Die Aktien-Profiteure der Coronakrise

Fondsmanager Hendrik Leber investiert dort, wo die Welt in zehn Jahren sein wird.
Schwarzach Langfristiges Investieren ist eigentlich nicht schwer, sagt Hendrik Leber, Gründer der Acatis Investment GmbH und Fondsmanager des Jahres 2017. „Wir haben in unseren Fonds kein Öl, keine Fluglinien und kein Wirecard und dafür Zukunftsthemen wie Pharma oder Internet schon früh hoch gewichtet“, sagt der Investor über seine Strategie.
Besonders mit den Titeln in den Bereichen Rechenzentren, Internetzahlungen, Videospiele, Operationsroboter, Internethandel, Antikörper gegen Krebs, Medikamente und Antikörper gegen Covid, Flugzeugersatzteile oder Fabrikroboter sei man für die Krise sehr gut positioniert gewesen.
Ökonomische Trends sichtbar
Die Coronakrise habe also durchaus Profiteure. „Wenn man überlegt handelt, kann man Gewinne machen“, so Leber. Und sie mache insgesamt auch einige ökonomische Trends sehr deutlich sichtbar. „Die Starken werden stärker. Die Welt virtualisiert sich immer schneller und Daten sind Macht“, sagt Leber im VN-Gespräch.
Sorgen macht er sich indes um die Automobilzulieferer. Die Wertschöpfung sei bei einem E-Auto deutlich geringer als bei einem Verbrenner. Dafür glaubt er fest an das selbstfahrende Auto. „Es gibt da unglaubliche Lerngeschwindigkeiten.“ Als Firmen gefallen ihm auch beispielsweise Illumina gut, tätig im Bereich Gensequenzierung, oder Eurofins, die Labors aufkaufen und auch die Coronatests abwickeln.
Das Erfolgsgeheimnis von Leber, der als einer der führenden Value-Investoren Europas gilt und auf Einladung der W+L Asset Management AG einen Vortrag in Schwarzach hielt, ist es, heute da zu investieren, wo die Welt in zehn Jahren sein wird. Was aber ist im Jahr 2030? „Neben den selbstfahrenden Autos ist dann veganes Essen Standard, das Home Office wird dauerhaft bleiben, Musik und Film kommen komplett aus dem Computer, Online-Banken dominieren und durch Roboter geht uns die unqualifizierte Arbeit aus.“
Sein Acatis Aktien Global Value Fonds hat übrigens im laufenden Jahr bislang eine Performance von 5,2 Prozent. Neue Titel kamen dazu. „Ich habe mich gefragt, was wollte ich schon immer haben und ist jetzt endlich billig?“
Unruhiger Herbst
An den Börsen werde es nun, so Leber, ein unruhiger Herbst. denn für das nächste halbe Jahr sieht er drei große Themen auf uns zukommen. Zunächst die Spätfolgen der Coronakrise. Die Krise an sich werde nach dem Eintreffen der Impfstoffe im Spätherbst zwar zügig abklingen, ist Leber überzeugt. Allerdings werde die Spaltung zwischen physischer und digitaler Welt verschärft. Zudem würden verzögert viele Konkurse folgen, während die wirtschaftlichen Krisengewinner noch stärker werden.
Brexit bis US-Wahl
Spannend sei neben dem Brexit („mit erheblichen Kosten verbunden“) auch die US-Wahl im November. „Die Statistiken sprechen für einen Machtwechsel, also für einen Wahlsieg von Joe Biden. Wenn ein republikanischer Präsident verliert, fallen zwar zunächst die Kurse, aber die nächsten vier Jahre wird es gut, weil sein Wahlsieg zu Vertrauen in die Wirtschaft führt.