„Die Saison haben wir abgehakt“

Sporthändler Harald Rudigier kämpft um Unterstützung für eine schwer gebeutelte Branche.
St. Gallenkirch Die Sportartikelhändler und Skiverleiher in den Tourismusregionen werden durch die Coronapandemie massiv getroffen. Denn seit dem Lockdown in der Hotellerie und Gastronomie fehlt ihnen in ihrer umsatzstärksten Zeit mit den Touristen ihre wichtigste Kundengruppe.
Aktuell ist der Handel selbst im Lockdown. Die Geschäfte sind zu. Nur der Skiverleih darf geöffnet bleiben. „Dem touristischen Sporthandel geht es dramatisch schlecht“, sagt Harald Rudigier, der in St. Gallenkirch drei Geschäfte betreibt un der auch stellvertretender Sprecher der Fachgruppe des Mode- und Freizeitartikelhandel ist. Mittlerweile sei die Situation existenzbedrohend, da man ohne Urlauber mit Umsatzeinbußen von bis zu 90 Prozent zu kämpfen habe, aber in den Hilfspaketen der Regierung keine entsprechende Berücksichtigung finde.
1700 Paar Skier
„Die Zeit um Weihnachten sowie die erste Woche im Jänner sind neben der Faschingszeit unsere umsatzstärkste Zeit“, sagt Rudigier. Durch die aktuelle Situation habe er anstelle von 27 Mitarbeitern nur mehr die zwei Söhne und einen Mitarbeiter im Skiverleih-Geschäft bei der Valiserabahn. „Alle anderen haben wir kündigen oder in Kurzarbeit schicken müssen.“ Aber auch der Verleih laufe schlecht. „Der Verleih macht ein Drittel bis ein Viertel des Winterumsatzes aus. Aber eigentlich macht es keinen Sinn offen zu halten, denn die Einheimischen sind in der Regel komplett ausgerüstet“, verdeutlicht der Sporthändler. Von den 1700 Paar Skiern, die Sport Harry im Geschäft hat, würden 98 Prozent nicht genutzt.
Dass es bald besser wird, glaubt Rudigier nicht. Schließlich sei nicht absehbar, dass die Reisewarnungen so schnell aufgehoben würden. „Wir stellen uns darauf ein, dass diese Wintersaison gelaufen ist.“ Die Bedrohung bleibt aber. 90 Prozent der touristischen Sportgeschäfte seien familiengeführt. „Wenn es so weitergeht, wird es im Frühjahr 30 bis 40 Prozent nicht mehr geben. Aber unsere Notlage ist im Finanzministerium scheinbar noch nicht angekommen“, ärgert sich Rudigier.
Verschärfend komme hinzu, dass die Lager voll mit Ware sind. Denn das Sortiment für den Winter 2020/2021 wurde aufgrund der Vorlaufzeit vor dem ersten Lockdown eingekauft. „Damals war von Corona noch nichts in Sicht. Die Waren bringen wir nun nicht mehr fort. Und wenn ist sie zwischen 50 und 70 Prozent weniger wert. Das ist ein wahnsinniger Substanzverlust“, erklärt der Sporthändler. Das bringe auch Ski- und Textilhersteller unter Zugzwang. Nicht vergessen dürfe man auch, dass bereits durch den März-Lockdown fünf Wochen der Saison weggebrochen seien. Und der Sommer sei nur aufgrund des Verkaufs und Verleihs von Fahrrädern gut gelaufen. Dass das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, zeigt ein Vergleich. Sport Harry macht in den drei schwächsten Wochen im Winter mehr Umsatz als im Zeitraum zwischen April und November.
Für Gleichbehandlung
Rudigier kämpft seit Monaten um Hilfen. Aufgeben will er aber noch nicht. „Es geht uns touristischen Sporthändlern um Gleichbehandlung. Man kann nicht eine Branche unterstützen und eine andere im Regen stehen lassen.“ VN-reh
