Urbane Seilbahnen als Lösung für verstopfte Städte

ÖVP und Grüne im Regierungsprogramm: Seilbahnen sollen städtischen Verkehr entlasten.
Schwarzach, Wolfurt Im Regierungsprogramm der schwarz-grünen Bundesregierung ist im Kapitel „Klima-faire Zukunft in Luftfahrt, Schifffahrt, Seilbahnwesen“ auf Seite 136 zum Thema „Seilbahnen“ vermerkt, „Anreize für Innovation in der Seilbahnwirtschaft, vor allem im urbanen Raum (Stadtseilbahn)“ schaffen zu wollen. Für den Wolfurter Seilbahnhersteller Doppelmayr ein politischer Vorsatz, der sich langfristig auszahlen könnte. Aber auch wenn in Europa inzwischen eine Reihe von Projekten in Diskussion sind, mahnte Michael Doppelmayr im Herbst 2019 Geduld ein: „Seilbahnen stehen zwar mittlerweile bei Städteplanern mehr im Fokus, aber es wird schon noch Zeit brauchen.“
Linz in den Startlöchern
Auch wenn Österreichs Städte nicht mit der bolivianischen Hauptstadt La Paz zu vergleichen sind, gibt es schon sehr konkrete Überlegungen für die wortwörtlich „abgehobenen Verkehrslösungen“. Beispielsweise in Linz, wo man die Regierung beim Wort nehmen will. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde der Bau einer 8,4 Kilometer langen Seilbahnverbindung vorgeschlagen. „Sie ist eine erstzunehmende Alternative zum Pkw-Verkehr. Auch wenn sie belächelt wird, stellt diese alternative Fortbewegungsvariante ein Nahverkehrsmittel der Zukunft dar“, ist sich Bürgermeister Klaus Luger sicher und weiß auch die anderen Rathausparteien hinter sich. Immerhin könnten so pro Stunde 5500 Passagiere befördert werden – ohne Stau, ohne Feinstaub, mit elektrischer Energie.
Positiv sehen auch die Stadtmütter und -väter im nahegelegenen Kempten eine Stadtseilbahn. „Wir müssen beim Nahverkehr kreativer denken. Deshalb stehe ich Ideen für Seilbahnprojekte aufgeschlossen gegenüber“, argumentiert der bayerische Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) eine Förderung von 50.000 Euro für eine Studie zur Stadtseilbahn, die den Hauptbahnhof mit der Allgäuhalle, dem archäologischen Park und der Innenstadt verbinden soll, die in Kempten parteiübergreifend begrüßt wird.
„Wir müssen Nahverkehr kreativer denken. Ich stehe der Stadtseilbahn aufgeschlossen gegenüber.“
Hans Reichart, Verkehrsminister Bayern
Eine Studie hat auch die Stadt München in Auftrag gegeben. Dort steht eine zirka 4,5 Kilometer lange Tangentialverbindung über dem Frankfurter Ring zur Diskussion. Während die von der Zürcher Kantonalbank anlässlich ihres 150. Geburtstages versprochene Seilbahn über den See mit baurechtlichen Verzögerungen und einigen Gegnern kämpft, gilt die Bahn in der deutschen Stadt Koblenz als Musterbeispiel einer gelungenen urbanen Seilbahn. Die Bahn, für drei Jahre anlässlich der Bundesgartenschau konzipiert – ist zur Dauereinrichtung geworden. Dort haben sich die Bürger mit einer Unterschriftenaktion dafür eingesetzt, dass die Bahn zur Dauereinrichtung wird.
Auftrieb gibt das Regierungsprogramm auch dem Projekt „Wälderbahn“, also die Kombination einer Seilbahn und einer Stadthochbahn als Verbindung zwischen dem Rheintal und dem Bregenzerwald. Industriellenvereinigungs-Geschäftsführer Matthias Burtscher: „Wir diskutieren unterschiedliche Varianten und die Finanzierbarkeit des Projekts.“
Was für urbane Seilbahnen spricht
Flächenbedarf für den Bau einer Seilbahn wird wenig Fläche benötigt.
Umwelt leise, energiesparend und unabhängig über den übrigen Verkehr schwebend Infrastruktur problemlose Integration in bestehendes ÖPNV-Netz
Baukosten und Bauzeit sind deutlich geringer als z. B. U- oder Straßenbahnbau.