Schlagabtausch um Milchpreis

Bauernbund mobilisiert gegen Spar. Lebensmittelhändler: „Sind Partner der Landwirte“.
Salzburg, Dornbirn „Der heimische Handel zahlt wesentlich höhere Preise, als im Export erzielt werden können“, stellte Spar-Chef Gerhard Drexel vergangene Woche, angesprochen auf die Preise, die der Handel Landwirten für ihre Produkte bezahlt, fest. Am Freitag fand außerdem ein Gespräch Drexels mit dem österreichischen Landwirtschaftskammer-Präsidenten Josef Moosbrugger und Bauernbund-Obmann Gerhard Strasser statt, das, fragt man die Beteiligten, mal so, mal so interpretiert wird. Für Strasser war es“ernüchtern“, er bezeichnete den Vorarlberger Chef der Handelsgruppe Spar als „Feudalherr, der die Bauern als seine Leibeigenen betrachtet und zum Schweigen bringen will.“
Moosbrugger distanziert sich von dieser Wortwahl, wie er im Gespräch mit den VN betonte. Für ihn sei der Austausch mit Drexel ein „gutes Gespräch gewesen“, er habe dabei auf die Entwicklung hingewiesen, welche die Bauern zunehmend in ökonomische Bedrängnis bringe. Über Preise wurde nicht gesprochen, da weder Moosbrugger noch Strasser dafür ein Mandat haben, stellt der Kammerpräsident fest. Bei Spar vermutet man dennoch, dass Strasser vor allem deswegen verägert war.
Dennoch: Heute, Mittwoch wird der Bauernbund mit der Kraft der Traktoren Spar-Zentralen und Filialen in St. Pölten, Maria Saal, Wörgl, Leoben, Oberwart und quer durch Oberösterreich blockieren. In Vorarlberg können sich Corinna Pölhammer und ihre Mitarbeiter dem Tagesgeschäft widmen, es werden, so Moosbrugger keine Protestveranstaltungen durchgeführt. Er selbst werde „aus Solidarität“ in Wörgl dabeisein.
Freies Spiel des Marktes
Seit der Milchpreis dem freien Spiel des Marktes ausgesetzt ist, so Moosbrugger, werde es auf dem europäischen Markt immer enger: „Es heißt für die Landwirte wachse oder weiche“, das sei fatal, weil die Milch mehr und die Preise immer niedriger werden. Während andere Berufsgruppen eine jährliche Anpassung bekommen, könne der Landwirt durch Expansion nur den Istzustand prolongieren. Er sagt aber auch, dass in Österreich ein anderer Weg eingeschlagen wurde mit den Parametern Regionalität, Nachhaltigkeit und Qualität. Dies gelte es zu erhalten.
Das sieht man auch bei Spar so: Ja, man verhandle derzeit mit den Molkereien. Doch nein, es sei nicht der Handel, der den Bauern die Butter vom Brot nehmen wolle. Preiserhöhungen werden die Lage nicht wesentlich verbessern, „es geht hier um ein großes strukturelles Problem innerhalb der Landwirtschaft, das eigentlich die Politik lösen sollte.“ Es sei Aufgabe von Spar sowohl für die Molkereien (und damit indirekt für die Bauern) als auch für die Konsumenten einen angemessenen Preis zu verhandeln. Leider habe sich bei den Bauern das falsche Gerücht verbreitet, dass die Preisgespräche abgebrochen worden seien. „Das ist falsch!“, betont Spar-Sprecherin Nicole Berkmann gegenüber den VN. Richtig ist, dass man nach wie vor in Verhandlungen mit den Molkereien ist und diese Verhandlungen auch zu einem positiven Abschluss bringen werde. Bereits heute bezahle der Handel den von Bauern geforderten Österreichbonus, weil der Großteil der Milch zu deutlich niedrigeren Preisen ins Ausland verkauft werde. Überhaupt setze der Konzern auf heimische Lebensmittel, wie die Zahlen zeigen. So oder so: Sowohl Spar liegt daran, weitere Gespräche zu führen, auch Moosbrugger setzt auf Dialog. VN-sca
„Österreich setzt auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Das wollen wir weiterhin.“
