Warum es bei Schindler kein X ohne U gibt

Designfirma Schindler Creations mit starkem Wachstum. Erfolg mit UX-Strategie.
Lochau Der Blick aus den Studioräumlichkeiten auf den Bodensee, vom Ufer in Lochau Tannenbach, ist nicht zufällig gewählt. Das interdisziplinäre Team des Designunternehmens Schindler Creations hat dadurch einen weiten Horizont, der gefragt ist, wenn man heute Design denkt und macht. Die Mitarbeiter denken nämlich weit über die Gestaltung hinaus, wenn sie heute einen Auftrag bekommen, wie Studio Lead Alexander Steffen erklärt. „Das Design muss Nutzen bringen, es muss sich für die Kunden auszahlen.“ Nur Aufhübschen von Maschinen und Geräten sei zu wenig, dafür zahle kein Kunde mehr Geld.
Anwendererlebnis
Bei Schindler Creations sind UX – also die User Expierience, auf Deutsch: das Anwendererlebnis – und eine detaillierte Kosten-/Nutzen-Analyse deshalb im Pflichtenheft bei Aufträgen, die zu einem großen Teil aus dem Maschinenbau, der Medizintechnik, der Mobilitätswirtschaft sowie aus dem Bau- und Infraststrukturbereich kommen, ganz oben. „Wir müssen verstehen, wie die Maschinen eingesetzt werden, wie sie von den Anwendern genutzt werden, was für sie besonders wichtig in der Anwendung wäre und natürlich, wie mit den Grundmaterialien umgegangen wird und wie nachhaltig die Maschinen sind“, zählt Steffen auf.
Aufgabe ist es laut eigenem Verständnis der Designer, einen Schritt weiter zu sein als die Kunden und natürlich der Mitbewerb. Ein gutes Beispiel dafür ist das weltweit erste akkubetriebene Großdrehbohrgerät namens LB 16 unplugged von Liebherr Nenzing, das sich sowohl in der harten Praxis am Bau bewährt hat als auch für das Design ausgezeichnet wurde – von den Benutzern und von internationalen Designinstiutionen.
Industrie 5.0
Der Blick des Teams des Vorarlberger Designers Dominik Schindler ist schon weit in die Zukunft gerichtet. Industrie 5.0 ist das Stichwort. Nachdem es bei Industrie 4.0 um die Automatisierung und Optimierung der Maschinen gegangen ist, geht es in Zukunft darum, wie Mensch und Maschine zusammenarbeiten können, um nicht einfach Massenprodukte herzustellen, sondern wie individualisierte Produkte aus diesem Zusammenspiel entstehen können. Ein Thema, das auch in der Medizintechnik ein ganz großes ist, erklärt Stefanie Tschol, Head of Corporate Culture. Der Schwerpunkt in diesem Bereich wird in der Niederlassung München bearbeitet. Schon von Gesetzes wegen sind die Ansprüche in diesem Bereich besonders hoch, bei Schindler Creations arbeite man deshalb intensiv mit Ärzten und Pflegepersonal zusammen, welche die Geräte tagtäglich nutzen. „Die haben ganz andere Bedürfnisse als Ingenieure, erklärt Alexander Steffen, der international anerkannter Experter auf diesem Gebiet ist und zur Gebrauchstauglichkeit von Medizintechnik auch an der TÜV-Rheinland-Akademie lehrt. Ein Beispiel: statt immer kleinerer Bildschirme mit vielen Funktionen große Symbole auf dem Bildschirm, die auch gelesen werden können, wenn man nicht direkt davor steht. Und es genügen einige wenige einfache Symbole.
Rund 160 Mitarbeiter
Mit rund 6000 umgesetzten Lösungen zählt Schindler Creations auch über die DACH-Region hinaus zu den großen Gestaltern für industrielle Produkte und beschäftigt an den drei Standorten Lochau Tannenbach, Zürich und München sowie an weiteren Standorten des übernommenen Softwareunternehmens Kreatier inzwischen rund 160 Mitarbeiter. Ohne Soft- und Hardwarelösungen sei heute Design nicht mehr vorstellbar, verweisen Tschol und Steffen auf die Bedienlösungen aus dem Hause Schinder Creations, die z. B. auch der Vorarlberger Seilbahnbauer Doppelmayr nutzt. Hier stelle man aber ein Umdenken fest. Waren es bis vor Kurzem Touchbildschirme, die als Nonplusultra galten, gibt es eine Rückkehr zu Knöpfen und Schaltern, wenn dies für die Bedienung von Nutzen ist.
Die Leistungen der „Createure“ bringen, davon ist Steffen überzeugt, eine Win-win-Situation für Hersteller und Nutzer. Das sei nicht nur für große Konzerne wie Volkswagen, Liebherr oder DMG Mori relevant, sondern auch für kleinere Unternehmen. Deshalb wurde auch ein Angebot für kleinere Firmen geschnürt, in dem zum Fixpreis von der Recherche bis zur Serienreife alles enthalten ist, informiert Tschol. Was zur User Experience noch notwendig ist: Eine klare Sprache, die nicht nur von Fachleuten verstanden wird. Daran müsse man wohl auch noch arbeiten, so Steffen.
Design mit Mehrwert
Beispiel Tracto Technik Horizontalbohrgerät für grabenlose Leitungsverlegung
Design-Lösung Basierend auf Ergebnissen der „User Research“ ist das neue Design mit modernster Kameratechnik ausgestattet. Eine aufwendige drehbare Aufhängung der Kabine wird dadurch überflüssig. Durch ein zusätzliches Interface wird die Anwendung verbessert und über neue Funktionalitäten ein Mehrwert geschaffen.
Return-on-Investment-Effekte
35 Prozent Umsatzwachstum
3000 Euro Kostenersparnis pro Einheit
Gesteigerte Produktivität
Innovation Award
Bereitschaft der Kunden, mehr Geld auszugeben