Viele Aufträge, wenig Material, hohe Preise

Markt / 19.03.2021 • 21:41 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Zimmerer und Tischler, aber auch im Metallbereich haben Handwerker derzeit mit Preis und Beschaffung Probleme.Berchtold
Zimmerer und Tischler, aber auch im Metallbereich haben Handwerker derzeit mit Preis und Beschaffung Probleme.Berchtold

Handwerk kämpft mit explodierenden Kosten und Lieferengpässen.

Schwarzach Der Lockdown hat viele Firmen, viele Branchen, zu Kurzarbeit oder – wenn verordnet – zum Zusperren gezwungen. Umso wichtiger für den Wirtschaftsstandort und den Arbeitsmarkt waren und sind jene Betriebe, die auch im Coronajahr für Arbeit und Wertschöpfung gesorgt haben.

Einen regelrechten Boom hat der Holzbau zu verzeichnen, die Auftragsbücher sind so voll wie noch nie. Den Zimmerern kommt dabei zugute, dass der Klimaschutz wegen ehrgeiziger politischer Klimavorgaben trotz des Coronavirus im vergangenen Jahr richtig Fahrt aufgenommen hat. Trotzdem haben sie jetzt ein Problem, das freilich nicht nur diese Branche trifft.

Holzpreise explodiert

Die Holzpreise sind in den vergangenen Wochen explodiert, sind bis zu 40 Prozent höher als noch zu Jahresbeginn. Dazu kommt, dass die Ware nicht oder nur begrenzt verfügbar ist, weil in der Holzindustrie zahlreiche große Unternehmen wegen Kurzarbeit weniger liefern. „Sie liefern lieber Rundholz nach Amerika oder nach Asien“, sagt einer der betroffenen Handwerker und fügt an, dass alleine der Transport den Klimaschutz ad absurdum führt. „Wir sind jetzt schon am Planen für Aufträge in der zweiten Jahreshälfte, damit wir das Material früh genug bestellen können“, berichtet Bundesinnungsmeister Sigi Fritz über die Situation in seinem Betrieb in Bartholomäberg. Und der Obmann der Holzbau Kunst, Vorarlberg, Werner Flatz, sieht auch Betriebe in Schwierigkeiten geraten, weil viele Offerte im vergangenen Jahr gemacht wurden.

Das Problem kann nicht in Vorarlberg gelöst werden, „das bezieht sich auf alle deutschsprachigen Länder“, betont Sigi Kohler, dessen Firma oa-sys u. a. in Deutschland ein großes Projekt in der Pipeline hat. Holz dafür muss er in anderen europäischen Ländern suchen und kaufen. Er erinnert die Holzindustrie in diesem Zusammenhang auch daran, dass die heimischen Holzbauer seit Jahren treue Kunden waren. Holz aus dem Land wird natürlich eigesetzt und sowohl die Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern als auch den Sägewerken sind gut, aber „wir brauchen auch andere Sortimente, die es im Land nicht gibt“, erklärt Kohler. Auch die benötigten Mengen seien nicht allein im Bundesland zu bekommen.

Was fehlt – und was es auch den Tischlern derzeit schwer macht – sind neben Schnittholz auch Weichfaserplatten, die aufgrund der Covid-Kurzarbeit, nicht in entsprechenden Mengen geliefert werden. Das behindert auch die Tischler, die ebenfalls gut gefüllte Auftragsbücher haben. Das berichtet der Lauteracher Tischlermeister Michael Stadler, der inzwischen das fehlende Material auch bei Händlern außerhalb Vorarlbergs zu ordern versucht. „Wir bekommen derzeit auch keine Geräte von bestimmten Firmen, auch bei Zargen gibt es Lieferverzögerungen“, so der Tischler über die aktuelle Situation. Dazu kommt die Ungewissheit bei den Preisen. „Seit Jahresbeginn haben wir zwei große Preiserhöungen gehabt“.

Stahlpreise im Steigflug

Ähnlich die Situation auch in Bereichen, die nichts mit Holz zu tun haben. Der Weltmarkt für Stahl und Eisen kennt derzeit auch nur eine Preisbewegung – nach oben. Bei verschiedenen Metallen ist der Preis seit Jänner sogar bis zu 60 Prozent gestiegen, Spengler, Schlosser und Metallbauer müssen ebenfalls damit rechnen, dass nicht alles und nicht alles kurzfristig verfügbar ist. Stefan Girardi, Geschäftsführer beim Metallgroßhändler EHG bestätigt das, „wir haben aus ganz Europa Anfragen“. Der Stahlmarkt spiele verrückt, sagt er, betont aber, dass die EHG dank langjähriger Kontakte mit den Produzenten derzeit noch gut gefüllte Lager habe. Auch Baustahl für Armierungen wird für jene knapp, die ihre Vorräte nicht bereits im letzten Jahr ergänzt haben. Beim Bauunternehmen Hilti + Jehle, so Geschäftsführer Alexander Stroppa, ist das derzeit kein Thema, man sei gut gerüstet. Die rapide steigenden Preise für Bewehrungsstahl werden in der Kalkulation mit entsprechenden Preishinweisen versehen. VN-sca

Holz wäre in Österreich genug vorhanden, doch vieles davon wird nach Asien und in die USA exportiert. Dadurch ist die Verfügbarkeit eingeschränkt und die Preise sind massiv gestiegen. Siegfried Kohler, oa-sys Holzbau, Alberschwende

Holz wäre in Österreich genug vorhanden, doch vieles davon wird nach Asien und in die USA exportiert. Dadurch ist die Verfügbarkeit eingeschränkt und die Preise sind massiv gestiegen. Siegfried Kohler, oa-sys Holzbau, Alberschwende

Die derzeitige Preissituation und die Lieferfristen sind für die Tischler ein großes Thema und das nicht nur beim Holz, auch bei Geräten oder Zargen gibt es Schwierigkeiten. Michael Stadler, Möbelwerkstatt, Lauterach

Die derzeitige Preissituation und die Lieferfristen sind für die Tischler ein großes Thema und das nicht nur beim Holz, auch bei Geräten oder Zargen gibt es Schwierigkeiten. Michael Stadler, Möbelwerkstatt, Lauterach

Der Stahlmarkt spielt derzeit international verrückt. Die Preise sind im Durchschnitt um 30 Prozent gestiegen. Wir haben eine stabile Versorgung, aber das geht nicht allen Händlern so. Stefan Girardi, EHG Stahlzentrum, Dornbirn

Der Stahlmarkt spielt derzeit international verrückt. Die Preise sind im Durchschnitt um 30 Prozent gestiegen. Wir haben eine stabile Versorgung, aber das geht nicht allen Händlern so. Stefan Girardi, EHG Stahlzentrum, Dornbirn

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