Warum die Tourismusbranche umdenken muss

Vorarlberger Branchensprecher Markus Kegele: Das Gästeverhalten hat sich weltweit verändert.
Stuben, Feldkirch Es war ein Sprung ins wirklich kalte Wasser. Der Stubener Hotelier Markus Kegele ist der neue Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. Bereits als er designiert war, zeigte sich, welch schwierige Funktion er übernommen hat, denn die Branchen, die in dieser Sparte vertreten sind, sind auch jene, die vom Coronalockdown am stärksten betroffen sind. Das wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern, obwohl die Restaurants und Hotels, die Freizeit- und Sportbetriebe, Reisebüros, Kinos, Kultur- und Vergnügungsbetriebe sowie Gesundheitsbetriebe wieder hochgefahren wurden. Oder besser gesagt: werden. Denn vom Normalbetrieb sind die rund 3300 Unternehmen in diesem Segment noch meilenweit entfernt. „Wie es weitergeht, ist derzeit noch völlig unklar“, sagt Kegele.
Erfolg Coronahilfe
Mit der Coronahilfe des Landes, die er gemeinsam mit seinem Vorgänger, dem Gastronomen Elmar Herburger, mit Hotelière Ellen Nenning und Spartengeschäftsführer Harald Furtner verhandelt hat, ist ihm ein erster Erfolg geglückt, der in der Branche für hohe Zustimmung sorgt. „Die Hilfe ist wirklich unbürokratisch und schnell“, so Kegele im Gespräch mit den VN. Wie gut dieses Vorarlberger Hilfspaket in Höhe von 15 Millionen Euro ist, zeige sich auch am großen Interesse aus den anderen Bundesländern. „Die Gespräche mit Landeshauptmann Wallner und den Landesräten Gantner und Tittler waren sehr konstruktiv“, berichtet er.
„Die Unsicherheit ist nach wie vor groß, obwohl die Nachfrage langsam wieder steigt“, berichtet der Eigentümer des Hotels Mondschein. Jetzt gelte es vor allem, die Betriebe wettbewerbsfähig zu halten und zu stärken für die Zeit nach der Krise. Das Gästeverhalten habe sich in den letzten Monaten weltweit verändert, das sei auch für die Vorarlberger Tourismuswirtschaft, die rund 15.000 Mitarbeiter beschäftigt, eine Herausforderung. „Gezeigt hat sich aber auch, wie wichtig unsere Branche für die Volkswirtschaft im Land ist.“ Mit einer Wertschöpfungsstudie, die aufzeigt, wie Tourismus und Freizeitwirtschaft auch für andere Branchen entscheidende Impulse setzt, will man diese Erkenntnis einer breiten Öffentlichkeit näherbringen.
Tourismusstrategie 2030
Die Studie fließt in die Tourismusstrategie ein, die in ihrer ersten Phase bis 2020 konzipiert war und nun evaluiert und als Tourismusstrategie 2030 weitergeführt wird. Mit den Schwerpunkten Regionalität und Kulinarik sowie Qualifizierung sei man auf dem richtigen Weg. Die neue Ausbildung „Gascht“ sei ein Leuchtturmprojekt und deshalb sei es auch wichtig, dass der in Hohenems geplante Schulbau realisiert werde. „Natürlich stehen auch die ökologischen Themen ganz vorne“, so Kegele, der unterstreicht, dass die Branche von einer intakten Umwelt lebe. Ein weiteres Thema, das er vorantreiben will, ist die Digitalisierung, die zwar bei Buchungen schon weit fortgeschritten sei, aber in anderen Bereichen noch in den Kinderschuhen steckt. In Sachen Bürokratie knüpft er an die Appelle seiner Vorgänger an, sie müsse abgebaut werden, stellt Kegele fest, der jetzt auch noch hofft, dass die momentane Werbekampagne für das Tourismusland entsprechende Ergebnisse zeitigt und dafür sorgt, dass das heurige Jahr wirtschaftlich halbwegs abgefedert werden kann.