Die Corona-Bilanz der Vorarlberger Unternehmen

Markt / 21.06.2021 • 05:45 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die Corona-Bilanz der Vorarlberger Unternehmen
Bisher elf Mal tagte der Stab der Wirtschaft und beurteilte auch anhand der regelmäßigen Unternehmensumfragen die Lage der Vorarlberger Wirtschaft. WKV

Covid-Zwischenzeugnis: Über 20 Prozent der Firmen unzufrieden mit Unterstützung.

Feldkirch Seit April 2020 befragte die Wirtschaftskammer Vorarlberg fünf Mal ihre Mitglieder zur aktuellen Auftragslage, zu Coronahilfen, zu den Auswirkungen der Covid-Maßnahmen und Lockdowns und zu den Zukunftsaussichten. 11.278 Unternehmen aus allen Branchen und Sparten haben daran teilgenommen – ein Sample, das ungewöhnlich groß ist und die Lage in der Vorarlberger Wirtschaft nach fünf Quartalen Ausnahmezustand sehr präzise darstellt.

Sehr schwere Auswirkungen

Dass die Unternehmen trotz der jüngst erfolgten Lockerungen der Coronamaßnahmen noch lange nicht überm Berg sind, auch wenn in manchen Branchen schon fast wieder an die Zahlen von 2019 angeknüpft werden kann, zeigt die Betroffenheit der Firmen. In 46 Prozent der Vorarlberger Betriebe wirkte sich die Corona-Krise sehr schwer (24,2 Prozent) oder schwer (21,8 Prozent) auf die unternehmerische Tätigkeit aus. Und etwa gleich viele Unternehmen, nämlich 46,4 Prozent, erwarten bis Jahresende einen im Vergleich zu 2019 geringeren Umsatz. Das ist fast die Hälfte der Vorarlberger Betriebe, doch deutlich weniger als noch im Jänner 2021, als 60,3 Prozent damit rechneten, weniger Umsatz zu machen. Für 17 Prozent der Firmen liegen die erwarteten Umsatzeinbußen aber auch jetzt noch bei mehr als 50 Prozent (Jänner 2021: 25,4 Prozent).

„Klar ist, dass in die Aus- und Weiterbildung unsere Hauptenergie fließen wird.“

Hans Peter Metzler Wirtschaftskammer-Präsident

“Das bestärkt uns in unseren Bemühungen, jetzt sofort und konkret Maßnahmen zu setzen, die unseren Betrieben helfen, besser aus der Krise herauszukommen, um im Wettbewerb bestehen zu können“, sagt dazu der Initiator der Umfragenserie,  Wirtschaftskammer-Präsident Hans Peter Metzler.  Doch in der Umfrage gibt es auch Licht am Horizont. Mehr Umsatz als im Vorkrisenjahr 2019 erwarten derzeit 15,8 Prozent, so viele wie nie seit dem ersten Lockdown 2020.

Die nach wie vor andauernde Krise hat auch in 40,8 Prozent der Vorarlberger Unternehmen großen Einfluss auf die Investitionen: Dass sich die Lage dennoch bessert, zeigt ein Vergleich mit den im Jänner erhobenen Daten: Da betonten noch 51,4 Prozent der Unternehmen, dass der weitere Verlauf der Krise Einfluss auf ihr Investitionsverhalten habe. Gut angekommen ist dennoch die Investitionsprämie, die dafür sorgt, dass die Konjunktur angekurbelt wird. Die staatlichen Hilfen und die Förderprogramme des Landes stießen auf unterschiedlichen Zuspruch in Vorarlberg.

Die Corona-Bilanz der Vorarlberger Unternehmen

30,2 Prozent der Firmen gaben bei der Umfrage im Mai 2021 an, den Härtefallfonds des Bundes beransprucht zu haben; 24,7 Prozent haben die Corona-Kurzarbeit genutzt, nach Ansicht von Arbeitsmarktexperten ein wesentlicher Grund, warum die Arbeitslosenzahlen trotz zeitweiliger Höchststände nicht noch weiter in die Höhe schossen. 17, 2 Prozent bekamen via Corona-Hilfsfonds des Bundes Ersatz für Wertverluste bei verderblicher und saisonaler Ware sowie einen Fixkostenzuschuss bis 75 Prozent. 13 Prozent ließen sich vom Finanzamt Steuern stunden, die freilich mit Zeitverzögerung dennoch fällig werden. Die Mikrokredite des Landes und der Wirtschaftskammer von bis zu 10.000 Euro wurden von 1,2 Prozent der Firmen genutzt.

Durchwachsene Bilanz

Elf Prozent der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligten – das sind etwas mehr als die Hälfte aller Mitglieder der Wirtschaftskammer – sind der Meinung, dass mit den Unterstützungsmaßnahmen von Land und Bund die Krise gut bewältigt werden kann, 29,4 bezeichnen sie als “wertvollen Beitrag zur Krisenbewältigung”. Aber über ein Fünftel der Befragten (20,5 Prozent) sieht das anders. Für sie sind die Unterstützungsmittel nicht bzw. überhaupt nicht ausreichend. Darunter auch jene 1,5 Prozent, die ihre Überlebenschance als “sehr schlecht” einschätzen.

Deutlich abgenommen hat die Zufriedenheit mit der Krisenbewältigung seitens des Bundes. Wurde sie in der ersten Umfrage im Mai 2020 noch von 12,8 Prozent mit “sehr zufrieden” beurteilt, sind es bei der aktuellen Nachfrage nur noch 4,3 Prozent, die sehr zufrieden sind. Deutlich besser die Noten für die Landesregierung, mit der 12,2 Prozent zufrieden sind – im Mai 2020 waren es 12,4 Prozent.

Corona in der Wirtschaft

28,4 Prozent der Vorarlberger Unternehmen mussten gegenüber 2019 Umsatzeinbrüche von über 50 Prozent hinnehmen.

 

4,3 Prozent der Firmen bewerten die Chance, dass ihr Unternehmen am Markt bestehen bleibt, sehr schlecht (1,5 %) oder schlecht (2,8 %).

 

38,4 Prozent sind mit der Krisenbewältigung seitens des Landes sehr zufrieden (12,2 %) oder zufrieden (26,2 %).