Coronakrise: So steht es um den Stromverbrauch der Vorarlberger

Cornonazeit hat auch Energiewirtschaft getroffen. Keine Auswirkungen auf Strompreis.
Bregenz Heuer im April ist die Stromversorgung gegenüber dem April des Vorjahrs in Vorarlberg um 17,6 Prozent zurückgegangen. Auch im Mai war das Minus mit 12,6 Prozent noch signifikant. Doch schon im Juni ist der Bedarf an elektrischer Energie wieder auf Vorjahrsniveau geklettert, berichtet illwerke-vkw-Vorstand Helmut Mennel über die aktuelle Situation beim Vorarlberger Energiekonzern. Vorarlberg liegt damit leicht über den bundesweiten Vergleichszahlen, doch das sei dem hohen Anteil an Tourismusbetrieben im Land geschuldet, auch sei Vorarlberg als starker Industriestandort stärker betroffen als andere Bundesländer, erklärt der Strommanager. Das sorge auch dafür, dass auf dem Markt die Preise gefallen sind. Denn schließlich hat die Coronakrise bei allen Marktteilnehmern für sinkende Absätze gesorgt. Deshalb wird die Energiewirtschaft insgesamt heuer, so die Prognosen, stärkere Umsatzeinbußen haben als in der Wirtschaftskrise 2008, als sie ein Minus von 3,6 Prozent zu beklagen hatte.
„Der Stromverbrauch steigt seit April wieder an. Im Juni war er gleich hoch wie im Juni 2019.“
Helmut Mennel
Vorstand illwerke vkw
Entlastung für Kunden
Während die Vorarlberger Wirtschaft weniger Strom verbrauchte, stieg der private Verbrauch in der Coronazeit leicht an, erstens weil die Menschen mehr Zeit zuhause verbringen mussten, zweitens, weil auch viele Jobs ins Homeoffice verlegt wurden. Die VKW setzte die bereits Anfang des Jahres zum 1. Mai angekündigte Indexanpassung der Strompreise um drei Monate bis zum 1. August aus. „Die Kunden werden dadurch um rund zwei Millionen Euro entlastet“, so Mennel. Auch habe man in Absprache mit den anderen Stromversorgern auf Abschaltungen wegen Zahlungsrückständen verzichtet. Doch seit 1. Juli ist diese Vereinbarung aufgehoben, das Mahnwesen auch beim Vorarlberger Stromversorger wieder aktiviert, informiert der Vorstand.
Zahlungsausfälle könnten dennoch drohen, weil nicht klar ist, wie viele Firmen nach der Coronakrise, in der auch Krankenkassen und Finanzämter auf Insolvenzanträge verzichteten, in die Pleite rutschen. „Damit ist schon zu rechnen“, sieht Mennel die Krise realistisch. Das werde sich aber nicht wesentlich auf die Preise schlagen, denn die werden langfristig erstellt, und da relativiere sich der Coronazeitraum. „Ich sehe keinen massiven Anstieg“, versichert Mennel. Einzig der Ökostromzuschlag werde anziehen, denn damit will die Republik ja bis 2030, also innerhalb von zehn Jahren, Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern beziehen. Auch wenn zehn Jahre eine lange Zeit sind, für die Branche ist dieser Zeitplan als ehrgeizig zu bezeichnen.
Die Coronakrise hat auch gezeigt, dass die Energieversorgung auch in Krisenzeiten sehr gut funktioniert hat, resümiert Mennel. Man habe sich auf Ausfälle vorbereitet, etwa mit Wohncontainern für die Einsatzkräfte, außerdem habe man im Süden Vorarlbergs genug Kraftwerke, um das Land zu versorgen. Auch dann, wenn es zu einem europaweiten Blackout käme, habe man zusammen mit den angrenzenden Regionen einen Plan für eine sogenannte Insellösung, die in kurzer Zeit die Stromversorgung sicherstelle. Die Pläne werden außerdem ständig evaluiert. Ein großes Thema sei diesem Zusammenhang die Notversorgung von Tankstellen, die ausbaufähig sei, denn ohne Strom fließe kein Kraftstoff, auch wenn die Lager voll sind, erklärt Mennel.
Investitionen trotz Corona
Bereits bei der Hauptversammlung stellte der Energiekonzern, der im vergangenen Jahr ein Ergebnis von 73 Millionen Euro erwirtschaftete, klar, dass man die geplanten Investitionen trotz der Rückgänge in der Coronazeit nicht stoppe. Vor allem im Ausbau von Wasserkraft und Photovoltaik sehe man Chancen für die Zukunft. „Maßnahmen für den Klimaschutz und der Ausbau erneuerbarer Energiequellen können in den nächsten Jahren wichtige Impulse für die Wirtschaft darstellen“, ist Helmut Mennel überzeugt.