Wann, wenn nicht jetzt?

Breiner fordert ein Ende der „kostenlosen Umweltverschmutzung“.
BREGENZ „In den über 40 Jahren ,nach Zwentendorf’ hat sich, je nach Sichtweise, schon viel getan, aber das ist relativ zu sehen, weil es weltweit große Unterschiede gibt“, resümiert die unermüdliche Aktivistin nach Jahrzehnten ihres Einsatzes. „Es geht nach wie vor sehr zäh voran und der unverzichtbare Energiewandel ist immer noch kein Selbstläufer. Es braucht weiterhin den konstruktiven bürgerlichen Widerstand und den persönlichen Beitrag in der Eigenverantwortung der einzelnen Menschen – ohne auf ,die‘ Regelung ,von oben‘ zu warten.“
„Ein nachhaltiger Natur- und Klimaschutz braucht als Voraussetzung den Wechsel zum Ökologischen Steuersystem, das Ende der kostenlosen Umweltverschmutzung mit Dauersmog, Wasserverschmutzung und Wassermangel, Bodenzerstörung usw. Aber die Gefahr, dass man wieder in alte Menschen und Natur verachtende Muster verfällt und die dringenden Entscheidungen verschiebt, ist groß“, betont die Trägerin des Binding-Preises für Natur- und Umweltschutz, des Nuclear-Free Future Awards, des Toni-Russ-Preises und des Silbernen Ehrenzeichens des Landes Vorarlberg: „Die ,Costs of Inaction‘ (COIN-Studie) werden immer höher. Da ist Eile geboten. Das viel gescholtene China hat das bereits erkannt, seit April 2018 müssen dort nahezu 300.000 Betriebe eine einheitliche Umweltsteuer auf Lärm, Luft- und Wasser belastende Emissionen und die Entsorgung umweltgefährdender Stoffe entrichten.“ „Alle Recherchen ergeben, dass wendige Unternehmen mit besten Umwelt- und Sozialstandards im Vorteil sind“, führt Hildegard Breiner aus.
„Also sind die unternehmerischen Persönlichkeiten gefragt, ihre Eigenverantwortung und Initiative zu leben und nicht auf den schwerfälligen Tanker Staat zu warten. Schon Cicero erkannte: ,Die Natur ist die beste Führerin des Lebens.‘ Sie zeigt uns, dass alles in kleinsten Zellen beginnt, dass alles mit allem zusammenhängt, dass Kreislaufwirtschaft keine Abfälle produziert, dass jede kleinste Maßnahme ungeahnte, komplexe Auswirkungen hat. Sowohl die Natur als auch unsere Erfahrungen zeigen uns aber auch, dass Zusammenschlüsse nicht immer das Erstrebenswerteste sind, denn sie sind nur bis zu einer gewissen Größe nützlich und effektiv. Wachstum ist nie unendlich. Das gilt zum Beispiel bei Vereinen, Körperschaften, Gemeinden ebenso wie bei Unternehmen. Sowohl für kleinste als auch große Einheiten geht es darum, weitsichtig und global zu denken – und auch hier und heute rücksichtsvoll aktiv zu sein. Wann, wenn nicht jetzt?“ Ihre Hoffnung für die Dauer der Pandemie: „Dass die Menschen spüren, wie gut Natur tut, die sie zu Verständnis und einem anderen Verhalten führt – zu einer bewussten Beziehung zu ihr, bei der alle gewinnen.“ VD