Kommt jetzt die Rezession?

Markt / 24.10.2019 • 18:26 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Kommt jetzt die Rezession?

Bregenz Das hat man in Deutschland lange nicht mehr gesehen: Eine „technische Rezession“ ist im Anmarsch. Darunter verstehen Ökonomen den Rückgang der Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Das zweite Quartal sah ein BIPMinus um 0,1% zum Auftaktquartal. Für das beendete dritte Quartal liegen bislang noch keine vollständigen Zahlen vor. Allerdings fühlt sich die Lage nicht wie eine Rezession an. Der Arbeitsmarkt meldet Positivrekorde, die öffentlichen Haushalte erzielen Rekordeinnahmen, und die globalen Aktienmärkte liegen in Schlagweite zu deren Allzeithochs oder haben diese sogar wieder erreicht.

Schwäche geht von Industrie aus

In weiten Teilen der Öffentlichkeit haben sich die negativen Nachrichten noch nicht herumgesprochen. Das Lebensgefühl in Deutschland ist Aufschwung, nicht Rezession. Ein Grund hierfür: Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor auf Rekorde getrimmt. Im September blieb die bundesweite Arbeitslosenquote bei 5,0%, die Zahl der Beschäftigten stieg sogar um 10 Tsd. Personen an. Andernorts schlagen die Seismographen aber schon aus. Unlängst meldete die Bundesagentur für Arbeit, dass in Süddeutschland in Gegenden mit starker Abhängigkeit von der konjunktursensiblen Metall- und Elektroindustrie die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr steige. Namhafte Unternehmen der Branche haben angekündigt Stellen abzubauen.

Industrie macht Konjunktur. Nun ist beileibe nicht alles Industrie. Rund 75% der Wertschöpfung kommt aus anderen Wirtschaftszweigen. Aber in Deutschland treibt vor allem die Industrie das Auf und Ab der Konjunktur. Seit 1960 war es stets so, dass ein Einbruch der Industrieproduktion einen Rückgang des BIP nach sich zog. Meistens in der Größenordnung von 1% des jährlichen BIP.

Fiskalpolitik gefordert. Eine Vollblutrezession ist keineswegs zwangsläufig. Aber mit dem Politikversagen in Sachen Brexit, einer im Negativzinsumfeld wenig wirksamen Geldpolitik wächst die Gefahr. Einstweilen dürfte ihr hoher Auftragsbestand die Unternehmen schützen, so dass für 2019 und 2020 für die

Gesamtwirtschaft bislang zwar von einer längeren Konjunkturschwäche, aber noch nicht von einer Rezession ausgegangen werden kann. Spannend bleibt auch das weitere Verhalten des US-Präsidenten. Vor allem auch wegen anstehender Wahlen in 2020.

karl-heinz.strube@hypovbg.at, Karl-Heinz Strube, CEFA, CIIA, Leiter Asset Management bei der Hypo Vorarlberg Bank AG

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