Industriekonjunktur: Positiv mit Unsicherheiten

Markt / 03.02.2020 • 15:15 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Industriekonjunktur: Positiv mit Unsicherheiten
Die Nahrungs- und Genussmittelbranche (im Bild: Produktion bei Rauch) sieht sehr positiv in die Zukunft und rechnet mit anhaltend guter Auftragslage. FA

Vorarlberger Industrie geht mit vorsichtigem Optimismus in die nächsten Monate. Wenn nicht noch was passiert.

Dornbirn Gegen Ende des vergangenen Jahres lichtete sich die Stimmung der Vorarlberger Industrieunternehmen wieder etwas. Das neue Jahr wollten sie positiv beginnen und die Lage schätzten sie deutlich besser ein als drei Monate zuvor. Doch das war vor Ausbruch des Coronavirus, wie der Obmann der Sparte Industrie, Georg Comploj, bei der Präsentation des Geschäftsklima-Indexes der Vorarlberger Industrie in der Dornbirner Postgarage einschränkte.

Es sind dann auch die geopolitischen Unwägbarkeiten, die dem zur Schau gestellten Optimismus einen Dämpfer verpassten. Denn der Coronavirus wirbelt die gesamte Weltwirtschaft durcheinander. „Wir müssen jetzt beobachten, wie sich das auf die verschiedenen Branchen auswirkt, etwa auf die Automobilindustrie, an der in Vorarlberg viele Zulieferer hängen“, präzisiert Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der WKV. An der Umfrage von Sparte Industrie und Industriellenvereinigung haben sich diesmal 41 Unternehmen mit exakt 24.927 Beschäftigten beteiligt, also eine durchaus belastbare Anzahl. Lediglich die Textilindustrie hat mit lediglich fünf Betrieben und rund 400 Mitarbeitern etwas ausgelassen. So hat sich etwa der Betrieb von Spartenobmann Comploj, Getzner Textil, nicht beteiligt. Nicht aus strategischen Überlegungen, sondern weil die Fragen, so vermutet Comploj, im Jahresendtrubel irgendwo hängengeblieben sind.

„Vorarlberg ist keine industrielle Insel der Seligen, sondern Teil der Weltwirtschaft.“

Georg Comploj, Spartenobmann Industrie WKV

Neben der ständigen Beobachtung der globalen Märkte bleibt die Suche nach Fachkräften wichtigstes Thema der Vorarlberger Großbetriebe. Das zeigen die selbst erhobenen Zahlen, aber auch eine Fachkräfte-Studie des Wirtschaftsberatungsunternehmens EY, die die größten Probleme bei der Rekrutierung im Westen sieht. „Am kritischsten ist der Fachkräftemangel momentan bei Unternehmen in Vorarlberg (35 % haben ‚große‘, 56 % ‚eher große‘ Probleme)“, so Erich Lehner, verantwortlich für den Bereich Mittelstand bei EY. Als eine der Maßnahmen neben mehr Ausbildungsmöglichkeiten in Richtung IT und Digitalisierung sei dringender Handlungsbedarf beim Ausbau der Kinderbetreuung gegeben, damit gut ausgebildete Frauen auch wieder in den Arbeitsprozess integriert werden können. „Betriebliche Einrichtungen sind gut, gefordert ist aber immer noch die öffentliche Hand mit ihren verbesserbaren Betreuungsangeboten“.

Hoffnung macht sich die Industrie, dass die Vorhaben von Landes- und Bundesregierung, nämlich Steuern zu senken, Bürokratie zu reduzieren, Innovation, Ausbildung und Ökologisierung zu fördern, umgesetzt werden. „Die noch stärkere Betonung von Nachhaltigkeit bietet viele Chancen“, ist Comploj überzeugt, denn er sieht die heimischen Betriebe schon gut auf dem Weg. Wenn er sich noch was wünschen könnte, dann die Beschleunigung von Verfahren, „die zwar im Land relativ flott gehandhabt werden, österreichweit aber zunehmend Anlass für Ärger sind.“

Branchenergebnisse

Metallindustrie 67 Prozent der metalltechnischen Betriebe bezeichnen die aktuelle Geschäftslage als „gut“. 55 Prozent sind mit der Ertragssituation zufrieden, 54 Prozent rechnen aber mit sinkenden Verkaufspreisen in den nächsten sechs Monaten.

Nahrungs- und Genussmittel 92 Prozent der teilnehmenden Firmen beurteilen die Geschäftslage als „gut“ und alle Unternehmen rechnen auch mittelfristig mit guter Auftragslage. 61 Prozent planen in den nächsten Monaten mehr Mitarbeiter einzustellen.

Textilindustrie Nicht so positiv wie andere Sparten sehen die Textiler die unmittelbare und mittelfristige Zukunft. 74 Prozent berichten über fehlende Auslandsaufträge und 67 Prozent klagen über die schwache Ertragssituation. Der Mitarbeiterstand wird gehalten.

Elektro- und Elektronikindustrie Die Firmen im Bereich Elektro- und Elektronikindustrie gehen maßvoll positiv ins neue Jahr. 51 Prozent sind mit der Geschäftslage zufrieden, kein Unternehmen bezeichnet sie als schlecht. 34 Prozent hoffen auf eine Verbesserung der Ertragslage im ersten Halbjahr.

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