Bankensprecher: “Habe keine Angst, aber Respekt”

Spartenobmann Werner Böhler: „Regionale Banken sind verlässliche Partner der Wirtschaft.“
Dornbirn, Feldkirch Die Banken spielen bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise eine zentrale Rolle. Sie haben die Aufgabe, die Unternehmen, aber auch die Privatkunden, durch neues Geld, durch Stundungen und neue Vereinbarungen durch die Wirren des plötzlichen wirtschaftlichen Absturzes nach einer jahrelangen Hochkonjunkturphase zu begleiten. Für den neuen Obmann der Sparte Banken und Versicherungen in der Wirtschaftskammer, den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Dornbirn, Werner Böhler, eine Herausforderung, die er gerne annimmt, wie er im Gespräch mit den VN beteuert.
Zuversicht in schwieriger Zeit
Die Mammutaufgabe schrecke ihn nicht, denn die regionalen Banken seien gut vorbereitet, besser als sie es in der Finanzkrise 2008 waren, als sie zu Unrecht mit den die Krise verursachenden internationalen Großbanken in die Abwärtsspirale gerieten. Böhler, der den Vorsitz der Bankensparte von Wilfried Hopfner übernommen hat, der nun einer von drei Vizepräsidenten der Kammer ist, setzt auf Zuversicht und darauf, dass die Wirtschaft auf neun Buchstaben basiert, wie er sagt: „Vertrauen“.
Er habe keine Angst in der jetzigen Situation, aber Respekt, spüre bei vielen Gesprächen mit Unternehmen und seinen Mitbewerbern, dass die Zuversicht zurückkehre, das sei auch psychologisch ganz wichtig, um die Wirtschaft wieder hochzufahren. Immerhin, so Böhler, schauen 73 Prozent der Vorarlberger Unternehmen positiv in die Zukunft, so nicht eine zweite Welle nochmals alles lahmlegt.
„Wir sind gut aufgestellt und wollen unseren treuen Kunden nun etwas zurückgeben.“
Werner Böhler, Spartenobmann Banken und Versicherungen
Die Aufgabe als Branchensprecher habe er auch deshalb gerne übernommen, weil er für die Branche wie auch die Unternehmen im Land viel bewirken könne. In der Coronazeit habe ihn beeindruckt, wie die Vorarlberger Banken gemeinsam die Sache angegangen sind mit dem Ziel, die Kunden zu unterstützen, wie immer das möglich ist. „Wir sind gut aufgestellt und haben treue Kunden. Denen wollen wir jetzt auch etwas zurückgeben.“ Vom Gesetzgeber hätte er sich bei der Plausibilitätsprüfung für die Unternehmensunterstützungen und -förderungen gewünscht, dass auch die Banken ganz pragmatisch um ihre Einschätzung bei den Antragstellern gebeten werden. „Wir haben viele Kunden, gerade aus der Tourismusbranche, die ein niedriges Eigenkapital haben, aber schon über Jahre und Jahrzehnte gut wirtschaften. Das müsste berücksichtigt werden.“
Nachhaltige Banken
Böhler sieht auch in Zukunft große Aufgaben für Banken und Versicherungen. Die Nachhaltigkeit von Krediten, von Fonds und Aktien werde immer stärker in den Mittelpunkt rücken: „Da werden wir eine entscheidende Rolle spielen“, ist er überzeugt und verweist darauf, dass Vorarlberger Banken bei nachhaltigen Anlageformen bereits jetzt sehr gut aufgestellt seien, quasi in Vorlage getreten sind, und entsprechende Produkte anbieten können. Es müsse aber auch neue Wege geben, damit junge Menschen eine Chance zum Vermögensaufbau bekommen, „das ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe“, so Böhler, der damit auch auf die derzeitige und wohl noch länger anhaltende Niedrigstzinsphase verweist, die das schwer macht.
Auch die Digitalisierung greift in der Branche um sich. Für ihn ist ein Modell mit sowohl persönlicher Betreuung als auch digitalen Services der richtige Weg. „Die Kunden sollen wählen können“, sieht er die Zeitenwende pragmatisch, und versichert, dass er technische Innovation nicht nur im Bankbereich als Mittel sieht, um die Welt nachhaltiger zu formen. „Technische Innovation ist kein Feind, sie ermöglicht viele positive Entwicklungen“, sagt Böhler.
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