Deutsche Reisewarnung sorgt für Stornowelle

Herbstsaison für Hotellerie bricht ein, Wintersaison mit Fragezeichen.
Schwarzach „Bei uns geht es derzeit rund“, berichtet Hotelier Hubert Schwärzler, der Hotels in Gargellen, Brand, Götzis und Bregenz betreibt. Die deutschen Gäste, die bereits gebucht haben, haben alle ihren Aufenthalt in den nächsten Wochen storniert, auch die ersten Winterreservierungen wackeln. „Wir müssen es schnellstmöglich schaffen, dass wir von der Reisewarnungsliste wieder runterkommen.“ In Brand und im Montafon hofft er, dass zumindest die Schweizer Gäste nicht auslassen, sonst wären die Hotels wieder so leer wie im Frühjahr. In Bregenz habe man nach einem relativ guten Sommer Hoffnung für den weiteren Verlauf geschöpft. Nun sei diese Hoffnung der Ernüchterung gewichen.
Situation zum Verzweifeln
Storniert haben auch viele Gäste im Lecher Fünfsterne-Haus Gasthof Post. „Alle deutschen Gäste haben storniert“, berichtet Hotelier Florian Moosbrugger. Das habe man schon befürchtet. Damit gebe es keinen Tourismus im Oktober und auch für den Winter müsse man sich auf große Unsicherheit einstellen.
Für Hotelier Hermann Haller vom gleichnamigen Hotel in Mittelberg im Kleinwalsertal ist die Situation zum Verzweifeln. „Nach Bekanntgabe der Reisewarnung sind Gäste von drei Zimmern sofort abgereist, für 13 bereits gebuchte Zimmer fürs Wochenende gab es Stornierungen. Wir hatten einen guten Sommer und jetzt ist plötzlich wieder alles anders. Ich muss mir überlegen, ob das Ganze überhaupt noch einen Sinn macht“, ist Haller frustriert.
Mit Unverständnis begegnet Christoph Tschohl, Miteigentümer des Hotels Montafoner Hof in Tschagguns der neuen Situation. „Man stülpt so eine Maßnahme nur einfach über das ganze Land drüber, ohne die regionale Situation zu berücksichtigen. Wir haben bei uns stets brav getestet und alle Richtlinien befolgt.“ Er sieht sich als Leidtragender für das Fehlverhalten anderer, die sich an keinerlei Vorschriften gehalten haben.
Null Planbarkeit
„Wir haben schon gewusst, dass etwas kommen wird“, so der Wirt der Krone in Hittisau, Dietmar Nussbaumer, der die deutschen Gäste versteht, die nun stornieren. „Sie müssen die Konsequenzen selbst tragen, da ist klar, dass sie nicht kommen.“ Für den Winter sieht er „null Planbarkeit“.
Die Tourismuswirtschaft ist in Vorarlberg ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig, der 16 Prozent zum Bruttoregionalprodukt beisteuert und 15.000 Mitarbeiter beschäftigt, nicht gerechnet die vielen Zulieferer und Partner, die von einer florierenden Tourismuswirtschaft abhängig sind, wie Walter Pfanner: Der Geschäftsführer der Weinhandlung Pfanner & Gutmann in Lauterach muss nun nach dem Lockdown in der Gastronomie einen weiteren Rückschlag verkraften. Nicht nur die Weihnachtsmärkte brechen ihm weg, weil sie entweder abgesagt werden oder ohne Gastronomie stattfinden, auch die Lokale und Hotels halten sich ob der unsicheren Lage mit Bestellungen zurück. Er wird seine Mitarbeiter ab Oktober wieder zur Kurzarbeit anmelden.
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