Was bei der Tischler Rohstoff für einen Rücktritt sorgt

Tischler Rohstoff bereitet sich auf Zukunft vor – Obmann zieht sich aus Vorstand zurück.
Hohenems Die Tischler Rohstoff, eine Berufsgenossenschaft, die 1939 gegründet wurde und die heute rund 250 Mitglieder hat, kann sich in den letzten Jahren nicht über zu wenig Zuspruch beklagen. In den vergangenen drei Jahren stiegt der Umsatz um 21,8 Prozent. Kunden sind natürlich zuerst die eigenen Genossenschafter, aber auch Privatkunden, außerdem zählt das Geschäft in der Schweiz und in Liechtenstein zu den Standbeinen des Genossenschaftsunternehmen. Eine Beteiligung in Kärnten hält die Tischler Rohstoff an der Gitsche GmbH mit 20 Prozent, eine weitere an der Einkaufsgemeinschaft Holzpartner (11,11 Prozent). So weit, so gut.
Scharfe Kritik und Rücktritt
Doch der genossenschaftliche Gründungsgedanke ist es, der jetzt für unterschiedliche Sichtweisen sorgt, die zum Rückzug des langjährigen Aufsichtsrats und Vorstandsmitglieds Michael Stadler, der in Lauterach eine Tischlerei betreibt, führten. Stadler ist, so sagt er im Gespräch mit den VN, mit der Richtung, in die sich Tischler Rohstoff entwickelt, nicht einverstanden. Statt genossenschaftlich auf die Mitglieder zu schauen, werde das Angebot nach Rentabilität ausgerichtet und die Produkte seien zu teuer, fasst er seine Kritik zusammen. Wiewohl Stadler Geschäftsführer Thomas Singer aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein gutes Zeugnis ausstellt.
Singer wiederum möchte die Argumente Stadlers nur zum Teil so stehen lassen. Es stimme, dass man in den letzten Jahren sehr gute Zahlen gehabt habe, doch es stehe eine Erweiterung und Modernisierung des Standorts an, „dann schauen die Zahlen auf Jahre hinaus schon wieder anders aus“. Das Projekt, das nun Fahrt aufnehmen soll, steht bei der Generalversammlung Mitte April auf der Agenda. Wenn die Mitglieder grünes Licht geben, wird die Planung Fahrt aufnehmen. „Da sprechen wir gleich von einem zweistelligen Millionenbetrag.“ Die Investition sei notwendig, wolle man nicht ins Hintertreffen auf einem sich ändernden Markt kommen und auch aus technischer Sicht.
Einzigartiger Service
Die Preise der Tischler Rohstoff liegen, so Singer, im Branchenschnitt, allerdings biete die Genossenschaft ihren Kunden (Mitgliedern ist es unbenommen, auch anderswo zu ordern) einen in der Branche einzigartigen Lieferservice. „Wir fahren jeden Tag in jede Vorarlberger Gemeinde und stellen die Ware ins Lager.“ Bei verschiedenen Produktgruppen seien die Preise gestiegen. Das liege daran, dass z. B. Furniere teurer geworden sind, weil sie nicht mehr so nachgefragt werden, da man inzwischen Platten mit Kunststoffbeschichtungen verwende. Außerdem zahle man an die Genossenschafter, die Kunde und Eigentümer in Personalunion sind, jährlich eine Dividende. Die Höhe der Dividende ist eines der Themen bei der Generalversammlung, so Singer.
Tischler Rohstoff
Unternehmensform Genossenschaft (nach Schulze-Delitzsch)
Genossenschaftsmitglieder 250
Gegründet 1939
Geschäftsführung Thomas Singer (Vorstand derzeit: Michael Stadler, Michael Hartmann)
Mitarbeiter 50
Umsatz 2020 rund 20 Mill. Euro
Kunden Tischler, Zimmerer, Privatpersonen