Vorarlberger Industrie leistet 1,028 Milliarden Euro extra

Ökonom Gerhard Fehr hat analysiert, welchen Betrag die Vorarlberger Industriebetriebe freiwillig und zusätzlich leisten.
Dornbirn Der traditionelle Neujahrsempfang der Vorarlberger Industriellenvereinigung als physischer Treffpunkt fiel heuer dem Coronavirus zum Opfer. Ganz darauf verzichten wollten Präsident Martin Ohneberg und Geschäftsführer Mathias Burtscher aber nicht. So wurde er via Livestream aus dem Zumtobel Lichtforum übertragen.
Im Mittelpunkt stand dabei die Erhebung des Vorarlberger Verhaltensökonomen Gerhard Fehr (Fehr Advice), der untersucht hat, welchen freiwilligen Beitrag die Vorarlberger Industrie für ihre Mitarbeiter, die Menschen im Land und die globale Gesellschaft leistet. 50 Betriebe wurden dazu hinsichtlich allen zusätzlichen Leistungen – abgesehen von Löhnen, Steuern, Abgaben – analysiert.
Über Hälfte des Landesbudgets
Dabei kam Fehr auf eine Summe von 1,028 Milliarden Euro. „Eine beeindruckende Zahl. Das ist mehr als die Hälfte des Vorarlberger Landesbudgets“, sagt Ohneberg im VN-Gespräch. 487 Millionen Euro davon sind freiwillige Beiträge für die Mitarbeiter. Darunter fallen Aus- und Weiterbildungen, Kantine, Essenszuschüsse, Gesundheitsförderung, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, Freizeitangebote, Rabattaktionen oder Tickets für Bus und Bahn.
Weitere 541 Millionen Euro ergeben sich aus freiwilligen Beiträgen, die der Gesellschaft zugute kommen. So wie etwa Sport- und Kultursponsoring, Unterstützung für Organisationen, Schulprojekte oder das Freistellen von Mitarbeitern fürs Ehrenamt. Genauso zählen dazu Beiträge, die auch global wichtig sind (Ressourcenoptimierung, Nachhaltigkeit, Spenden, Unterstützung von Wissenschaft und Forschung).

Es sei, so Mathias Burtscher, die erste Erhebung dieser Art im deutschsprachigen Raum. Diese Transparenz sei in Folge auch ein Versprechen für die Zukunft.
Hoffnung auf mehr Verständnis
Verbunden mit dem Sichtbarmachen ist zudem die Hoffnung auf mehr Verständnis seitens Bevölkerung und Politik für eine offensive Standortpolitik. Zu gut erinnert man sich an die Diskussionen aus der Vergangenheit bezüglich geplanter Erweiterungen heimischer Unternehmen. „Corona hat bei vielen die Einstellung geändert. Ein sicherer Arbeitsplatz ist noch wichtiger geworden“, betont Ohneberg. Denn auch wenn die Industriebetriebe von der Pandemie sehr unterschiedlich betroffen sind, seien sie doch der Fels in der Brandung.
Lernkrise bleibt
Für die Zukunft ist Ohneberg jedenfalls optimistisch. „Wenn die Impfung in der Breite angekommen ist, können wir aus der Krise wieder herauskommen. Gerade was Investitionen und Konsum betrifft, könnte es sogar zu einer überhitzten Nachfrage führen.“ Nichtsdestotrotz müsse man lernen, mit der Pandemie zu leben. Die Maske werde als Begleiter bleiben. Zumindest so lange, bis es ein Medikament gebe. Gerhard Fehr teilt den Optimismus nicht ganz. “Die Verhaltens- und Lernkrise bleibt. Wir müssen schlauer werden als die Krise.” Testen und Impfen seien aber jene Instrumente, die uns aus der Krise befördern. Wichtig sei dabei, dies systematisch zu machen.
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