König ist bei König wieder König

Vorarlberger Motorkomponenten-Spezialist kauft Miteigentümer Mahle aus Firma aus.
Rankweil Ende November 2020 wird der Rankweiler Kolbenhersteller Mahle König wieder zu König. Damit ist die im Jahr 1946 gegründete Gesellschaft wieder zu 100 Prozent in Familienbesitz. Der deutsche Automobilzulieferer Mahle, international führender Entwicklungspartner und Zulieferer der Automobilindustrie sowie seit 1970 Hälfteeigentümer des Rankweiler Unternehmens, tritt ihre 50 Prozent komplett an die Familie König ab. Die Geschäftsbeziehungen dauern aber schon weit länger, denn schon kurz nach der Gründung stiegen Ernst Mahle mit zehn Prozent und Hans Mundorff mit damals fünf Prozent beim Rankweiler Unternehmen ein.
Global führender Akteur
Das Unternehmen ist am Standort Rankweil seit nunmehr acht Jahrzehnten einer der global führenden Akteure am Markt. Im Bereich Hochleistungsmotoren für Freizeit und Motorrad, Industrie und High Performance ist die Firma König der Technologie-, Entwicklungspartner und Hersteller von für hoch beanspruchte Motorenteile für Anwendungen in der Zweirad-, Freizeitindustrie und Industrieapplikationen, zu den Kunden zählen so prominente Firmen wie KTM, BMW und Horax. Zuletzt baute das Unternehmen – getroffen von Covid-Krise und der Diskussion um Verbrennungsmotoren – 59 Mitarbeiter ab.
Hansjörg König, geschäftsführender Gesellschafter von 1968 bis 2002 sowie Stifter der Gesellschafterin König Privatstiftung: „Ein Meilenstein in der Firmengeschichte. Es war immer das Ziel der Familie die Gesellschaft zu 100 Prozent im Familienbesitz zu wissen. Mit Mahle verbindet uns eine lange und erfolgreiche Partnerschaft, die mit dieser Transaktion zu Ende geht. Trotzdem werden wir auch in Zukunft einen freundschaftlichen Kontakt unterhalten.“
Große Herausforderungen
Die neue Ausrichtung der Gesellschaftsverhältnisse ermögliche dem Unternehmen mehr Flexibilität und Agilität bei der Gestaltung und Umsetzung von neuen strategischen Stoßrichtungen. Walter Mayer, der im vergangenen November die Geschäftsführung von Mahle König übernommen hat, im Hinblick auf die Zukunft: «Dieser Schritt ist ein sehr bedeutender, aber auch herausfordernder und wir bauen auf das Vertrauen aller Mitarbeiter gemeinsam die Zukunft anzupacken.“
Mayer und das Führungsteam stehen vor großen Herausforderungen, um das Unternehmen das im vergangenen Jahr rund 3,2 Millionen Euro Verlust geschrieben hat, wieder in die Spur zu bringen. Doch die bereits getätigten Anpassungen zeigen schon erste Ergebnisse. Seit August ist das Unternehmen „fast in Vollauslastung“, neue Verträge wurden geschlossen. Was es brauche, um die Kostenstruktur zu verbessern, seien weitere Rationalisierungsmaßnahmen und Investitionen, so Mayer im Gespräch mit den VN.
Diese dürfen aber nicht auf dem Rücken der Mitarbeiter erfolgen, stellt Betriebsratsvorsitzender Thomas Jutz fest. „Ich begrüße es, dass die Familie König die Anteile übernommen hat“, sagt er im Gespräch mit den VN, das erleichtere Entscheidungen für die Zukunft des Unternehmens. Um die Kostenstruktur zu optimieren, gebe es verschiedene Möglichkeiten, etwa Investitionen in die Automatisierung und das Qualitätsmanagement. Ein Lohnverzicht der Mitarbeiter, derzeit sind es noch 390, zähle aber definitiv nicht dazu.
Der bisherige Hälfteeigentümer Mahle, einer der größten Autozulieferer Deutschlands mit über 77.000 Mitarbeitern, hat derzeit selbst mit der Umstrukturierung sowie Covid zu kämpfen. Weltweit sollen nachdem bereits in den letzten Jahren tausende Stellen gestrichen wurden, weitere 7500 Mitarbeiter abgebaut werden. Kein schönes Geburtstagsgeschenk zum 100-jährigen Firmenjubiläum der Stuttgarter Firma, das am 1. Dezember begangen wird.
Drei Fragen, drei Antworten an Hansjörg König

Herr König, Ihre Familie ist jetzt alleiniger Eigentümer der Firma König. Soll man dazu gratulieren oder ihnen viel Glück für die Zukunft wünschen?
Wir können in der nunmehrigen Struktur schneller und agiler handeln, das ist angesichts der Herausforderungen sehr wichtig. Dadurch können wir für das Unternehmen und die Mitarbeiter Zukunftsperspektiven schaffen. Es ist aber auch ein gutes Zeichen für die Industrie im Land, das auch andere Unternehmen anspornen soll.
Die vergangenen Jahre waren schwierig für Mahle König, heuer kommt außerdem noch Corona dazu. Wie sieht die Zukunft aus?
Die Verluste durch Corona zahlen die Zulieferer, also Firmen wie wir. Doch mit welchem Geld sollen wir das stemmen. Wir sind im Branchenvergleich an einem Standort tätig, der sehr hohe Lohnkosten hat. Während sie die Umsätze der italienischen Mitbewerber mit 35 Prozent treffen, belasten sie uns mit 50 Prozent. Wir müssen rationalisieren und investieren, z. B. in die Automatisierung, damit wir wettbewerbsfähig sind?
Wie wurde vom Führungsteam und den Mitarbeitern die Nachricht aufgenommen?
Von den Mitarbeitern wurde das sehr gut aufgenommen. Denn es ist auch ein Zeichen, dass wir an die Zukunft glauben, das zeigt sich auch an der Zahl der Lehrlinge, wir bilden derzeit 29 junge Menschen aus. Gefordert ist jetzt die Führung, die nun auf eigenen Beinen stehen muss und sich dieser Aufgabe stellen. Ich werde mit meinen 84 Jahren nicht aktiv in die Geschäftsführung eingreifen, aber bei wichtigen Entscheidungen als Eigentümer natürlich mitreden.
Elko König GmbH
Umsatz 2019: 56 Millionen Euro
EGT: -3,3 Millionen Euro
Mitarbeiter: 390