Warum wieder mehr Menschen im Land in Kurzarbeit sind

Markt / 14.07.2020 • 19:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Warum wieder mehr Menschen im Land in Kurzarbeit sind
Die Zahl der Kurzarbeitenden ist erwartungsgemäß wieder gestiegen. In der vergangenen Woche haben 1060 Firmen im Land Verlängerungsanträge gestellt.  APA

Arbeitsmarktexperte rät zu neuen Regeln für Kurzarbeit und Anreizen für Neueinstellungen.

Bregenz, Schwarzach Eine leichte Erholung verzeichnet der Vorarlberger Arbeitsmarkt. Gegenüber der Vorwoche ist die Zahl der Arbeitslosen um 96 Personen gesunken, gegenüber dem Monatsbeginn um 1018. Die 96 Arbeitsplätze wurden von der Gastronomie und Hotellerie zur Verfügung gestellt. Arbeitsmarktservice-Geschäftsführer Bernhard Bereuter erwartet Mitte bis Ende August einen Anstieg offener Stellen, da im Sommer viele Firmen Betriebsurlaub haben. Derzeit ortet er eher eine Seitwärtsbewegung.

3061 Personen mehr

Zugenommen hat gegenüber der Vorwoche wie vorhergesagt die Kurzarbeit. Waren es vergangene Woche 26.548 Kurzarbeitende, so sind es derzeit wieder 29.609, eine Zunahme von 3061 Personen. Geschuldet ist das der Möglichkeit, die Kurzarbeit auch noch nachträglich auf weitere drei Monate zu verlängern. Eine Möglichkeit, die seit letzter Woche 1060 Firmen beantragt haben. „Das sind weniger als erwartet“, informiert Bereuter und sieht das als positives Zeichen für einen leichten Aufwärtstrend in der Wirtschaft. Außerdem werde von den meisten Unternehmen inzwischen mit weniger Kurzarbeit gerechnet. Wurden zum Höhepunkt der Coronakrise meist 90 Prozent beantragt, so sind es in der Verlängerung meist weit weniger Ausfallstunden. Für stark exportorientierte Firmen hänge die weitere Entwicklung davon ab, was in den Zielländern der Vorarlberger Ware passiere, „das bleibt ein hoher Unischerheitsfaktor“. Der Bau habe zumindest für heuer volle Auftragsbücher, wie es weitergehe, liege in der Hand der Auftraggeber, vor allem auch der öffentlichen.

Mehr Ausbildungsplätze

Positiv sieht er die Bereitschaft vieler Firmen, weitere Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen und die breite Diskussion über entsprechende Lehrstellen. „Das hat Dynamik in die Sache gebracht, die Firmen machen das auch nicht von Zuschüssen abhängig“, so der AMS-Chef, glaubt aber, dass die Zuschüsse dennoch eine Hilfe für die Lehrbetriebe sind.

Neue Spielregeln für den die nächste Phase

Wien, Schwarzach „Östereich hat stark und schnell auf die Herrausforderung Corona reagiert“, stellt der Arbeitsmarkt-Experte des Thinktanks Agenda Austria, Dénes Kucsera, im Gespräch mit den VN fest. Er vergleicht die Entwicklungen am Arbeitsmarkt mit jenen der Nachbarländer. Österreich sei eines der Länder gewesen mit den massivsten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, 35 Prozent aller Arbeitnehmer waren Ende April in Kurzarbeit, zehn Prozent wurden arbeitslos. „Diese Zahlen waren nur in Italien und Tschechien größer.” Das sei auch auf den Tourismus zurückzuführen, der wegen der noch laufenden Wintersaison bzw. der Saisonpause besonders betroffen war. In Hotellerie und Gastronomie waren zeitweise 50 Prozent der Mitarbeiter in Kurzarbeit und 40 Prozent in Arbeitslosigkeit. Die Situation war von Branche zu Branche unterschiedlich, nur im öffentlichen Dienst waren praktisch alle Mitarbeiter im Dienst.

„Es sollte steuerliche Anreize für Firmen geben, die neue Arbeitsplätze schaffen.“

Dénes Kucsera, Agenda Austria

Auch wenn die Maßnahmen gut waren, warnt Kucsera vor dem Herbst. „Das war ein gutes Modell für eine kurzfristige Krise, verliert aber seine Wirkung, wenn die Krise länger dauert.“ Außerdem steige die Gefahr, dass Zombieunternehmen und damit auch Zombiearbeitsplätze am Leben erhalten werden. Nun soll, so schlägt er vor, die Kurzarbeitsregelung angepasst werden. „Künftig könnte die Quote auf 50 Prozent der Arbeitszeit gesenkt werden, das reduziere auch den Mitnahmeeffekt, der für manche Unternehmen interessant sei.“ Auch an finanzielle Anreize denkt er. Etwa für Firmen, die keine Kurzarbeit in Anspruch genommen haben. Oder Steuererleichterungen für Firmen, die jetzt neue Arbeitsplätze schaffen.