Deshalb sorgt das neue Hotel in Latschau für Diskussionen

Unmut unter regionalen Handwerkern über Auftragsvergabe für illwerke-Hotelprojekt in Latschau.
Tschagguns Im Tschaggunser Ortsteil Latschau sollen noch im Frühjahr die Baumaschinen für das derzeit größte touristische Projekt der illwerke vkw auffahren. Geplant ist, die VN berichteten, ein 5-Sterne-Familienhotel. In der Sitzung des Aufsichtsrates der illwerke vkw AG wurde einstimmig der Baubeschluss für das Hotelprojekt, ein Mitarbeiterhaus und ein Nahwärme-Biomasseheizwerk mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 45,7 Millionen Euro beschlossen.
Die Zügel in der Hand
Betrieben wird das Hotel von der Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG). Die Gruppe, die insgesamt 30 Hotels betreibt, wird nicht nur das schlüsselfertige Hotel übernehmen, sie hat von Anfang an die Zügel in der Hand. Das Planungs- und Projektunternehmen Michaeler und Partner mit Hauptsitz in Vahrn (Südtirol) ist die ausschreibende Stelle für die Arbeiten und leitet das Bauprojekt für den Vorarlberger Energiekonzern.
„Mit der Investition in das Hotelprojekt leisten wir in einer schwierigen Zeit einen wichtigen Impuls für den Qualitätstourismus im Montafon“, sagte Christof Germann, Vorstand der illwerke vkw, nachdem im Aufsichtsrat grünes Licht gegeben wurde, und verweist auf die rund 100 Arbeitsplätze, die im Montafon entstehen werden. Beim Bau des vom Snøhetta Studio, Innsbruck, geplanten Hotels sieht es mit der Wertschöpfung etwas anders aus.
Der Vandanser Gemeindevertreter Armin Wachter, von der Liste „An frischa Loft“ spricht gegenüber den VN davon, dass die Vergabe der Arbeiten beim Montafoner Handwerk für großen Ärger sorge. Er habe das Gefühl, dass bei den Aufträgen Gewerke aus Norditalien, respektive Südtirol, und Innerösterreich bevorzugt werden. „Wo bleibt da die Wertschöpfung in der Region?“ fragt er. Die Ausschreibungen der einzelnen Gewerke erfolgen – wie bei solchen Projekten üblich – europaweit. Die Verhandlungen über die Aufträge und die Preise erfolgen in Südtirol. „Die haben in Italien schon ganz andere Löhne. Bei den ungleichen Bedingungen können wir nicht mithalten“, sagt ein Montafoner Handwerker, der aus diesem Grund gleich gar nicht angeboten hat. Auch große Installationsfirmen aus dem Bezirk wählten diesen Weg. Ein Bauunternehmen aus dem Bezirk hatte mit seinem Anbot das Nachsehen gegen die norditalienische Konkurrenz.
Bislang sind vier Vorarlberger Unternehmen mit Arbeiten beauftragt. Zuerst „Kessler bewegt“ – das habe den einfachen Grund, dass Südtiroler Erdbeweger keinen Zugang zu Deponien im Land haben, betont ein Vorarlberger Unternehmer, der mit seinem Angebot nicht landen konnte. Aufträge in der Tasche haben außerdem die Andelsbucher Firma Felder Metall und Kranz Luft-Klima-Technik GmbH in Weiler sowie als Subunternehmen Erdbau Mangeng aus dem Silbertal.
„Die Stimmung im Montafon ist nahe am Siedepunkt. Wo bleibt die regionale Wertschöpfung?“
Armin Wachter, Liste „An frischa Loft“, Vandans
illwerke-vkw-Vorstand Germann erklärt auf VN-Anfrage, dass man bestrebt sei regionale Unternehmen zu beauftragen, „aber es müssen auch die Preise stimmen“. Außerdem haben viele Unternehmen aus dem Land kein Angebot gelegt. Konzernsprecher Andreas Neuhauser ergänzt: „Es gilt für unsere Bauvorhaben das Bestbieterprinzip.“ Überzeugt sind beide, dass Vorarlberger Unternehmen als Subunternehmen doch noch auf der Millionenbaustelle für das 5-Sterne-Hotel zum Einsatz kommen.
„Ideales Umfeld“
Ob das auch die Projektleitung so sieht, ist bislang nicht klar. illwerke vkw berichten von ausführenden Firmen aus Norditalien und Innerösterreich, die bereits Aufträge erhielten. Im Büro von Michaeler und Partner hält man sich bedeckt. Projektleiter Joachim Messner verweist auf VN-Anfrage an den Vorarlberger Bauherren. Da war sein Chef, Otmar Michaeler, bei der Präsentation des Hotelprojekts gesprächiger. „Die Montafoner Bergwelt, die Infrastruktur am Golm und die Nähe zu den Wasserkraft-Anlagen der illwerke vkw sind für uns als Betreiber das ideale Umfeld für eine aktive und naturnahe Familienzeit“, betonte er anlässlich des Baubeschlusses. Wenigstens das Umfeld bleibt also regional.