Conrad Amber setzt sich für Wald und Klima ein

„Pflanze einen Baum, gib ihm einen Namen, sorge dafür, dass er dich überlebt, jetzt, egal wo!“
DORNBIRN Conrad Amber (64) hat sein Lebensmotto schon als Zehnjähriger aktiv umgesetzt. Allein im heurigen Jahr wurde mit Hilfe des Buchautors von „Bäume auf die Dächer – Wälder in die Stadt“ ein riesiger Kräuter-Gehölz-Dachgarten auf dem Kellerlager der Löwen-Brennerei in Au mit mehr als 1000 Pflanzen, darunter 15 Bäume und Sträucher sowie 50 Kräutersorten, gepflanzt. Er berät das Landesstraßenbauamt für natürliche Straßenränder mit Alleen, Hecken und Blühpflanzen. Es entstand ein erfahrbarer Erholungswald auf einem Betriebsgelände im Oberland und eine monotone Grünfläche wurde in einen abenteuerlichen Waldgarten umgewandelt. Auf Conrad Ambers eigenem Grundstück im Hatlerdorf gibt’s einen Waldgarten mit vielen Experimentierflächen. Forschung und Beobachtung von Pflanzengesellschaften und deren Veränderung finden auf Conrad Ambers kleiner Waldfläche mit ca. 400 Bäumen im Emser Ried statt, die er gemeinsam mit seinem Vater gepflanzt hat. „Zahlreiche Initiativen zeigen, dass sich bereits wenige Jahre nach flächigen Aufforstungen etwa in Indien und Afrika das lokale Klima deutlich positiv verändert“, weiß Conrad Amber. „Es regnet wieder weil Wälder Feuchtigkeit verdunsten und Wolken erzeugen, es gibt einen funktionierenden Wasserkreislauf mit Frischwasser und die Fruchtbarkeit eines Landes nimmt dramatisch zu.
Wir müssen uns daher erstens für den Erhalt der bestehenden Wälder einsetzen und daraus richtiges Aufforsten lernen, zweitens weniger Fleisch essen und wenn, dann bewusst nicht von der Soja-Fleischindustrie mit katastrophalen Rodungen kaufen, sondern von regionalen Biobauern.“ Zum Thema Aufforstung im urbanen Raum, auf Dächern, Terrassen und Verkehrsinseln, erklärt Amber: „Ich empfehle heimische Gehölze wie Hainbuche, Traubeneiche, Feldahorn, Walnuss und Edelkastanie, sie sind gut für die heißen, trockenen Sommer gewappnet. So können sich zudem Baumhasel, Platane, Steineiche, Robinie, Blumenesche und Silberlinde ausbreiten wie auch Mehlbeere oder Flügelnuss – sie kommen mit harten Stadtbedingungen gut zurecht. In ,essbaren Städten‘ mit guter Luft ist eine gesunde Durchmischung von Flach- und Tiefwurzlern sowie Nadel- und Laubbäumen wichtig.“
In Rheintalcity und weltweit
In verstepptem Gebiet wie etwa in Vorarlberger Partnerländern wie Äthiopien (Caritas) oder Kolumbien (Klimabündnis) könnten die „richtigen heimischen“ Bäume die Erde wieder fruchtbar machen, da ihre Wurzeln das Erdreich befestigen und Wasser ziehen, ihre Kronen Schatten spenden, sodass der Boden wieder landwirtschaftlich bzw. nach Prinzipien der Permakultur von Familien und Kleinbauern genutzt werden kann. Conrad Amber: „Die meisten Steppen- und Wüstengebiete waren einst Waldland. Durch die systematische Rodung vielfach aufgrund westlicher Interessen für Rohstoffgewinnung oder Wasserbedarf industrieller Anlagen sind diese Länder verödet. Als Nutzer dieser Rohstoffe tragen wir Mitverantwortung für diese Verwüstung. Drehen wir das nicht aktiv und gemeinsam mit den Menschen vor Ort um, können wir uns aus eigenem Verschulden auf Abermillionen Klimaflüchtlinge einstellen. Jeder Einzelne von uns kann Einfluss auf unser Mikro-Klima nehmen“, betont Conrad Amber. „Besonders im Ländle –ein einzelner Baum vor dem Haus kühlt die Umgebungstemperatur merklich herunter, sorgt für einen natürlichen Wasserkreislauf, spendet uns vom feinen Giftstaub gefilterte Luft, versorgt uns mit lebenswichtigem Sauerstoff und bietet oftmals einer riesigen Schar von Pflanzen und Tieren Lebensraum. Daher Straßen und Wege zu Alleen umgestalten und Rasen der privaten Gärten und öffentlichen Parks als Blumenwiesen anlegen sowie Monohecken in lebendige Naturhecken mit Blühsträuchern zu Bienenweiden umwandeln. Grüne Schallschutzwände an Straßen errichten.
Wenn wir alle mitmachen, kann Vorarlberg in Europa Vorbild werden mit enormen Vorteilen für Tourismus, Wirtschaft und Bevölkerung. Wir können im Einklang mit der Natur klimaneutral leben, wenn wir wollen – und den Dreh bis in 20 Jahren schaffen. Dann werden wir Vorarlbergs Temperatur zumindest auf Barcelona-Niveau halten können.“ VD
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.