So wenig Platz gibt es für Aushub
Deponiestudie liegt vor: Branche fordert LR Rauch auf, Lösungsvorschläge umzusetzen.
Feldkirch Auch wenn Corona derzeit alles etwas nach hinten rückt, gibt es doch auch andere Probleme, die für die Wirtschaft drängend sind. Für die Bauwirtschaft etwa die Deponiesituation in Vorarlberg. Im vergangenen Jahr drängten die Vertreter der Branche auf eine Lösung der vor allem auch für die Endkunden unbefriedigenden, weil immer teurer werdenden Situation. Die Landesräte Johannes Rauch und Marco Tittler verwiesen auf eine Studie, die bis Ende des Jahres 2020 vorliegen sollte. Das tut sie seit der Weihnachtszeit. Die Ergebnisse der unabhängigen Studie wurden an Landesrat Rauch übergeben. Die Deponiestudie bestätige das, was die Wirtschaft schon lange aufgezeigt habe: Es braucht kurzfristige Maßnahmen und eine langfristige Strategie. Nun fordern die betroffenen Branchen dringend Lösungen für die Deponierung von Bodenaushub.
Massive Verknappung
Wer in Vorarlberg baut und den anfallenden Bodenaushub deponieren möchte, stellt fest, dass dies immer schwieriger wird. Sowohl Häuslebauer als auch Unternehmer tun sich zunehmend schwerer, einen Abnehmer für ihren Aushub zu finden. Und wenn, hat das seinen Preis und ist oft mit langen Transportwegen verbunden. Die Gründe dafür sind vielfältig. „Die Ergebnisse der unabhängigen Studie bekräftigen die seit mehreren Jahren von uns vorgebrachten Probleme. Wir erwarten uns vom zuständigen Landesrat Johannes Rauch, dass der Ball endlich politisch aufgegriffen wird“, fordert Franz Kopf, Sprecher des Baunebengewerbes. In den vergangenen Jahren stieg der zu deponierende Bodenaushub stetig an, laut Studie sind dies aktuell rund 1,2 Mill. Tonnen jährlich. Tendenz steigend. Die dafür notwendigen Deponieflächen stiegen jedoch nicht im gleichen Maße an. Obwohl derzeit noch ein Volumen von rund 14 Mill. Tonnen bewilligt ist, ist davon nur ein kleiner Teil verfügbar. So werden größere Deponieflächen erst längerfristig verfügbar. Zudem bestehen weitere Hemmnisse, etwa durch Auflagen von Grundbesitzern wie Gemeinden und Agrargemeinschaften, die vertragliche Obergrenzen hinsichtlich Verkehr oder Kapazitäten einziehen. Die Folge sind massive Preissteigerungen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Bewilligung neuer Deponieflächen zunehmend schwieriger wird. „Bodenaushubdeponien sind negativ belegt, obwohl es sich dabei um natürlich gewachsenes Material handelt. Der damit verbundene Verkehr löst immer wieder Anrainerproteste aus. Dabei sind Ablagerungsmöglichkeiten eine Notwendigkeit für fast alle Bautätigkeiten“, betont Christian Böhler, Sprecher der Ressourcenmanagement-Betriebe.
Gewohnte Abläufe werden zunehmend verändert, Aushübe mehrfach am Bauplatz hin und her verschoben, Baumaterial und Maschinen aufwendig auf Aushüben gelagert. Auch Wohnbauprojekte werden immer häufiger ohne Unterkellerung ausgeführt, damit weniger Aushub anfalle. Insbesondere für den Mehrfamilienhausbau stelle das eine Herausforderung dar. „Mittelfristig erhalten wir hier ein massives Problem, das dem Ziel des leistbaren und verdichteten Wohnbaus fundamental entgegenläuft“, so Bau-Innungsmeister Peter Keckeis. Es brauche daher eine intelligente, langfristige Strategie, die von kurz- und mittelfristigen Maßnahmen begleitet wird. „Alle beteiligten Stakeholder müssen rasch an einen Tisch. Nachhaltige Strategien können nur gemeinsam mit Verkehrs- und Raumplanung sowie unter Einbindung der Kommunen gefunden werden“, bekräftigt Kopf die Forderung. Die Branchen-Vertreter stünden jedenfalls für eine gemeinsame Lösungsfindung zur Verfügung, erste Vorschläge seien bereits im vergangenen Jahr übermittelt worden. VN-sca
„Wir erwarten uns von Landesrat Rauch, dass der Ball endlich politisch aufgegriffen wird.“

Studie Bodenaushub
Die wichtigsten Ergebnisse
» Verknappung der verfügbaren Kapazitäten bei gleichbleibenden Neugenehmigungen zwangsläufig
» Verfüllkapazitäten nicht für alle Marktteilnehmer verfügbar
» Genehmigungssituation für Deponien zunehmend schwieriger
» Steigende Mengen sowie massive Preissteigerungen erwartet
» Bodenqualitäten werden zunehmend schlechter (torfhaltige Böden), schwerer zu deponieren