Über ein Drittel weniger Privatkonkurse in Vorarlberg

Markt / 20.03.2019 • 15:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der Konkurs von Alge Elastic war heuer bislang die größte Pleite. VN/Paulitsch
Der Konkurs von Alge Elastic war heuer bislang die größte Pleite. VN/Paulitsch

Rückgang bei Firmen- und Privatkonkursen in Vorarlberg.

Feldkirch Die Millionenpleite der Firma Alge Elastic in Lustenau war heuer die bislang größte Pleite des Jahres in Vorarlberg. Die Verbindlichkeiten betragen 14,4 Millionen Euro. 120 Mitarbeiter sind betroffen. Insgesamt ist die Zahl der Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr 2019 zurückgegangen. Konkret um 21,1 Prozent auf 30 Insolvenzverfahren. Das ist österreichweit der höchste Rückgang nach dem Burgenland.

17 Insolvenzverfahren wurden eröffnet, davon ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Dagegen konnten 13 Verfahren mangels kostendeckenden Vermögens nicht eröffnet werden. Das heißt, bei diesen Pleiten ist nicht einmal genug Vermögen vorhanden, um die Anlaufkosten eines gerichtlichen Verfahrens zu decken.

Die Passiva wiederum haben sich im ersten Quartal auf 21 Millionen Euro verdreifacht. Das überrascht nicht, weil es letztlich auf die Millionenpleite von Alge Elastic zurückzuführen ist.

Geringes Eigenkapital

Betrachtet man die häufigsten Ursachen für Unternehmenspleiten, sind es laut Kreditschutzverband 1870 zum einen ein zu geringes Eigenkapital und zum anderen der kaufmännische Bereich. Das sei auch der Grund dafür, wieso in Vorarlberg heuer bislang nur ein Sanierungsverfahren (ohne Eigenverwaltung) eröffnet worden ist. Vielen zahlungsunfähigen Kleinunternehmern würde meist der wirtschaftliche Überblick fehlen, um den betroffenen Gläubigern bereits mit der Antragstellung auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eine Quote von 20 Prozent anbieten zu können. Man habe jedoch auch während des laufenden Konkursverfahrens und mit Unterstützung eines Masseverwalters die Möglichkeit, sich mittels eines Sanierungsplans zu entschulden.

Weniger Privatkonkurse

Bei den Privatkonkursen konnte heuer der enorme Anstieg in der Vergangenheit gestoppt werden. Die Zahl der Pleiten ging in den ersten drei Quartalen 2019 um 35,8 Prozent auf 111 Fälle zurück. Auch die Verbindlichkeiten ist um knapp die Hälfte auf 14 Millionen Euro gesunken. „Die Schuldensumme war im vergangenen Jahr aufgrund der Gesetzesnovelle 2017 deutlich höher, da insbesondere die Entschuldung der enorm verschuldeten ehemaligen Selbstständigen erleichtert wurde. Im ersten Quartal 2019 lässt sich klar erkennen, dass der Ansturm bei den Bezirksgerichten deutlich nachlässt“, sagt Regina Nesensohn, Leiterin KSV1870 Standort Feldkirch. Insgesamt gebe es bei den Ursachen einen Zusammenhang mit der Bildung. Keine oder nur geringe Bildung bedeute niedrig entlohnte Beschäftigungsmöglichkeiten und habe zur Konsequenz, dass trotz einer Beschäftigung das Einkommen zur Abdeckung des Lebensunterhalts oft nicht reiche. Viele würden auch zu lange warten, um ihre Schuldenprobleme zu lösen.

Sinkende Tendenz bleibt

Und wie geht es heuer an der Insolvenzfront weiter? Auf Fremdkapital angewiesene Firmen würden weiter vom niedrigen Zinsniveau profitieren. Dass allerdings der Rückgang an Unternehmensinsolvenzen in diesem Ausmaß anhält, sei nicht gesichert. Der KSV1870 erwartet für 2019 insgesamt einen moderaten Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen. Bei den Privaten werde sich die Zahl der Verfahren wieder auf das Niveau der Jahre 2014 bis 2016 einpendeln.

Fakten

Firmeninsolvenzen 1. Quartal 2019

Fälle: 30 (-21,1%)

Passiva: 21 Mill. Euro (+300%)

Die größten Insolvenzen: Alge Elastic (14,4 Mill. Euro, 120 Mitarbeiter), BÖMA AD Holding GmbH (1,4 Mill. Euro, keine MA), COMPACT Global GmbH (1,0 Mill. Euro, 10 MA)

Privatkonkurse 1. Quartal 2019

Fälle: 111 (-35,8%)

Passiva: 14 Mill. Euro (-46,15%)

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