“Künstlicher Eingriff der Politik”
Acht Firmenpleiten im 1. Quartal. Regina Nesensohn (KSV) sieht Grund in Corona-Hilfen.
Feldkirch Die Coronakrise hinterlässt bei den Unternehmensinsolvenzen weiterhin gravierende Spuren. Auch heuer im ersten Quartal gab es im Vergleich zum Vorjahresquartal einen Rückgang um 60 Prozent. Gerade einmal acht Unternehmen schlitterten in den ersten drei Monaten in die Insolvenz, so die aktuellen Zahlen des KSV1870.
Wie die Vorarlberger Standortleiterin Regina Nesensohn erklärt, sei die Wirtschaft in Vorarlberg schwer von der Pandemie getroffen. „Der einzige Grund für das Einbrechen der Pleitenzahlen ist der Eingriff der öffentlichen Hand in die regulären Wirtschaftsabläufe, und dies seit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020.“ Langfristige Stundungen von öffentlich-rechtlichen Abgaben und staatlichen Beihilfen würden dazu führen, dass Unternehmen, die bereits vor der Pandemie schwach aufgestellt waren, am Markt verbleiben können.
Aufprall für Gastronomie
Dass die Passiva im ersten Quartal um 150 Prozent gestiegen sind, liegt vor allem an einer Großpleite – jene des Hotel Schäfer in Fontanella mit rund 8,3 Millionen Euro. Bei den Branchen liegt die Bauwirtschaft trotz aktuell sehr guter Auftragslage mit einem Anteil von 28 Prozent aller Firmenpleiten ganz vorne. Dahinter folgen die Unternehmensbezogene Dienstleister (21 %) und das Gastgewerbe (10 %). „Die Gastronomie ist mit am stärksten von der Krise betroffen, weshalb die staatliche Unterstützung verhältnismäßig hoch ausfällt. Der harte Aufprall wird für viele Gastronomen spätestens dann erfolgen, wenn der künstliche Eingriff durch die Regierung beendet wird“, betont die KSV1870-Standortleiterin.
Aktiv Sanierung angehen
Jedem Unternehmen, bei denen es absehbar sei, dass es in Zukunft Schwierigkeiten bei der Rückzahlung der aufgelaufenen Verbindlichkeiten gebe, sei empfohlen, aktiv eine Sanierung anzugehen. „Ist ein gerichtliches Verfahren entsprechend professionell vorbereitet, können Betriebe binnen weniger Wochen eine Konsolidierung ihrer Finanzen, unter Aufsicht des Insolvenzgerichtes, erreichen“, so Nesensohn.Wann es an der Insolvenzfront zu einer Trendumkehr kommen wird, sei noch offen. Auch weil Corona-Hilfsmaßnahmen wie etwa die Stundungen bis 30. Juni verlängert wurden.
Anstieg nicht vor Herbst
Somit hänge die weitere Entwicklung stark von den weiteren Maßnahmen der Bundesregierung ab. Aus heutiger Sicht rechne sie damit, dass die Zahl der Pleiten frühestens im Herbst steigen wird. Zum Jahresende gehe man aber von deutlich weniger Firmenpleiten aus als ursprünglich angenommen. „Eine regelrechte Insolvenzwelle ist aus heutiger Sicht am Horizont nicht erkennbar“, sagt Nesensohn. Wenn der Anstieg komme, werde dieser bis in die Jahre 2022 und 2023 hineinreichen. VN-reh
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