KSV1870 warnt: Firmen werden künstlich am Leben gehalten

Markt / 16.12.2020 • 20:30 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
KSV1870 warnt: Firmen werden künstlich am Leben gehalten
So wenige Insolvenzen gab es zuletzt vor 30 Jahren. AP

Trotz Wirtschaftskrise geht die Zahl der Pleiten massiv zurück.

Feldkirch Die Insolvenz der Textilfirmengruppe Huber mit Verbindlichkeiten von 37,6 Millionen Euro war heuer die bislang größte Insolvenz in Vorarlberg. Österreichweit liegt sie allerdings nur an elfter Stelle. Unangefochten auf Platz eins ist die Commerzbank Mattersburg mit 800 Millionen Euro. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der Firmeninsolvenzen heuer insgesamt stark rückläufig ist. So wenige Insolvenzen gab es zuletzt vor 30 Jahren. In Vorarlberg wurde heuer ein Minus von 43,6 Prozent auf 75 Verfahren verzeichnet. Und das, obwohl sich das Land inmitten der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg befindet. „Bei den Unternehmensinsolvenzen lässt sich 2020 auch als jenes Jahr zusammenfassen, in dem nichts so war wie es sein sollte“, sagt Regina Nesensohn, Leiterin des KSV1870 in Feldkirch.

Paradoxes Bild

Der Grund, weshalb das Insolvenzgeschehen so weit weg vom wirklichen Zustand der Firmen ist, liegt in den wirtschaftspolitischen Eingriffen der Regierung. So wurde die Insolvenzantragspflicht und das Moratorium hinsichtlich Anträgen durch ÖGK und Finanzämter ausgesetzt. „Dass hier Unternehmen, die nicht einmal in einem normal verlaufenden Insolvenzjahr überlebt hätten, künstlich am Leben gehalten werden, ist nur offensichtlich”, sagt Nesensohn. Denn bis zum ersten Lockdown waren die Insolvenzzahlen fast ident mit 2019.

Die Maßnahmen im Frühling seien wichtig gewesen, um die Wirtschaft nicht in den Abgrund stürzen zu lassen. “Nun ist es aber umso wichtiger, wieder das bewährte Insolvenzwesen seine Arbeit machen zu lassen“, so Nesensohn.

Mehr Insolvenzen 2021

2021 wird es an der Insolvenzfront unruhiger werden. „Am Ende werden wir vermehrt Insolvenzen erleben sowie Liquidationen, bei denen aufgrund fehlender werthaltiger Aktiva Sanierungen unmöglich werden“, sagt Nesensohn. Sie rechne daher ab dem zweiten Quartal im Vergleich zu 2019 mit einem Anstieg bei den Pleiten von 20 bis 25 Prozent.

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