Eintrübung droht

Markt / 20.05.2019 • 22:16 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Ökonomen erwarten Verlangsamung des Wachstums. Neuwahlen haben keinen Einfluss.

Schwarzach Der Wachstumsspitzenreiter unter den österreichischen Bundesländern kam im vergangenen Jahr nicht aus Vorarlberg, sondern aus dem Süden. Das stärkste Wachstum verzeichnete die Steiermark mit 3,4 Prozent gefolgt von Kärnten mit 3,2 Prozent. Wie schon 2017 hatten vor allem jene Bundesländer mit einem hohen Industrieanteil und einer hohen Exportquote einen Vorteil, da sie von der guten globalen Konjunktur am meisten profitieren konnten. Vorarlberg ist zwar auch ein Industrieland, konnte allerdings im Vorjahr mit einem Anstieg der regionalen Wirtschaft von 2,8 Prozent nicht ganz mit den anderen Industriehochburgen mithalten, lag aber noch über dem Österreichschnitt von 2,7 Prozent.

Heuer wird sich das allerdings nicht mehr ausgehen, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer in seiner Bundesländeranalyse. „2019 werden voraussichtlich alle Bundesländer schwächer wachsen als 2018.“ Österreichweit werde sich das Wachstum deutlich auf 1,4 Prozent verlangsamen. Das liege vor allem an der Abkühlung der globalen Konjunktur. Deshalb würde auch jenen Bundesländern, die exportlastig sind, die trübste Entwicklung drohen. „Das Wirtschaftsklima in den industrieorientierten Regionen wird sich am kräftigsten abkühlen.“ Der Arbeitslosenquote schade das allerdings nicht. Auch für heuer rechnen die Ökonomen der Bank trotz Verlangsamung des Wachstumstempos mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote in allen Bundesländern.

Die Regierungskrise samt Neuwahl habe hingegen keine Auswirkungen. Die für Unternehmen geplanten Steuerentlastungen hätte es heuer sowieso nicht mehr gegeben. Bruckbauer rechnet zudem damit, dass sich an der Wirtschaftspolitik nach den Neuwahlen nicht viel ändern wird. Vielmehr hänge die Konjunktur an den globalen Entwicklungen, auch wenn die Bundesländer von Brexit und US-Protektionismus laut Analyse unterschiedlich stark betroffen sind.

Verflechtung mit Großbritannien

Bezüglich Brexit sind die Handelsverflechtungen in Relation zur regionalen Wertschöpfung zwischen Vorarlberg und dem Vereinigten Königreich am größten. Die Exporte von Vorarlberg nach Großbritannien generieren eine Wertschöpfung in Höhe von 1,6 Prozent des Regionalprodukts. In den USA bleibe indes das Risiko von protektionistischen Maßnahmen hoch. Generell könne man sagen, so der Ökonom, dass ein harter Brexit bzw. eine amerikanische Zollerhöhung auf europäische Autos spürbare Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung vor allem der industriell starken Bundesländer wie die Steiermark, Vorarlberg und Oberösterreich haben könnte. VN-reh

„2019 werden voraussichtlich alle Bundesländer schwächer wachsen als 2018.“