S´beschte Eck für China

Rupp wächst in China und Mittlerem Osten stark. Erweiterungspläne in Hörbranz.
Hörbranz 22,3 Kilogramm Käse haben die Österreicher im Jahr 2017 pro Kopf verspeist, etwas weniger als im Jahr 2016, aber mehr als die Schweizer (21,7 kg), jedoch immer noch weniger als die Franzosen (26 Kg). Ein guter Teil der Lieblingskäse der Österreicher stammt aus Vorarlberg, konkret von der Privatkäserei Rupp, dem größten Familienunternehmen der österreichischen Milchwirtschaft.
Hoffnungsmärkte
In Österreich ist aber nur noch geringes Wachstum möglich, genauso in Europa, stellt Geschäftsführer Josef Rupp im Gespräch mit den VN fest. Dennoch konnten die Hörbranzer im Jahr 2018 kräftig wachsen. Das hängt mit einer intensiven Bearbeitung von Hoffnungsmärkten zusammen, aber auch mit dem geänderten Konsumverhalten etwa in China. Dass die Chinesen keine Milchprodukte vertragen, wie immer wieder kolportiert wird, stimmt aber nur zum Teil: Die Laktoseintoleranz ist höher als bei Europäern, vom Konsum von Milchprodukten hält das aber nicht ab.
Im 2018 eröffneten Werk von Rupp & Dachan Foods in der 15-Millionen-Einwohner-Stadt Tianjin produziert der Vorarlberger Käsehersteller für kommerzielle Kunden, nicht für den Endverbraucher. Was im Supermarkt oder im Feinkosthandel der für chinesische Verhältnisse kleinen Gruppe von Käsegenießern in der Kühltheke angeboten wird, wird in Österreich erzeugt. Der Käsegeschmack im Reich der Mitte ist durchaus ein anderer als in Europa: „Bis die Chinesen Bergkäse mögen, dauert es noch Generationen.“ Sie mögen andere Kombinationen, etwa Schmelzkäse mit Frucht. Denn neben China wird auch in anderen Ländern des Kontinents der Geschmack der Einheimischen durch den Einzug westlicher Lebensmittel verändert. Im Mittleren Osten entwickelt sich das Geschäft trotz Krise ordentlich. Zurückzuführen ist das zum einen auf die gute Produktpalette und zum anderen auf die Verstärkung der Aktivitäten am Markt, die Rupp vom eigenen Standort in Dubai steuert. Der Stammmarkt wird dennoch nicht vernachlässigt: Die Cheddar-Scheibe ist bei den Kunden ein Renner, nun kommt zur BBQ-Saison die neue Variante Cheddar-Chili dazu, die Produktgruppe „Feiner Streich“ befindet sich, so das Unternehmen, ebenfalls im Steigflug. Bei Alma wird bei den Schnittkäsen das Sortiment um die Sorte Brennesselschatz erweitert.
Gespannt wird in Hörbranz weiterhin die Entwicklung in Großbritannien verfolgt. Die Insel ist für Rupp ein wichtiger Markt – Verwerfungen würden sich in Produktion und Bilanz negativ niederschlagen. Neben Vorbereitungen, um die Lieferfähigkeit zu erhalten, habe man inzwischen auch Möglichkeiten gefunden, durch Rezeptadaptionen das Ärgste abzufedern, berichtet Rupp, der nach wie vor auch die Option für eine Produktion auf der britischen Insel offen lässt.
Das weitere Wachstum bedingt auch eine Optimierung am Hauptstandort in Hörbranz, wo man mit Bedacht erweitern wolle. Mit der Sennerei Huban in Doren führe man derzeit Gespräche über eine wie dann auch immer geartete Zusammenarbeit, mehr könne man dazu derzeit nicht sagen, so Josef Rupp. VN-sca
„Bis die Chinesen Bergkäse lieben, wird es sicher noch Generationen dauern.“
Rupp AG Fakten
Umsatz 2018 187 Millionen Euro (+5,6%)
Investitionen 2018 4 Mill. Euro
Eigentümer Fam. Rupp
Geschäftsführung Josef Rupp, Ludwig Rupp, Harald Fischli
Mitarbeiter 630 (400 in Vorarlberg)
Export 92 Prozent in 65 Länder weltweit