Industrie wirbt nun um die Gunst der Bevölkerung

„Wohlstand groß, Unzufriedenheit auch“: Industriellenvereinigung will in den Dialog eintreten.
Schwarzach Im neuen Jahr beschreitet die Industriellenvereinigung Vorarlberg neue Wege und läutet einen Perspektivenwechsel ein. Im Fokus steht dabei ein verstärkter Dialog mit der Bevölkerung. Nachdem ihre Anliegen in der Vergangenheit hauptsächlich an die Politik adressiert waren, soll es nun um die Menschen gehen.
Im vergangenen halben Jahr wurden dazu mit dem Verhaltensökonomen Gerhard Fehr Hunderte Vorarlberger befragt und zum Dialog eingeladen. Entstanden ist ein Zukunftsbild, das unter dem Motto „Unsere Industrie ist für die Menschen da“ steht. „Es zeigt, mit welchen Themen sich unsere Betriebe für die Menschen in Vorarlberg einsetzen“, sagt IV-Präsident Martin Ohneberg im VN-Gespräch.
Durch diese insgesamt zwanzig Themenbereiche soll die Akzeptanz für die Industrie und ihre Anliegen insgesamt erhöht werden. „Wir müssen in der Breite der Bevölkerung für noch mehr Verständnis werben“, sagt Ohneberg. Denn die Rahmenbedingungen seien „alles andere als einfach.“ Nicht nur aufgrund konjunktureller Sorgen und politischer Unsicherheiten, sondern auch aufgrund von gesellschaftlichen Entwicklungen. „Auch wenn der Wohlstand gesamthaft gesehen so groß ist wie nie zuvor, gibt es eine große Unzufriedenheit bei vielen Menschen. Dies ist auch in Vorarlberg klar feststellbar. Das sage ich als Unternehmer und damit grundsätzlicher Optimist“, begründet der Präsident die Dialogoffensive.
Wenig Verständnis in der Bevölkerung gebe es beispielsweise für Betriebserweiterungen. Das haben zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit gezeigt. „Verschiedene Projekte standen massiv in Diskussion“, sagt Ohneberg. Auch deshalb sei es so wichtig, den Menschen zu erklären, warum es bestimmte Dinge brauche. „Wir zahlen die höchsten Gehälter, setzen uns für das Gemeinwohl ein, sponsern Sportvereine, investieren in die Gesundheitsvorsorge der Mitarbeiter und letztlich stellen wir sichere Arbeitsplätze zur Verfügung. Aber wir müssen auch investieren können“, so der Präsident.
Gesunde Wirtschaft unabdingbar
Die Wünsche an die Politik bleiben aber ungeachtet dessen aufrecht. „Es braucht noch mehr Mut und Leadership“, sagt IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher. Vor allem sehe man das Land noch deutlich stärker in der Pflicht zu steuern. Der türkis-grünen Bundesregierung bescheinigt die IV viele wirtschaftsfreundliche Ansätze. Aber eines sei klar, sagt Ohneberg: „Ohne gesunde Wirtschaft sind viele Wünsche nicht umsetzbar.“
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