Corona: Sommersaison bleibt weiterhin Zitterpartie

Vorarlberger Tourismusbetriebe können noch immer nicht für den Sommer planen.
Bregenz, wien Beruhigung in kleinen Häppchen. Ob das klappt, ist noch unklar. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger probiert es trotzdem – schon als sie eine mögliche bilaterale Lösung mit dem wichtigsten Herkunftsland der Österreich-Urlauber andeutete, hat sie die Rechnung ohne dem Wunschpartner gemacht, nun hat die Regierung abermals für Unsicherheit gesorgt, als plötzlich die Wiedereröffnung nach einer der zahlreichen Regierungspressekonferenzen scheinbar auf Ende Juni terminisiert war. Am Freitag gab es Entwarnung. Die Öffnung erfolge wie vorgesehen und natürlich abhängig vom Verlauf der Coronabekämpfung wie geplant am 29. Mai. Neben diesen atmosphärischen Verunsicherung hängt außerdem die Absage der Festspiele wie eine Gewitterwolke über der Branche. Und auch in diesem Bereich zögern die politisch Verantwortlichen in Wien mit klaren Aussagen.
Nerven liegen blank
Das hat den Hotelliers und der gesamten Tourismuswirtschaft gerade noch gefehlt, liegen doch so schon die Nerven blank. Rund 1000 Hotelbetriebe sind im Land aktiv, dazu kommen über 1500 Gastronomiebetriebe – alles in allem arbeiten über 15.000 Menschen alleine in diesen Betrieben, dazu kommen jene aus der touristischen Infrastruktur. Die Gäste kommen zu über zwei Dritteln aus den Nachbarländern Schweiz und Deutschland.
Urlaub in Bayern als Empfehlung
Landeshauptmann Markus Wallner, derzeit Vorsitzender der Internationalen Bodenseekonferenz, hat versprochen, auf die Regierungskollegen in den Nachbarländern einzuwirken. Doch die zeigen sich zumindest derzeit noch nicht bereit, auf die Avancen einzugehen. So schaut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, ein Machtpolitiker alter Schule, zuerst auf die eigene Klientel und rät den deutschen Landsleuten „wer Österreich genießen will, der kann das auch in Bayern tun“. Auch viele potentielle Urlauber aus dem Nachbarland sehen das so. Rund die Hälfte der Deutschen sind heuer nicht für einen Urlaub über der Grenze, wie die Bild-Zeitung aus einer Umfrage zitiert.
„Wer Österreich genießen will, der kann das auch in Bayern tun. Da kann man mit gutem Gewissen hinfahren.“
Markus Söder, Ministerpräsident Bayern
Landeshauptmann Wallner und Tourismus-Landesrat Christian Schützinger haben Hilfe in allen Bereichen versprochen – von finanzieller Unterstützung bis zur Werbekampagne, die österreichische Gäste nach Vorarlberg bringen soll (die VN berichteten).
Statements zur Sommersaison und zur Tourismusbranche
Wir haben beim Gespräch mit der Landesregierung unsere Karten auf den Tisch gelegt, ich glaube das war im Landhaus gar nicht so bewusst, wie dringend die Vorarlberger Hotellerie nach den letzten sieben Wochen und vier weiteren Wochen auf Unterstützung angewiesen ist. Ganz wichtig wäre es, dass die Grenzen für die Gäste aus Deutschland und der Schweiz offen sind im Sommer, aber es geht darum, viele Betriebe zu retten. Unsere Reserven sind in den Hotels gebunden, das haben die Betriebe nicht einfach in der Kasse. Wenn vom Bund keine Hilfe kommt, dann erwarten wir, dass das Land hilft. Aber wir sind guter Hoffnung, dass nun das Land aktiv wird. Markus Kegele, 53, Hotel Mondschein, Stuben
Bei uns kommen 90 Prozent aller Urlauber aus Deutschland und der Schweiz. Für uns ist es daher natürlich wesentlich, dass die Grenzen sobald wie möglich wieder öffnen. Wir beobachten die Lage daher sehr genau, werden uns aber den Entwicklungen anpassen. Es bleibt uns ja leider nichts anderes übrig. Wir überlegen derzeit, was wir konkret unternehmen können. Dabei wird es eine große Rolle spielen, vermehrt die Vorarlberger Gäste anzusprechen. Aus dem Osten Österreichs können wir uns keinen großen Zuwachs erwarten, da wir im äußersten Westen natürliche ein Sondersituation haben. Urlauber kommen vielleicht noch aus dem Tirol, oder aus Salzburg. Alle anderen, die weiter weg sind, bekommen dasselbe Angebot ja auch in ihrer Gegend und müssen dazu nicht über das Deutsche Eck reisen. Jutta Frick, 49, u.a. Gesundhotel Bad Reuthe
Der Vorarlberger Tourismus ist auf die Gäste aus dem benachbarten Ausland angewiesen wie auf ein Stück Brot. Rund zwei Drittel unserer Gäste sind aus der Schweiz und aus Deutschland, rund 15 Prozent kommen aus Österreich, davon wiederum 25 Prozent aus Vorarlberg. Wir haben für diesen Sommer deshalb einen Inlandskampagne geplant, damit mehr Österreicher und Vorarlberg hier ihre Ferien verbringen, doch die Hotels kann man auch nicht füllen, wenn doppelt soviele Gäste aus Österreich kommen. Die Öffnung der Grenzen ist für den Tourismus die wichtigste Voraussetzung, damit sich das wirtschaftlich für die Betriebe rentiert. Es freut mich, dass sich Landeshauptmann als Vorsitzender der Bodenseekonferenz für eine Öffnung mit unseren Nachbarländern stark macht. Christian Schützinger, GF Vorarlberg Tourismus
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