Lockdown beschleunigt die Arbeitslosigkeit

54 Prozent mehr Arbeitslose als vor einem Jahr, Steigerung um zehn Prozent gegenüber dem Vormonat.
Bregenz Mit einer Entspannung am österreichischen Arbeitsmarkt rechne er im dritten Quartal 2021, sagte der Geschäftsführer des AMS Österreich, Johannes Kopf, in einem Interview am Wochenende. Zuvor werden die Zahlen aber noch steigen (die VN berichteten). Das gilt auch für Vorarlberg, wie die aktuellen Zahlen zum Ende des Jahres 2020 zeigen.
Frauen stärker betroffen
Derzeit sind 15.695 Arbeitslose beim AMS Vorarlberg gemeldet, gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von 5760 Personen. Zählt man die Schulungsteilnehmer dazu beträgt die Zahl der Arbeitssuchenden 17.725 Personen. Im Vergleich zum Vormonat November stieg die Zahl der Arbeitslosen um 1423 Personen oder zehn Prozent. Der Bestand an arbeitslosen Personen in der Tourismusbranche erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 2205, ein Steigerung von 300,8 Prozent auf 2938 Personen. 54,3 Prozent dieser Personen haben allerdings eine Einstellzusage für die kommenden Wochen. Durch die Verlängerung des Lockdowns lässt die Hoffnung schwinden, dass diese Zusagen kurzfristig für Entspannung in Hotellerie und Gastronomie eingelöst werden können. Von der Arbeitslosigkeit sind übrigens Frauen stärker betroffen als Männer: 2908 Frauen verloren im vergangenen Jahr ihre Arbeit, bei Männern waren es 2852 mehr als Ende Dezember 2019.
In Kurzarbeit befinden sich derzeit 19.307 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, das sind um 3263 mehr als Anfang Dezember 2020. Insgesamt hat die Zahl der Arbeitnehmer in der Vorarlberger gegenüber dem Vorjahr um 2000 Personen auf aktuell 169.000 abgenommen. An Kurzarbeitshilfen hat das AMS Vorarlberg seit März 259 Millionen Euro ausgezahlt, so AMS-Chef Bernhard Bereuter im Gespräch mit den VN.
Dass die Zahl der freien Stellen zugenommen hat, sei nicht einem Aufschwung in verschiedenen Branchen geschuldet, sondern sei, so Bereuter auf die Verschiebung der Wintersaison zurückzuführen. Derzeit sind 3145 offene Stellen gemeldet, 510 mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Besonders für die Tourismuswirtschaft sei die Situation extrem schwierig. „Es fehlt an der Planbarkeit. Wenn die Saison startet, brauchen die Betriebe aber ihre Mitarbeiter dringend“, erläutert Bereuter die Lage.
In Schulung befinden sich derzeit 2030 Personen. Trotz des massiven Ausbaus der Schulungsmöglichkeiten stieg die Zahl gegenüber Ende Dezember 2019 nur um 0,2 Prozent. Für Bereuter ein Anlass, um auf die Angebote zur Weiterbildung bzw. Umschulung hinzuweisen, die für einen guten Einstieg noch während oder nach der Bekämpfung der Coronapandemie bessere Chancen bieten.
Unter dem Bundesschnitt
Im Bundesländervergleich kann sich Vorarlberg trotz der Steigerungen glücklich schätzen. Mit 8,5 Prozent Arbeitslosigkeit liegt Vorarlberg deutlich unter dem Bundesschnitt (elf Prozent) und hat nach Oberösterreich mit 7,3 Prozent die zweitniedrigste Quote im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Am häertesten ist Wien betroffen – dort beträgt die Arbeitslosenquote 15,7 Prozent.
Am Lehrstellenmarkt in Vorarlberg hat es ein Plus bei den sofort verfügbaren Lehrstellen gegeben. Derzeit sind 290 Ausbildungsplätze in den Betrieben des Landes sofort verfügbar, das sind 138 oder 90,8 Prozent mehr als Ende Dezember 2019. Auf der Suche nach einer Lehrstelle, die sie sofort antreten könnten sind aktuell 311 Mädchen und Burschen, 76 mehr als vor einem Jahr. VN-sca
„Die Zahlen in der Tourismusbranche zeigen, wie wichtig dieser Wirtschaftszweig ist.“