Dorfleben-Studie in Vorarlberg: Die Wirtschaft als wichtiger Impulsgeber

Markt / 26.03.2019 • 08:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Dorfleben-Studie in Vorarlberg: Die Wirtschaft als wichtiger Impulsgeber
Thomas Rainer wollte immer schon „was mit Lebensmitteln machen“. Nun führt er in Mäder das Adeg-Geschäft. Fa/Weissengruber

Vorarlberger sehen tendenziell noch Steigerungsmöglichkeiten für ihr Dorf.

Mäder, Linz Thomas Rainer trägt dazu bei, dass sich die Einwohner von Mäder in ihrem Dorf zu Hause fühlen. der 34-jährige gelernte Metzger hat am Donnerstag das eröffnet, was nach Ansicht von Dorfbewohnern ganz wichtig ist für die Attraktivität einer Gemeinde – ein Lebensmittelgeschäft, das – wenn man wünschen darf – von einem selbstständigen Kaufmann geführt wird. Rainer tut genau das, er hat den örtlichen Adeg-Markt übernommen, der im vergangenen Jahr vorübergehend die Tore schloss. Die Dorfleben-Studie, in Auftrag gegeben von Adeg (Abkürzung für Arbeitsgemeinschaft der Einkaufsgenossenschaften) und durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut MindTake, hat die Einwohner von Gemeinden unter 5000 Einwohner in ganz Österreich befragt, was es braucht, um am Land gut zu leben.

Gastronomie und Geschäft

Am wichtigsten sind den Befragten neben Vereinen und Veranstaltungen ein gastronomisches Angebot (45 %), Freizeiteinrichtungen (43%) und ein Lebensmittelgeschäft (27%). Gern dürfen es auch noch andere Einkaufsmöglichkeiten sein (21%). Der frischgebackene Lebensmittelhändler Thomas Reiner will den Mäderern außerdem ein sehr regionales Angebot bieten, wie er betont, und hat deshalb bereits Kontakte zu Landwirten und Produzenten geknüpft. Das dürfte die Zufriedenheit weiter steigern, denn in Vorarlberg gibt es noch Luft nach oben, wenn gefragt wird, ob sie ihr Dorf als „sehr lebendig“ empfinden. Während österreichweit 35 Prozent der „Dörfler“ auf diese Frage mit „ja, auf jeden Fall“ antworten, sind es in Vorarlberg tendenziell nur 22,2 Prozent. Damit ist unser Bundesland Schlusslicht unter den Bundesländern. An der Spitze ist die Steiermark mit 42,8 Prozent vor Salzburg mit 42,6 Prozent.

„Wir sind in Vorarlberg derzeit über verschiedene Projekte im Gespräch mit Gemeinden. Mehr will ich noch nicht sagen.“

Jürgen Öllinger, Vorstand Adeg Österreich

Fasst man die Antworten „ja, auf jeden Fall“ und „eher ja“ zusammen, sind allerdings auch die Vorarlberger mit 81,9 Prozent ihrem Ort positiv verbunden. Und im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern gibt es in Vorarlberg niemanden, der auf keinen Fall in seinem Ort wohnen will. Neben dem Kaufmann und dem Wirt sind dazu nach Meinung der Befragten Unternehmen das Um und Auf. 80 Prozent empfinden Unternehmen als wichtig für das Dorfleben, 85 Prozent wünschen sich mehr Selbstständige im Dorf, aber 69 Prozent können es sich nicht vorstellen, selbst ein Unternehmen zu gründen.

Botschaft an Bürgermeister

Dem wolle man bei Adeg entgegenwirken, sagt Vorstand Jürgen Öllinger. Man sei auf der Suche nach unternehmerisch denkenden Menschen, die die Chance als Kaufleute ergreifen, sie werden in der eigenen Akademie auf ihre Zukunft vorbereitet. Ein Weg, den auch Rainer gegangen ist und sich gut vorbereitet fühlt, wie er betont. Die Studie, die zum zweiten Mal durchgeführt wurde, soll dem eigenen Unternehmen, das in Vorarlberg rund 40 selbstständige Kaufleute betreut, zur Standortbestimmung dienen, andererseits sei es aber auch eine Botschaft an Bürgermeister, Gemeinderäte und Projektentwickler, was die Dorfbewohner brauchen und wünschen, so Öllinger im Gespräch mit den VN. Als positives Beispiel, wie Dorf funktioniert, dient in der Studie übrigens der Bregenzerwald, der all das mitbringe, was das Landleben attraktiv macht. „Dort ist der Zusammenhalt traditionell sehr gut und das Unternehmertum wird hochgehalten“, so Öllinger zum Vorarlberger Vorbild für die Dörfer.

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