Vorarlbergs Firmen kämpfen gegen die Krise

Hygiene, neue Arbeitmodelle, Notservice oder Betriebsschließung wie beim größten Arbeitgeber des Landes, Blum.
Schwarzach Die Maßnahmen, die Vorarlbergs Unternehmen ergreifen, um die Mitarbeiter vor dem Coronavirus zu schützen, sind sehr umfangreich. Neben den Empfehlungen des Bundes setzen sie auch individuelle Maßnahmen, um durch die schwere Zeit zu kommen, die am Dienstag von der Bundesregierung als „schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet wurde. Die Maßnahmen werden drastischer: So beschloss der Höchster Beschlägehersteller Blum, für zwei Wochen zu schließen. „Die Maßnahme wurde von unseren Mitarbeitern gut aufgenommen, sie tragen sie mit“, berichtet Firmenchef Philipp Blum im Gespräch mit den VN.
Heute und am Freitag wird der Betrieb heruntergefahren, danach sind nur noch vereinzelte Mitarbeiter in den Hallen des größten Arbeitgebers des Landes anzutreffen, die Waren versenden bzw. annehmen. Die Entscheidung trifft auch die Zulieferer, etwa den Oberflächenspezialisten Collini. Sollte sich die Lage nicht bessern, zieht Blum die Kurzarbeitsoption. Ebenfalls runtergefahren wird die Produktion neben anderen Firmen, z. B. aus der Baubranche, beim Sportartikel-Produzenten Head in Kennelbach für die nächsten Wochen. Rund 880 Anfragen bzw. Anträge für Kurzarbeit sind inzwischen beim AMS eingegangen, wie AMS-Chef Bernhard Bereuter mitteilt, der wiederholt die Firmen dazu aufruft, diese Möglichkeit zu nutzen, um die Mitarbeiter im Betrieb zu halten. „Im Durchrechnungszeitraum von drei Monaten müssen dann lediglich zehn Prozent der Arbeitszeit geleistet werden.“ In vielen Firmen wird aber, mit höchsten Vorsichtsmaßnahmen, wie die Beispiele unten zeigen, gearbeitet. Die VN hat die Unternehmen aufgerufen, ihre Schutzmaßnahmen bekannt zu geben, auch danach, wie man mit den Mitarbeitern kommuniziert und gegebenfalls auf Fernbleiben von Arbeitskräften reagiert. Wobei, wie das Beispiel Blum zeigt, auch die Schließung der Produktion eine dieser Maßnahmen sein kann, um Corona beizukommen.
1zu1 Prototypen
Dornbirn 1zu1Prototypen hält den Betrieb uneingeschränkt aufrecht und hat sich, so Geschäftsführer Hannes Hämmerle, so organisiert, dass die Mitarbeiter bestmöglich geschützt sind. Generell sehen wir eine deutlich reduzierte Nachfrage. Was mich freut: Wir hatten in den vergangenen Tagen einige Anfragen im Bereich Rapid Tooling von Unternehmen, die bisher Kleinserien bis 100.000 Stück in China produzieren haben lassen. Ich hoffe, dass es zu einer nachhaltigen Rückbesinnung kommt, solche Stückzahlen wieder im DACH-Raum herstellen zu lassen.
Doppelmayr AG
Wolfurt Beim Seilbahnbauer Doppelmayr gibt es regelmäßige Informationen und Updates zu den empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensregeln. Dabei orientiert sich das Unternehmen an den Empfehlungen der Bundesregierung. Meetings und Veranstaltungen sind verschoben oder abgesagt, gleichzeitig nutzen wir verstärkt Telefon- und Video-Konferenzen. Mitarbeiter sind, wenn möglich, von zuhause aus im Homeoffice-Einsatz, auch Sonderzeitmodelle, Schichtarbeit im technischen Büro. Mitarbeiter wurden aufgefordert, die sozialen Kontakte zu minimieren. In der Produktion versucht Doppelmayr den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Arbeitsregelungen wurden in den Abteilungen in Abstimmung mit den Abteilungsleitern und den Mitarbeitern getroffen. Für jeden Mitarbeiter findet sich eine adäquate Lösung.
Bischof Transporte
Feldkirch Von jeder Abteilung ist ein Mitarbeiter in Home-office. Im Falle von Erkrankungen wird getauscht. Zahlreiche Schutzmaßnahmen für unsre Mitarbeiter sind getroffen, um die Sicherung der Lieferkette und vor allem die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten. Wir sind in der Lebensmittel-Transportbranche.Unsere Mitarbeiter müssen größtenteils vor Ort sein. Ist ein Mitarbeiter auffällig, wird Fieber gemessen und er wird nach Hause geschickt. Gibt es Mitarbeiter, die Ängste haben oder anfällig sind, verstärken wir die Schutzmaßnahmen. Wenn machbar, ermöglichen wir Homeoffice. Mitarbeiter werden in dieser Zeit alle gebraucht.
Getzner Textil
Bludenz Getzner Textil hat eine Taskforce eingerichtet, um die Situation genau zu verfolgen und frühzeitig entsprechende Maßnahmen einzuleiten bzw. zu adaptieren, etwa durch Sensibilisierung und aktive Information aller Mitarbeiter eine eigene Intranet-Informationsseite, strenge Schutzmaßnahmen und Hygienevorschriften, strenge Verhaltensvorschriften im Umgang mit Waren aus Risikogebieten sowie strikte Vorgaben bei der Warenannahme, eingeschränkter persönlicher Kontakt, wo möglich Umstellung auf digitale Kommunikation, Notfallpläne für alle Abteilungen zur Aufrechterhaltung des Betriebs. Fokussierung auf die wesentlichen, relevanten und notwendigen Tätigkeiten, um die Aufrechterhaltung der generellen Lieferfähigkeit für Kunden und Projekte sicherzustellen. Im Bereich der Produktion ist Getzner auf die Ressourcen der Mitarbeitenden vor Ort angewiesen. Hier trifft Getzner zahlreiche, strikte Maßnahmen im Bereich der Hygiene sowie in der Organisation (z. B. alternierende Arbeitszeiten, Abstandseinhaltung von zwei bis drei Metern. In den Prozessabläufen stellt ein unbegründetes Fernbleiben die Funktionsfähigkeit des Unternehmens vor große Probleme.
Mondelez GmbH
Bludenz Oberste Priorität ist es, die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter in enger Zusammenarbeit mit globalen Institutionen und lokalen Gesundheitsbehörden zu schützen. Parallel dazu stellt Mondelez die Kontinuität des Geschäfts sicher, um die Kunden weltweit weiterhin zu bedienen. Als Vorsichtsmaßnahme folgt Mondelez der Praxis vieler anderer Unternehmen und Behörden und führt Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter an wichtigen Standorten auf der ganzen Welt durch, einschließlich des Produktionsstandorts in Bludenz.
Rhomberg Gruppe
bregenz Rhomberg-Gruppe-Mitarbeitende im gewerblichen Bereich können sich sicher sein, dass jeder bei Bedarf und Notwendigkeit seinem Arbeitsplatz fernbleiben darf und dass das abgestimmte Fernbleiben selbstverständlich auch keinerlei Konsequenzen haben wird. Im Gegenteil: Wir unterstützen unsere Mitarbeitenden bestmöglich. Mitarbeiter im Büro können bereits heute auf voll digitalisierte und kollaborative (Zusammen-)Arbeitsplattformen zurückgreifen. Daneben gelten die Vorgaben der Gesundheitsbehörden: maximale Hygiene und minimale soziale Kontakte. „Auf den Baustellen halten wir uns ebenso an die staatlichen und institutionellen Vorschriften, hier kommt es daher logischerweise zu Einschränkungen und wir nutzen das Kurzarbeitsmodell. Nichtsdestotrotz unternehmen die Kollegen vor Ort alles, um unsere Kunden zu unterstützen – bspw. durch klare, enge Absprachen mit der Bauherrschaft oder durch die Bildung mobiler Notfalltrupps.“, so Hubert Rhomberg, CEO der Rhomberg Gruppe.