Wirtschaftsfreundlich und praktikabel

Landesrat Marco Tittler setzt Schwerpunkte auf Entbürokratisierung, Wohnen, Innovation und Infrastruktur.
Bregenz 100 Tage ist Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP) nun im Amt. Die politische Arbeit mache ihm Spaß, sagt er. Die Zeit sei aber wie im Flug vergangen. Auch dank der sehr intensiven Einarbeitungszeit und sehr kontroversen Volksabstimmungen gleich zu Beginn. Über das Ja zum Kiesabbau in Altach freute er sich dabei mehr als über das Nein zur Rauch-Erweiterung in Ludesch. Das Ergebnis sei zu respektieren, dennoch bräuchten Betriebe eine Perspektive im Land. Die Wirtschaft sei gut aufgestellt, das würden die Beschäftigten- und Exportzahlen zeigen. Allerdings zeige sich auch, dass ein System durch globale Entwicklungen fragil werden könne.
Seine Schwerpunkte sieht Tittler in den Bereichen Bürokratieabbau, Wohnen, Innovation, Rohstoffe und Infrastruktur. Konkret sollen alle Regelungen auf ihre Wirtschaftsfreundlichkeit und Praktikabilität hinterfragt werden. Eine Deregulierungskommission soll dabei – ausgehend von konkreten Fällen – Verbesserungen entwickeln.
In der Wohnbaupolitik will das Land bis zum Jahr 2024 mindestens 4000 gemeinnützige Wohnungen errichten. Zudem sollen die baurechtlichen Regularien „kritisch überarbeitet“ werden, wie Tittler betont. Wohnen dürfe nicht durch überbordende Vorschriften unnötig verteuert werden. Auch sollen Konzepte wie Mikrowohnungen, Modulbauten oder Mietkaufmodelle getestet werden. Bei der Wohnbauförderung gebe es indes zu viele Boni. „Hier ist eine Reduktion der Komplexität geplant.“
Um die Innovation im Land weiter zu fördern brauche es Räume und Quartiere, die die Kreativität fördern. Beispielgebend sei dabei das Areal rund um Fachhochschule, Postgarage und Campus V in Dornbirn. Zudem will Tittler Forschungskooperationen stärken. „Als Schwerpunkte bieten sich Themen wie Data Science oder Künstliche Intelligenz an.“ Um Fachkräfte auch aus dem Ausland zu rekrutieren, habe man nun die Zielgruppe, die angesprochen werden soll, überdacht. „Das Markenversprechen ist ja, dass Vorarlberg bis 2035 chancenreichster Lebensraum für Kinder ist. Das richtet sich nicht unbedingt an junge Hochschulabsolventen“, ist er überzeugt.
In Sachen Netzausbau lautet das Ziel, bis Ende 2020 eine flächendeckende Versorgung mit 100 Mbit/s zu erreichen. Auch laufe eine Versorgungsanalyse, um die strategische Planung für den weiteren Ausbau zu lancieren. Genauso soll eine Rohstoff- und Deponiestrategie entwickelt werden. „Dabei hat die Erweiterung bestehender Abbauquellen Vorrang vor Neuerschließungen“, so Tittler.
Güterverkehr attraktivieren
Im Thema Nachhaltigkeit plädiert er für die Schaffung einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft. Um den Bahngüterverkehr zu attraktivieren und besser abzuwickeln will das Land an geeigneten Standorten Logistikflächen schaffen und die Zollabwicklung optimieren. Auch gibt es bald Gespräche mit den Verantwortlichen am Güterbahnhof Wolfurt hinsichtlich dem Areal und in weiterer Folge auch zur Straßenführung. „Zunächst müssen wir aber die S18-Entscheidung abwarten“. VN-reh
„Die Einarbeitung fiel angesichts aktueller Herausforderungen kurz, aber intensiv aus.“