Rudi Lins glaubt an den Durchbruch bei der E-Mobilität

Markt / 30.03.2019 • 11:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Rudi Lins führt das gleichnamige Autohaus. VN/Lerch
Rudi Lins führt das gleichnamige Autohaus. VN/Lerch

Der Autohändler sieht die Antriebsart derzeit alternativlos.

Nüziders Rudi Lins jun. führt das gleichnamige Autohaus mit Standorten in Nüziders und Schruns. Im VN-Interview spricht er über die E-Mobilität und Erfolgsrezepte für die Zukunft.

Glauben Sie an den Durchbruch bei der E-Mobilität?

Ich glaube ganz klar an den Durchbruch. Denn es gibt keine Alternative. Die Emissions- und die Flottenverbrauchsvorgaben, die seitens der EU kommen, sind mit normalen Antrieben nicht mehr erreichbar. Allein deshalb braucht es alternative Antriebsformen, und da ist die derzeit einzig realisierbare Möglichkeit der E-Antrieb. Hier tut sich auch sehr viel zurzeit. Es kommen neue Modelle, die Reichweiten steigen, die Ladezeiten werden kürzer und es wird europaweit eine Ladeinfrastruktur aufgebaut.

Die Verbrennungsmotoren werden aber nicht so schnell vom Markt verschwinden?

In absehbarer Zeit nicht. Mittelfristig wird es mehrere Antriebsformen nebeneinander geben. Die Hersteller haben auch sehr unterschiedliche Ansichten. Die Japaner setzen stark auf Wasserstoff. Volkswagen wiederum gar nicht.

Alternative Antriebsformen bedeuten mehr Investitionen in Werkstatt und Ausbildung der Mitarbeiter. Wie groß ist die Herausforderung?

Es hat Auswirkungen auf viele Bereiche, und das ist eine der großen Herausforderungen für jeden Händler. Es sind hohe Investitionen zu stemmen. Es fängt an mit der Ladeinfrastruktur. Es braucht zudem neues Werkzeug und speziell ausgebildete Mechaniker. Wenn jemand vor 25 Jahren den Beruf erlernt hat, für den ist das eine völlig neue Welt. Ein E-Motor ist auch deutlich wartungsärmer, weil er technisch viel weniger komplex ist und weniger bewegliche Teile hat. Zudem gibt es weniger Verschleiß.

Braucht es da mehr Entgegenkommen seitens der Hersteller angesichts der Tatsache, dass die Margen ohnehin gering sind?

Ja, mit Sicherheit. Das sind auch Themen, die andauernd diskutiert werden. Es finden permanent Gespräche zwischen Händlern, Händlerverbänden und Herstellern statt, wie das Geschäftsmodell künftig ausschauen soll. Es wird Veränderungen geben. Denn man muss sich überlegen, wie der Händler, der vor Ort die Kunden betreut, in Zukunft sein Geld verdienen soll. Es ist ja kein Geheimnis, dass man heute sein Geld hauptsächlich über den Service verdient. Der Handel ist kein Geschäft.

Wie muss sich ein Autohaus aufstellen, um erfolgreich zu bleiben?

Zum einen muss man schauen, dass man im Handel wieder in den profitablen Bereich kommt. Da ist zum guten Teil der Hersteller gefordert. Zum anderen wird sehr viel über digitale Dienstleistungen erfolgen. Das ist ein wichtiges Geschäftsfeld in der Zukunft. Und man muss einen guten Kundenservice bieten. Das ist die Grundlage. Es dreht sich alles um den direkten Kontakt zum Kunden.

Welche Rolle spielt dabei die Größe?

Es gibt kleine familiengeführte Autohäuser und es gibt die großen. Alles was dazwischen ist, ist extrem schwierig. Denn inzwischen hat man extrem hohe Infrastrukturkosten, die sich durch die Vorgaben der Hersteller ergeben, und einen hohen Investitionsbedarf. Das kann man nur über entsprechende Stückzahlen zurückverdienen. Es braucht also eine gewisse Größe, dass es in Zukunft profitabel funktionieren kann. Das ist auch ein Bestreben der Hersteller. Es gibt viele, die versuchen, größere Händlereinheiten zusammenzubringen. Nicht mit weniger Standorten, aber mit weniger Eigentümern.

Sie vertreten mit VW, Seat, Audi und Porsche vier Marken mit unterschiedlichen Kundenschichten. Vorteil oder Herausforderung?

Es ist für uns der große Vorteil und unterscheidet uns auch von anderen. Denn wir haben die Möglichkeit, vom 8000 Euro teuren Kleinwagen bis hin zum 250.000 Euro teuren Luxussportwagen die ganze Palette anzubieten. Wir können Privatpersonen also über den ganzen Lebenszyklus begleiten. Dazu kommen noch die Nutzfahrzeuge. Das ist für Unternehmen ein Vorteil, weil sie dadurch nur einen Ansprechpartner haben.

Der Volkswagen-Konzern hätte noch mehr Marken im Portfolio. Ist das eine Überlegung?

Der Konzern ist groß, aber aktuell ist das kein Thema. Wir sind gut aufgestellt. Man muss immer die Balance finden, denn jede Marke bringt auch mehr Komplexität.

Inwieweit hat sich der VW-Dieselskandal auf die Verkäufe bzw. den Dieselabsatz ausgewirkt?

Auf die Verkäufe eigentlich nicht so stark. Die Marktanteile sind nach wie vor sehr gut. Die Herausforderung für unser Team war vielmehr der große Erklärungsbedarf. Viele Kunden waren verunsichert oder verärgert. Was man definitiv merkt, ist, dass der Dieselanteil zurückgeht. Nicht so massiv wie in Deutschland, aber das Fahrverbotsthema wirkt auch nach Vorarlberg. Zudem ist es auf Herstellerseite so, dass durch die verschärften Abgasvorschriften die Abgasreinigungssysteme so teuer geworden sind, dass es sich im Kleinwagensegment rechnerisch nicht mehr darstellen lässt. Hier gibt es oft keine Dieselversion mehr. Wo der Diesel nach wie vor seine Berechtigung hat und wo er nach wie gekauft wird, ist bei Autos, die auf Langstrecke unterwegs sind. Da ist der Diesel der absolut sinnvollste Antrieb.

Was reizt Sie daran, als Fachgruppensprecher die Anliegen des Vorarlberger Autohandels zu vertreten?

Es braucht eine Leidenschaft für das Thema Auto, und ich finde es auch wichtig, etwas für die Branche zu tun. Man muss dankbar sein, für das was man hat, und da ist es gut, wenn man dazu beitragen kann, dass die Branche weiterhin einen guten Weg geht.

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