Klangvolle Ausbildung auf der Höhe der Zeit

Markt / 26.08.2019 • 22:16 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wendelin Eberle bespricht mit den Lehrlingen Karl Görnitz und Dana Nilson die Besonderheiten bei der Produktion von Orgelpfeifen. HHS
Wendelin Eberle bespricht mit den Lehrlingen Karl Görnitz und Dana Nilson die Besonderheiten bei der Produktion von Orgelpfeifen. HHS

Wendelin Eberle für Preis der Hans Huber Stiftung nominiert.

Schwarzach Genügend Lehrlinge zu finden ist auch für Rieger Orgelbau eine Herausforderung. Aber die Ausbildung der Jugendlichen sei elementar, weil es die Zukunft der Firma sichere. „Es ist für mich auch eine gesellschaftliche Verpflichtung. Ich kann Betriebe nicht verstehen, die sagen, es rentiert sich nicht auszubilden. Hätte es uns niemand gezeigt, hätten wir den Beruf nicht erlernt und dann gäbe es die Firma heute nicht mehr“, sagt Inhaber Wendelin Eberle.

Seine Lehrlinge arbeiten klangvoll und international, und er hat mit Mut und Leidenschaft ein Unternehmen durch schwierige Zeiten geführt: Wendelin Eberle ist deshalb für den renommierten Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung nominiert.

Als Wendelin Eberle nach der Jahrtausendwende die Firma übernahm, sah die Zukunft alles andere als vielversprechend aus: So gut wie keine Aufträge mehr, wenig Interesse an Lehrstellen, scheinbar keine Hoffnung. Doch Eberle habe nicht lockergelassen, sagt Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung. „Seine Offenheit den Kunden gegenüber und die hohe Qualität der Arbeit haben überzeugt. Zudem wusste er damals, dass das Unternehmen keinen Bestand haben wird, wenn er nicht konsequent auf die Lehrlingsförderung setzt.“ Zudem arbeite Eberle eng mit Schulen zusammen. Mit Erfolg: Heute kommen Lehrlinge auch von weit her – zum Beispiel aus Deutschland oder sogar Polen. Eine derart vielfältige Ausbildung wie bei Rieger sei selten anzutreffen, sagt Fiechter. Außerdem habe sich das Unternehmen beim Berufsnachwuchs mit unkonventionellen Maßnahmen einen einzigartigen Namen gemacht. „Sie profitieren sogar von einer betriebsinternen Musikschule mit eigenem Organisten, die eigentlich gar nicht zum Ausbildungsprogramm gehört, aber ein entscheidender Pluspunkt ist.“

Auf der Höhe der Zeit

Das Unternehmen hat seit der Übernahme durch Wendelin Eberle die Mitarbeiterzahl von 38 auf 65 steigern können. Das hat laut Fiechter auch damit zu tun, dass eine Orgel heute eine Kombination von Handwerk und Hightech sei: „Das macht die Nischenbranche auch interessant.“ So erarbeite die eigene Entwicklungsabteilung Computerprogramme, dank denen Orgeln beispielsweise mit einem elektronischen Assistenten ausgestattet werden. „Für Lehrlinge ist das spannend, denn Rieger ist mit einem klassischen Produkt auf der Höhe der Zeit.“ Das hat übrigens auch einen jungen Geschäftsmann in China begeistert. Er hat sich bei Wendelin Eberle gemeldet, um in China noch stärker aktiv zu werden. Nach anfänglichem Zögern hat Eberle in eine Partnerschaft eingewilligt und wollte ihn in Schwarzach ausbilden. Das sei jedoch gar nicht so einfach, weil die Gesetzgebung einen „Teufelskreis“ bewirke. „Damit wir ihn ausbilden können, braucht er eine Aufenthaltsbewilligung. Diese bekommt er nur, wenn er eine fixe Arbeitsstelle hat. Das ist ein Blödsinn.“ Christian Fiechter ist beeindruckt, dass Eberle immerhin einen Weg fand, den Chinesen fürs Erste im Rahmen eines Kurzpraktikums auszubilden, betont aber: „In solchen Fällen müsste der Staat wesentlich wirtschaftsfreundlicher und flexibler sein.“

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