Die Zukunft kommen hören

Infineon-Vorstandschefin Sabine Herlitschka referiert beim 36. Vorarlberger Wirtschaftsforum.
Schwarzach Sie ist klug, ehrgeizig und trägt ein Innovations-Gen in sich: Sabine Herlitschka, Jahrgang 1966, seit fünf Jahren Vorstandschefin der Infineon Technologies Austria AG. Ein Beispiel dafür, dass Frau und Technik kein „Paar linke Schuhe“ sind.
Sabine Herlitschka wird zum Vorarlberger Wirtschaftsforum die Digitalisierung sowie deren Chancen unter die Lupe nehmen und sagt: „Wandel war noch nie so schnell und wird nie wieder so langsam sein.“ Die Digitalisierung brauche eine Veränderung der Arbeitswelt und bringe diese auch mit sich. Das ist eigentlich nichts Neues, denn in jeder Phase der Industrialisierung wandelten sich die Berufsbilder ebenso – der Dreher beispielsweise wurde zum CNC-Spezialisten. Für Mechatroniker oder Elektrotechniker ist es heutzutage überlegenswert, sich zum Servicetechniker Robotik weiterbilden zu lassen. Diese sind für die Installation, Wartung, Reparatur oder Umrüstung der immer häufiger eingesetzten Industrieroboter verantwortlich. Die Digitalisierung kommt, weil diese Vorteile „im Gepäck“ hat. Und darauf muss sich eingestellt, Menschen wie Maschinen dafür entsprechend gerüstet werden. Und genau das tun die Infineon-Verantwortlichen.
Infineon ist eines der forschungsstärksten Industrieunternehmen Österreichs. Gesetzt wird auf den Ausbau lokaler Kompetenzen und weltweiter Forschungsaufgaben im Zukunftsfeld Hochfrequenztechnologie. Infineon hilft so bei Entwicklung und Bau von sauberen, sicheren und intelligenten Fahrzeugen. Unternehmensanspruch ist es weiter, dafür zu sorgen, dass Geräte im Internet der Dinge schnell und zuverlässig kommunizieren – mit dem Menschen und untereinander.
Hochmodernisierte Fabrik
Damit Lösungen für diese wichtigen Zukunftsmärkte entwickelt werden wird kräftig investiert. So ist etwa am Standort Villach das weltweite Infineon-Kompetenzzentrum für Leistungselektronik beheimatet. Im Mittelpunkt steht dort die Entwicklung von immer kleineren und energieeffizienteren Chips für Anwendungen in der Automobil-, Industrie- und Konsumentenelektronik. Ende 2018 erfolgte der Spatenstich für eine Leistungselektronik-Chipfabrik sowie die Schaffung neuer Flächen für Forschung & Entwicklung. Das Hightech-Unternehmen investiert in die Erweiterung am österreichischen Hauptsitz Villach über 1,6 Milliarden Euro. Mitte 2020 soll das Forschungsgebäude fertig sein, und die Chip-Fabrik startet im ersten Halbjahr 2021 mit der Produktion. In der Fabrik sollen 400 neue Arbeitsplätze entstehen. Eine Zahl, die die Vorstandschefin immer wieder gerne nennt: Dieser Fakt untermauere, dass auch in einer hochautomatisierten, zum Teil digitalisierten Fabrik zukunftsorientierte Arbeitsplätze entstehen können. „Wir zeigen, dass wir auch mit Automatisierung und Digitalisierung Arbeitsplätze schaffen. Arbeitsplätze, die in diesem Umfeld notwendig sind. Instandhalter zum Beispiel oder Leute, die mit Daten umgehen können – sogenannte Data Scientists – genauso wie Robotertrainer. Das sind Beispiele für Jobprofile der Zukunft“, merkte Herlitschka in einem Interview an.
Forschung im Blut
Täglich dazu beitragen, dass die Welt mit Technologie intelligent ‚ein bisschen besser‘ wird, ist Reiz und Herausforderung zugleich für die Powerfrau. Das Thema Forschung hat Sabine Herlitschka im Blut: Vom Studium bis zum Eintritt bei Infineon war sie vorwiegend im Forschungsbereich tätig, und auch bei Infineon ist dieses Thema das eigentliche Geschäftsmodell. Die theoretischen Grundlagen hat sie dabei natürlich in der Ausbildung erworben, „am meisten habe ich aber von Persönlichkeiten in der Praxis gelernt. Ich habe hervorragende und weniger gute Beispiele erlebt. Aus beidem kann man lernen“, antwortete sie auf eine Frage nach ihrer Ausbildung. Neugierde, Begeisterung und allen voran eine gute Ausbildung sind die Komponenten für Herlitschkas Erfolgsrezept. Man müsse sich etwas trauen und ausprobieren, seine Grenzen ausloten – der berühmte Blick über den Tellerrand, sei es inhaltlich oder geografisch, lohne sich.
Innovativ
Innovation ist bei Infineon Programm – so wie die Millioneninvestition unter anderem in Villach in eine Standorterweiterung sowie in Forschung und Entwicklung unterstreicht. Bereits 2014 wurde viel Geld in die Hand genommen und erweitert. „„Pilotraum Industrie 4.0“ nennt sich der neue Gebäudeverbund, der Ende 2015 eröffnet wurde. Dieses Herzstück des hochmodernen Gebäudeverbunds setzte ein in Österreich neuartiges Konzept der vernetzten und wissensintensiven Fertigung um. Mit dem Pilotraum habe Infineon bei Industrie 4.0 eine Vorreiterrolle in Österreich eingenommen und gleichzeitig mit wissensbasierten Produktionsmethoden seine Wettbewerbsfähigkeit in einem globalisierten Marktumfeld gestärkt, erklärte Herlitschka dazu. Und unter der Leitung von Infineon Austria startete 2015 das Europäische Forschungsprojekt PowerBase, während die nächste Generation von Energiesparchips für den industriellen Masseneinsatz in Smartphones, Laptops und vielen weiteren Anwendungen entwickelt und die Pilot-Produktion gestartet wurde. Im September 2018 wurde resümiert, dass PowerBase die wesentlichen Voraussetzungen dafür geschaffen hat, die neuen Halbleiter reif für die industrielle Massenfertigung zu machen.
Neues Projekt
In der von der EU im Rahmen des Horizon-2020-Projekts PIEDMONS geförderten Zusammenarbeit zwischen Infineon und den Forschungspartnern Universität Innsbruck, ETH Zürich und der Interactive Fully Electrical Vehicles SRL aus Italien loten Ingenieure und Forscher seit 2018 gemeinsam aus, wie Ionenfallen mittels Halbleiter-Fertigungstechnologien gebaut werden können und welche Quantenchip-Architekturen besonders von der erhöhten Präzision und Skalierbarkeit moderner Halbleiterfertigung profitieren. Die Forscher zielen auf die Herstellung robusterer Quantensysteme und die Miniaturisierung des Gesamtsystems mittels on-chip Integration der nötigen Elektronik. On-chip bedeutet, dass die neu entwickelte Elektronik direkt neben dem Quantensystem eingebaut wird. Die Vision lautet: Quantencomputer sollen erstmals portabel werden. Schaut man sich die Wachstumszahlen von Infineon an, dann gilt wohl, dass die Zukunft denen gehört, die sie kommen hören.

Andreas Bierwirth Der Vorstandsvorsitzende ist mit Magenta Telekom als erster Anbieter in Österreich ins 5G-Zeitalter gestartet. Das Unternehmen zählt rund 2500 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 1,055 Milliarden Euro. Zuvor war Bierwirth Finanzvorstand der Austrian Airlines und Chef des Lufthansa-Billigfliegers Germanwings.

Didier Cuche Der Schweizer Skirennläufer wird auch Kaiser von Kitzbühel genannt. Fünf Mal war er auf der legendären „Streif“, seiner Lieblingsabfahrt, erfolgreich, so oft wie sonst kein Rennläufer. Risiko gehörte für den Walliser zum Berufsbild. Heute ist er sowohl als Markenbotschafter als auch als Coach und Berater im Nachwuchsbereich des Skisports tätig.

Joschka Fischer Der ehemalige Vizekanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland führte die Grünen sowohl in die erste Regierungsbeteiligung auf Landesebene (Hessen) als auch auf Bundesebene. Fischer ist Gründungsgesellschafter von Joschka Fischer & Company, der politischen Strategieberatung für Unternehmen und Organisationen.

Alexander Graf Der E-Commerce-Experte weiß, wie sich Geschäfts- und Handelsmodelle durch intelligente Software, verknüpfte Märkte und neue, enorm schnell lernende Unternehmensformen verändern. In diesem Feld hat er
u. a. die Otto Group, Gruner + Jahr und Markenhersteller wie Vitra beraten. Außerdem ist er Herausgeber des renommierten Blogs Kassenzone.

Andreas Perotti Der Marketingdirektor des oberösterreichischen Luftfahrtkonzerns FACC AG koordiniert alle Kooperationen im Bereich „Urban Air Mobility“. Dazu zählen die autonom fliegenden Lufttaxis. Vor seinem Einstieg in die Aerospace-Industrie war er in leitenden Funktionen in der Telekommunikation, bei Agenturen und im öffentlichen Bereich tätig.

Hans Joachim Reinke Der Vorstandsvorsitzender wurde bereits 2004 Mitglied des Vorstands der Union Investment Gruppe. Die deutsche Fondsgesellschaft verwaltet rund 350 Milliarden Euro an Kundenkapital. Seine berufliche Laufbahn startete der Veranlagungsexperte 1987 bei der Volksbank und absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann.
36. Vorarlberger Wirtschaftsforum
Thema Risiko
Wann Donnerstag, 14. November 2019
Wo Festspielhaus Bregenz
Preis 330 Euro zuzgl. USt.
Firmenbonus Bei einer gemeinsamen Anmeldung ab fünf Personen 275 Euro zuzgl. USt. pro Person. Es kann nur ein Rabatt pro Firma in Anspruch genommen werden.
Anmeldung wirtschaftsforum.vn.at
Information Russmedia, Telefon 05572/501-727, kristjani.balasko@russmedia.com
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