Warum Vorarlbergs Wirtschaft einen “großen Plan” fordert

Markt / 09.01.2021 • 04:55 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Warum Vorarlbergs Wirtschaft einen "großen Plan" fordert
Wirtschaftskammer-Präsident Metzler warnt: “Langsam verlieren einige Unternehmer den Mut”, deshalb brauche es ein “Big Picture”, wie die weiteren Coronamaßnahmen ausschauen. VN/STIPLOVSEK

WKV-Chef Metzler fordert von Bundesregierung bessere Planung und im Land Fokus auf die Zukunft.

Feldkirch Nicht unterkriegen lassen, den Mut nicht verlieren, das ist es, was der Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Hans Peter Metzler, als Losung für 2021 ausgibt. Das vergangene Jahr hat ihm bei den Wirtschaftskammer-Wahlen, die gerade noch stattfinden konnten, die Bestätigung im Amt gebracht – und viele neue Branchenvertreter, die sich vorgenommen haben, den Standort Vorarlberg nach vorne zu puschen. So weit der Plan, geworden ist es, was das englische Königshaus gemeinhin als Annus horribilis – schreckliches Jahr – bezeichnet, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten. Das Coronavirus hat nicht nur die Menschen, sondern die Wirtschaft weltweit und deshalb auch in Vorarlberg angesteckt, und die Folgen sind wie im medizinischen Bereich noch gar nicht abzusehen.

Der Ton wird schärfer

„Wir führten Zehntausende Beratungsgespräche, wir verhandelten für die betroffenen Branchen Hilfen aus“, so Metzler im Gespräch mit den VN. Das sei auch, wie Umfragen und Reaktionen zeigen, von den Betrieben honoriert worden. Doch er weiß auch, dass das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht ist. Und dass die Coronapolitik der Regierung nicht nur für Ärger, sondern „für Orientierungslosigkeit und für schwindenden Mut“ bei den Vorarlberger Unternehmen sorgt.

„Es braucht ein großes Bild, einen langfristigen Plan, und nicht ständige Änderungen.“

Hans Peter Metzler, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg

Auch wenn er damit besonders auf Gesundheitsminister Rudolf Anschober zielt, meint er doch die ganze türkis-grüne Regierungsmannschaft, der offensichtlich der Plan fehle. „Es braucht ein großes Bild, ein langfristiger Plan, und nicht ständige Änderungen“, fordert er, „das halten wir nicht aus, so können wir nicht mehr weiterarbeiten.“ Deshalb werde der Ton inzwischen auch deutlich schärfer, als er es im Frühjahr war, als alle zusammen versuchten, die Folgen der Pandemie zu bekämpfen. Derzeit sieht er aber wenig Licht in Wien: „Wir haben nicht das Gefühl, dass an diesem großen Plan gearbeitet wird.“ Er erwarte auch klare Worte, etwa beim Thema Tourismus. „Wie soll es weitergehen, kann überhaupt noch aufgesperrt werden in dieser Wintersaison? Die Betriebe müssen wissen, woran sie sind.“

Es gehe auch nicht an, dass Firmen, die dringend Unterstützung brauchen, monatelang auf die versprochenen Gelder warten müssen, kritisiert er. Den Beamten, die dafür zuständig seien, fehle wohl der Blick in die Unternehmen, damit sie wüssten, um was es geht. „Wir brauchen Hilfsmaßnahmen über den März hinaus. Auch für Branchen, die indirekt vom Lockdown betroffen sind und nicht wissen, wie es weitergehen soll“, betont er. Im Handel etwa haben die Firmen der verschiedensten Bereiche volle Lager mit Ware, die nicht einfach zu einem späteren Zeitpunkt verkauft werden könne, spricht er zum Beispiel den Modehandel an.

Zukunftsthemen weiterverfolgen

Besser als auf Bundesebene habe die in Vorarlberg initiierte Hilfe für Unternehmen geklappt. Das Geld sei binnen weniger Tage auf den Konten der gebeutelten Firmen gewesen. Auch das Impulsprogramm in Höhe von 58,8 Millionen Euro für die Wirtschaft, das er und Wirtschaftslandesrat Marco Tittler im Dezember vorgestellt haben, sei geeignet, dass die Firmen nicht nur durchhalten, bis es Mitte des Jahres wieder aufwärts gehe. Mit den Maßnahmen könne sich die Wirtschaft in eine gute Position bringen. „Wir müssen jetzt schauen, was wir im Land tun können und das zusammen umsetzen.“ Auch die Zukunftsthemen müssen wieder angegangen werden.

Diese sind definiert. Mehr Engagement und Tempo in der Digitalisierung hat er schon im Jänner 2020 gefordert. Gut angekommen sei das nicht bei allen in der Landespolitik, so Metzler. „Jetzt hat die Landespolitik diesen Ball aufgenommen.” Die Wirtschaftskammer belasse es dabei nicht bei Forderungen, im Frühjahr werde im WIFI die digitale Lernfabrik eröffnet, kündigt er an. Diese wirkt in zwei Themenbereichen, die die Wirtschaft im Diskurs Zukunft formuliert habe – neben der Digitalisierung ist das auch die Aus- und Weiterbildung.

Marschrichtung vorgeben

Auch wenn man jetzt noch mit der Pandemie alle Hände voll zu habe, dürften die Zukunftthemen nicht leiden. Derzeit bereite man die Themen für die Initiative Diskurs Zukunft für heuer vor – „viele Unternehmer arbeiten daran mit großem Engagement mit“. Das sei auch in Richtung Marke Vorarlberg wichtig, die ja schließlich als Ziel formuliert habe “Vorarlberg soll bis 2035 der chancenreichste Lebensraum für Kinder sein”. „Die müssen schließlich alles zahlen, was jetzt ausgegeben wird.“ Auch die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität haben im Coronajahr an Dringlichkeit gewonnen – der Diskurs soll auch hier die Marschrichtung vorgeben, in welche der Standort Vorarlberg jetzt gehen müsse, zeigt er die Richtung auf, die heuer zu einem neuen Aufbruch führen und die Wirtschaft sowie die Arbeitsplätze im Land sichere.

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