt”, erzählt er im VN-Gespräch. 2009 begann er in der Bregenzer Unternehmensgruppe, durchlief dort zunächst alle Abteilungen bis er dann im Kundenservice von Glatz Klischee arbeitete.

Heute verantwortet Johannes Glatz in seiner Funktion als Geschäftsführer die strategische Entwicklung der Glatz Gruppe. Von autoritärer Führung hält er dabei nichts. Vielmehr werden alle Entscheidungen nach dem Prinzip des Dialogs getroffen. “Das ist bei uns sicher besonders ausgeprägt. Zugleich kann es auch anstrengend sein, weil manches dadurch länger dauert, aber letztlich macht es Sinn”, sagt er über die Unternehmenskultur im Unternehmen.

Verantwortung für Mitarbeiter

Die Verantwortung, die bereits dritte Generation bei Glatz zu vertreten, spürt er indes nicht. “Ich leite die Verantwortung nicht aus der Geschichte ab, sondern vielmehr aus der Gegenwart. Wir beschäftigen 70 Mitarbeiter, die sich auf uns verlassen.” Dabei weiß Johannes Glatz nur zu gut, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Denn 2011 starb sein Vater Wolfgang überraschend. “Die Welt hat sich von einem Tag auf den anderen verändert”, beschreibt der Unternehmer die Zeit damals. Dass er Mitarbeiter und Abläufe kannte, war hilfreich. Zudem wurden die Töchter der Unternehmensgruppe bereits von eigenen Geschäftsführern geführt. So konnte diese schwierige Zeit unternehmerisch gemeistert werden. „Ich habe damals in den Krisenmodus umgeschaltet”, erinnert sich Glatz.

Heute, zehn Jahre nach Eintritt in die Firma, ist es für den Bregenzer immer noch die richtige Entscheidung, den Schritt ins Unternehmertum getan zu haben. „Es ist etwas Besonderes, im eigenen Betrieb zu arbeiten und den Mitarbeitern ein berufliches Zuhause geben zu können.“ Denn bei allem Fokus auf unternehmerisches Handeln steht für ihn dabei immer der Mensch als Individuum im Vordergrund. „Sicherlich geht es darum, Aufgaben zu erfüllen, aber nicht alle Menschen müssen gleich funktionieren“, ist er überzeugt. Dem Team wird dabei ein breites Programm geboten, das von Ausflügen bis hin zu Sport und Ernährungsprojekten reicht. Zudem können die Beschäftigten jedes Jahr ein soziales Projekt auswählen, das unterstützt wird. Auch dieser Verantwortung stelle man sich als Unternehmen gerne.

Abgrenzung zum Mitbewerb

Die beiden Geschäftsbereiche der Gruppe sieht Johannes Glatz gut aufgestellt. Glatz Stempel ist in Österreich und der Schweiz der größte bzw. zweitgrößte Player am Markt. Durch den Zukauf von Stempel Bock in München ist man mittlerweile auch in Deutschland vertreten. Zuvor war mit Humer Werbetechnik bereits ein Mitbewerber aus Oberösterreich übernommen worden. “Der Stempel ist ein robustes Produkt, das sich kaum verändert hat. Unser Vorteil ist, dass wir sehr gute Vertriebslösungen für die Kunden anbieten. Durch die Direkt­anbindung unterscheiden wir uns vom Mitbewerb”, sagt Glatz.

Glatz Klischee wiederum ist Spezialist im Bereich Druckvorstufe und Druckformherstellung für die Verpackungsindustrie. Über Jahrzehnte ist man in diesem Segment zweistellig gewachsen. Seit 2016 bewege man sich seitwärts. “Das hat uns gut getan”, sagt Glatz. So konnten Prozesse optimiert werden, um nun wieder in den Wachstumsmodus zu schalten.

Bei allem ist Glatz immer konsequent den Weg der Qualität gegangen. Zahlreiche Auszeichnungen belegen das immer wieder aufs Neue. „Diese Preise helfen uns natürlich. Und auch wenn es nicht der einfachste Weg, sich der Qualität zu verschreiben, ist es doch der Richtige“, merkt Glatz an.

Bemühen ist vorhanden

Dem Wirtschaftsstandort Vorarlberg stellt der Unternehmer ein gutes Zeugnis aus. Neben der geografischen Lage sei die hohe Lebensqualität ein Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung von Fachkräften. „Meiner Ansicht nach bemühen sich Behörden und Politik in Vorarlberg tendenziell mehr, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Viele bürokratische Hemmnisse würden nicht im Land, sondern von Bund oder EU entschieden. „Wir fühlen uns am Standort jedenfalls wohl“, sagt Glatz, der den Ausgleich zum Beruflichen vor allem bei Familie und Freunden findet. „Ich genieße es, Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir wichtig sind.“

Zur Person

geboren 28.11.1981

Studium Philosophy and Economics (Uni Bayreuth)

Laufbahn 2009 Eintritt bei Glatz Klischee, seit 2011 Geschäftsführer Glatz Gruppe

Zur Firma

Bereiche Glatz Stempel, Glatz Klischee, Humer Werbetechnik, Stempel Bock mit Standorten in Bregenz, Ottensheim (OÖ), Wien, Widnau (CH), München

Gegründet 1931,

Mitarbeiter 70

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.