Gerhard Bertsch stellt den Motor ab

Peugeot-Händler im Bezirk Bludenz schließt wegen Fachkräftemangels den Betrieb.
Bürs Gerade sind den österreichischen Peugeot-Händlern die Auswertungen der regelmäßig durchgeführten Kundenzufriedenheitsdaten zugesendet worden. Der Bürser Peugeot-Händler Gerhard Bertsch hätte allen Grund, sich darüber zu freuen: Unter 156 Betrieben im gesamten Bundesgebiet ist sein Unternehmen die Nummer eins. Nicht zum ersten Mal. Aber sicher zum letzten Mal. Denn der Autohändler schließt Ende des Jahres den Betrieb, seine Kunden hat er bereits informiert: Grund ist, so Bertsch im Gespräch mit den VN, „der extreme Fachkräftemangel, der auch unsere Branche betrifft. Seit drei Jahren suche er fachlich versierte Kfz-Techniker, berichtet er, „aber der Arbeitsmarkt ist leer“.
Zu wenig Mitarbeiter
Damit aber nicht genug: Nicht nur, dass Bertsch keine geeigneten Mitarbeiter finden konnte, im Gegenteil, es wurden auch noch Mitarbeiter abgeworben, außerdem gab es Kündigungen, erzählt der gelernte Kfz-Techniker, dessen Firma über Jahre stetig gewachsen ist und der den Betrieb im Bürser Gewerbegebiet deshalb auch kontinuierlich ausbaute. So wurde das Autohaus, das im Jahr 2002 als erstes Peugeot-Autohaus in der herstellerintern “Blue Box Design” genannten “Architektur Corporate Identity” errichtet wurde, im Jahr 2015 durch den Bau einer neuen Halle mit Spurvermessung, Direktannahme, Übergabehalle und weiteren Lagerplätzen für viele Ersatzteile erweitert. Zwei Jahre später folgte der Umbau des automobilen Schauraumes nach den neuen Vorgaben der Firma Peugeot. Doch ohne entsprechende Mitarbeiter, so Bertsch, fruchte das alles nicht. Der Mitarbeitermangel und die damit verbundenen Mühen führten in den vergangenen Monaten zu intensiven Überlegungen in der Familie Bertsch, deren Ergebnis die Schließung des bis dato erfolgreichen Peugeot-Standortes im Bezirk Bludenz ist.
Mindestpersonalstand
Der Fachkräftemangel im Autohaus Bertsch hat nämlich nicht nur Mehrarbeit für die noch bestehende Mannschaft zur Folge, sondern hat auch Konsequenzen für den Händler- und Werkstättenvertrag, wie Bertsch erklärt: „Im Vertrag ist auch der Mindestpersonalstand festgeschrieben. Und den erfüllen wir nicht mehr.” Wie die vielen Kunden des Autohauses künftig betreut werden, könne er nicht sagen. Das sei Sache von Peugeot Austria. Er versichert aber, dass der Fahrzeugimporteur an einer Lösung arbeite, denn der nächste Peugeot-Händler samt entsprechender Werkstätte für die Kunden im Bezrik Bludenz befindet sich in Götzis.
„Sind offen für Gespräche mit regionalen Autohäusern, die Peugeot aufnehmen wollen.“
Christoph Stummvoll, Sprecher PSA Groupe
Gerhard Bertsch wird auch seine Firmenliegenschaft verkaufen. “Wir haben heute einen Termin mit Interessenten, was Genaues darf ich dazu aber momentan nicht sagen,” so Bertsch. Auch was der 57-Jährige in Zukunft macht, lässt er noch im Dunkeln. Die Mitarbeiter dürften in der Branche schnell wieder unterkommen, denn nicht nur sein Betrieb habe existenziell mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Er wisse von mehreren Kollegen, die ebenfalls mit dem Rücken zur Wand stehen.
Wie es für die Peugeotfahrer in Südvorarlberg weitergeht, weiß Christoph Stummvoll, Sprecher der PSA-Groupe in Österreich. Er legt Wert darauf, dass “die Peugeot Autotechnik Bertsch GmbH in Bürs sich selbst entschlossen hat, ihre bisherigen Geschäftstätigkeiten mit der Marke Peugeot und die erfolgreiche Partnerschaft mit uns auf eigenen Wunsch zu beenden”. Man arbeite derzeit an einer zufriedenstellenden Lösung für die Kunden in dieser Region. “Wir sind auch offen für Gespräche mit Autohäusern in der Region, die die Marke Peugeot in ihrem Betrieb neu aufnehmen möchten.” Bis ein neuer Partner gefunden ist, verweist Stummvoll auf die Betreuung in Vorarlbergs anderen Peugeot-Autohäusern.
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