Hacker greifen Alu-Riesen an

Produktion bei Hydro Extrusion Nenzing musste teilweise abgestellt werden.
Oslo, Nenzing Es war ein aufregender Tag für Geschäftsführer Manfred Rotschne und die Mitarbeiter von Hydro Extrusion Nenzing. Allerdings nicht im angenehmen Sinn. Denn gestern stand alles still. Von den Telefonen bis zu den Computern und der Produktion.
Grund war ein Hackerangriff auf den Mutterkonzern, die norwegische Norsk Hydro mit Hauptsitz in Oslo und einer der größten Aluminiumhersteller der Welt. Die IT-Systeme wurden von einem Lösegeld-Trojaner teilweise lahmgelegt. Solche Schadsoftware verschlüsselt Daten und verlangt Lösegeld für die Entschlüsselung. Die Hacker hätten allerdings nicht mitgeteilt, welche Summe sie fordern, um die Systeme wieder freizuschalten.
Die Cyber-Attacke sei von den USA aus gestartet worden, die Identität der Angreifer aber noch unklar. Der Angriff begann am Montagabend und verschärfte sich über Nacht. “Das ist eine ernste Sache für Hydro. Unser globales Netzwerk funktioniert nicht”, so Finanzdirektor Eivind Kallevik.
Norsk Hydro ist in 50 Ländern aktiv. In Vorarlberg produziert Hydro Extrusion Nenzing mit 410 Mitarbeitern auf drei Strangpresslinien jährlich mehr als 42.000 Tonnen Aluminiumprofile.
Produktion lahmgelegt
“Wir sind aufgrund des Automatisierungsgrades von dem Cyber-Angriff betroffen. Wegen der fehlenden Systemunterstützung mussten wir die Produktion teilweise abstellen”, erklärt Rotschne im VN-Gespräch. Die Mitarbeiter in Nenzing würden aktuell Zeitausgleich konsumieren. “Das ist nichts völlig Neues. Denn wir sind in schwankenden Auslastungen trainiert”, so der Geschäftsführer. Voll besetzt ist man bei Hydro indes in der Kommunikation nach außen zu den Kunden. Was Rotschne positiv überrascht hat ist, dass man von anderen Firmen sehr viel Anteilnahme und Unterstützung erfahren habe. “Das freut uns”, sagt er und ist zuversichtlich, dass alles schnellstmöglich wieder in Gang gebracht werden kann.
Alupreise stiegen
Die Nationale Sicherheitsbehörde in Norwegen unterstützt Norsk Hydro bei der Untersuchung. “Wir arbeiten daran, ein Gegenmittel für den Virus zu finden und den Schaden so gering wie möglich zu halten”, sagt Finanzdirektor Kallevik. Der Plan sei, die Daten auf Grundlage der Backups wieder neu zu installieren. Wie lange das dauern werde, sei nicht abzusehen. Weiterer unangenehmer Nebeneffekt des Hackerangriffs: Aus Furcht vor einem Versorgungsengpass stieg der Preis für Aluminium am Dienstag um bis zu 1,2 Prozent auf ein Dreimonatshoch von 1713 Euro je Tonne. Die Aktien von Norsk Hydro verloren bis zu 3,4 Prozent.
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