Positiv, aber unsicher

Vorarlberger Industrie geht mit vorsichtigem Optimismus in die nächsten Monate.
Dornbirn Gegen Ende des Jahres 2019 hellte sich die Stimmung der Vorarlberger Industrieunternehmen wieder etwas auf. Das neue Jahr wollten sie positiv beginnen und die Lage schätzten sie deutlich besser ein als drei Monate zuvor. Doch das war vor Ausbruch des Coronovirus, wie der Obmann der Sparte Industrie, Georg Comploj, bei der Präsentation des Geschäftsklima-Indexes der Vorarlberger Industrie in der Dornbirner Postgarage einschränkte. Immerhin stieg der Index von 22,6 auf 29,9 Prozent Punkte auf ein solides Niveau.
Ein Dämpfer für Optimisten
Es sind aber die geopolitischen Unwägbarkeiten, die dem Optimismus einen Dämpfer verpassten. Denn das Coronavirus wirbelt die gesamte Weltwirtschaft durcheinander. „Wir müssen jetzt beobachten, wie sich das auf die verschiedenen Branchen auswirkt, etwa auf die Automobilindustrie, in der in Vorarlberg viele Zulieferer hängen“, präzisiert Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der WKV. An der Umfrage von Sparte Industrie und Industriellenvereinigung haben sich diesmal 41 Unternehmen mit exakt 24.927 Beschäftigten beteiligt, also eine durchaus belastbare Anzahl. Lediglich die Textilindustrie hat mit fünf Betriebe mit rund 400 Mitarbeitern etwas ausgelassen. So hat sich etwa der Betrieb von Spartenobmann Comploj, Getzner Textil, nicht beteiligt, „weil der Fragebogen irgendwo untergegangen ist“.
Neben der ständigen Beobachtung der globalen Märkte bleibt die Suche nach Fachkräften wichtigstes Thema der Vorarlberger Großbetriebe. Das zeigen die selbst erhobenen Zahlen, aber auch eine vergangene Woche veröffentlichte Fachkräfte-Studie des Wirtschaftsberatungsunternehmens EY, die zu folgendem Schluss kommt: „Am kritischsten ist der Fachkräftemangel momentan bei Unternehmen in Vorarlberg (35 % haben ,große‘, 56 % ,eher große‘ Probleme)“, so Erich Lehner, verantwortlich für den Bereich Mittelstand bei EY. Als eine der Maßnahmen neben mehr Ausbildungsmöglichkeiten in Richtung IT und Digitalisierung sei dringender Handlungsbedarf beim Ausbau der Kinderbetreuung gegeben, damit gut ausgebildete Frauen auch wieder in den Arbeitsprozess integriert werden können. „Betriebliche Einrichtungen sind gut, gefordert ist aber immer noch die öffentliche Hand mit ihren verbesserbaren Betreuungsangeboten“.
Hoffnung macht sich die Vorarlberger Industrie, dass die Vorhaben von Landes- und Bundesregierung, nämlich Steuern zu senken, Bürokratie zu reduzieren, Innovation, Ausbildung und Ökologisierung zu fördern, umgesetzt werden. Wenn er sich noch was wünschen kann, dann die Beschleunigung von Verfahren, „die zwar im Land relativ flott gehandhabt werden, österreichweit aber zunehmen Anlass für Ärger sind“. VN-sca
„Vorarlberg ist keine industrielle Insel der Seligen, sondern Teil der Weltwirtschaft.“