Smart Meter: Energiesparer oder Spion?

Bis Ende 2020 werden alte Stromzähler gegen Smart Meter ausgetauscht.
Bregenz In der Zentrale des Vorarlberger Energiekonzerns Illwerke VKW und bei Vorarlberg Netz wird es spannend. Bis 2022 sollte auch Vorarlberg endgültig im neuen Stromzählzeitalter angekommen sein. Das sieht die Regelung der EU vor, die sich damit einen Beitrag zur Energieeffizienz erhofft. „Derzeit arbeiten wir intensiv am Aufbau der internen IT-Systeme, mit denen unsere Monteure die Zähler installieren, die Zähler verwalten, die Verbrauchswerte auslesen und zur Abrechnung weiterleiten, Wareneingangsprüfungen der Zähler vornehmen und vieles mehr. Hier sind wir in der Zielgeraden angekommen“, berichtet der Sprecher des Energiekonzerns, Andreas Neuhauser, über den aktuellen Stand.
In den nächsten Monaten installieren die Illwerke VKW 200 Zähler mit Mobilfunkanbindung in ausgewählten Anlagen, damit das Energieunternehmen IT-Systeme testen kann und allfälligen Bedarf bei der Anpassung der Abläufe erkennt. Parallel dazu startet der Stromversorger zur com:bau mit einer Informationsoffensive. Im Herbst soll der Austausch der Stromzähler dann im ganzen Land starten. Die Mehrheit der Zähler in Vorarlberg wird mit sogenannten PLC-Zählern (Powerline-Communication-Technologie) ausgestattet sein, bei der für die Übermittlung der Verbrauchswerte die Stromleitung genutzt wird. Neuhauser: „Mobilfunkzähler kommen dort zum Einsatz, wo die Distanzen für die PLC-Technologie zu groß sind.“
Vehemente Gegnerschaft
Seit sich EU und die meisten Mitgliedsstaaten für Smart Metering entschieden haben, gibt es auch eine vehemente Gegnerschaft, die in Vorarlberg von dievorarlberger.at organisiert wird. Allerdings führt die Adresse, die von der Initiative genannt wird, ins Leere. Die Smart-Meter-Gegner befürchten vielfältige Auswirkungen, wie sie via Internet und Facebook wissen lassen: Von der Überwachung über Elektrosmog und gesundheitliche Probleme bis zu Fernabschaltung von Strom (Hackerangriffe, Blackout) und Falschmessungen. Auch die Kosten der Umstellung werden als wahnsinnig kritisiert, ebenso fürchten die Gegner Manipulationsmöglichkeiten und Zugriff von außen.
Wer dem Zähler nicht traut, kann sich abmelden. Opt-out heißt das. Doch bislang hält sich die Zahl der Verweigerer in Grenzen, wie Bettina Ometzberger von E-Control mitteilt: „Mit Ende 2018 waren es 1,7 Prozent Opt-out, die Zahlen für 2019 werden derzeit gerade erhoben.“ Bei der E-Control ist auch die Beschwerde- und Schlichtungsstelle für das Smart Metering eingerichtet, doch auch dort sei es ruhig, ebenfalls im Burgenland, wo bereits mit Smart Meter gemessen wird.
Doch auch wenn es wenige sind, die dem als Energieoptimierer gepriesene Lesegerät misstrauen, es gibt sie auch im Land, bestätigt Neuhauser. Wer sich dem Smart Meter verweigert erhält einen neuen Stromzähler, der den verbrauchten Strom wie der bisherige mechanischer Zähler misst. Nur für die Jahresabrechnung oder bei einem Lieferanten- oder Tarifwechsel wird dieser Zählerstand an Vorarlberg Netz übertragen. „Diese Minimaleinstellung wird auf dem neuen Stromzähler am Display angezeigt und darf nicht ohne Zustimmung des Kunden verändert werden“, erklärt Neuhauser. Doch das geht auch mit Nachteilen einher. „Mit der Wahl dieser Option entfallen aber die Vorteile wie die Nutzung einer gemeinschaftlichen Erzeugungsanlage, neue und flexible Stromtarife oder eine monatliche Verbrauchs- und Kosteninformation.“