Coronakrise: „Silicon Vorarlberg mehr als ein Werbeslogan“

Dornbirner Firma Graf Elektronik fertigt elektronische Bauteile für „Safedi“-App und Beatmungsgeräte.
Dornbirn Vor dem Firmengebäude der Firma Graf Elektronik in Dornbirn sind alle Parkplätze besetzt. In der Produktion herrscht Hochbetrieb, nur Mitarbeiter aus der Entwicklung und Verwaltung arbeiten teilweise von zuhause. Graf Elektronik ist das, was man einen „Hidden Champion“ nennt. Die hochkomplexen elektronischen Bauteile, die in Dornbirn gefertigt werden, sind in vielen höchst unterschiedlichen Produkten – etwa in Beleuchtungstechnik, in Vermessungsgeräten, Baumaschinen und Verkehrsmitteln – verbaut und garantieren, dass diese präzise und verlässlich funktionieren. „Wir fahren Volllast“, berichtet Geschäftsführer Helmut Feuerstein im Gespräch mit den VN. Gefertigt wird für rund 70 Industriebetriebe im deutschsprachigen Raum, sehr viele in der unmittelbaren Region.
Elektronik für Beatmungsgeräte
Mehr als Volllast wird derzeit aber in der Medizintechnik gefahren. Die Dornbirner liefern die entscheidende Elektronik für Beatmungsgeräte für Schweizer und deutsche Firmen, die derzeit dringendst und weltweit gebraucht werden. Da komme es auf jeden Teil an, da müsse die Lieferkette unbedingt halten, damit den coronainfizierten Patienten möglichst schnell geholfen werden kann, erläutert Feuerstein die Aufgabe, welche die 160 Mitarbeiter mit größtem Engagement wahrnehmen. „Wir haben derzeit nur eine Krankmeldung“, so der Firmenchef, das wäre sogar in normalen Zeiten extrem wenig. Vom Corona-Virus infiziert ist bislang keiner der Graf-Mitarbeiter, wohl auch deshalb weil im gesamten Betrieb die Abläufe aufgrund der geltenden Vorschriften neu aufgestellt wurden. Ein Krisenteam bewertet die Lage laufend und kommuniziert an die Mitarbeiter.
„Wir haben in zwei Tagen und Nächten das erforderliche Elektronikbauteil entwickelt.“
Helmut Feuerstein, Geschäftsführer Graf Elektronik
Auf eine Leistung ist Feuerstein aber besonders stolz. Die Firma arbeitet zusammen mit anderen Vorarlbergern am Abstandshalte-App „Safedi“. „In einer unglaublich kurzen Umsetzungphase haben Vorarlberger Firmen die letzten Wochen zusammengearbeitet und eine Elektronikbaugruppe entwickelt, die hilft den lebensrettenden Abstand in den Betrieben zur Verhinderung der Covid19-Ansteckung einzuhalten. Initiert wurde das Projekt von Christian Beer, Gründer und Geschäftsführer der Heron-Gruppe, der es auch mit aller Kraft zum Laufen gebracht habe. Safedi misst via Blutooth die Distanz zu anderen Safedi-Geräten und schlägt Alarm bei der Unterschreitung des Mindestabstandes. „Unsere Entwickler haben Tag und Nacht daran gearbeitet, die notwendigen Elektronikbauteile herzustellen. Wir haben in zwei Tagen und Nächten das erforderliche Bauteil entwickelt“, so Feuerstein.
Lieferkette aufrechterhalten
„Das zeigt die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft“, hebt er hervor und setzt nach: „Silicon Vorarlberg ist mehr als ein Werbeslogan. Wir haben gezeigt, was wir gemeinsam können.“ So ein Projekt sei ein wichtiges Zeichen in Zeiten von Corona, wo die Zukunft von vielen sehr schwarz gesehen werde. Es sei wichtig, dass produziert werde, dass die Lieferkette aufrecht erhalten werden, denn wenn nur ein Zulieferer ausfalle, funktioniere die Produktion nicht mehr.
Graf Elektronik konnte im vergangenen Jahr wieder wachsen und hat 2019 den Umsatz auf rund 33 Millionen Euro gesteigert. Auch in den ersten Monaten 2020 wuchs Graf um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Auftragseingänge sind im zweistelligen Bereich gestiegen. Doch das sei auch der momentanen Lage geschuldet, „das geht wieder zurück“, so Feuerstein.