Welche Branche Vorarlbergs größter Steuerzahler ist

Industriellenvereinigung will Leistungen der Betriebe ins rechte Licht rücken.
Lustenau, Rankweil Die Vorarlberger Industrie hat ein Wahrnehmungsproblem. Obwohl die Industrie zusammen mit dem produzierenden Gewerbe, dem Bau und dem Energiesektor die bedeutendste Branchengruppe in der Vorarlberger Wirtschaft ist, ist das in der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Die meisten Vorarlberger messen dem Tourismus eine höhere Bedeutung bei. Auch die sogenannte Urproduktion, im Falle Voralbergs vor allem die Landwirte, scheint in der Wahrnehmung wichtiger als die Produzenten. Dem will die Industriellenvereinigung mit der Kampagne „Unsere Industrie ist für die Menschen da“ entgegentreten. Man wolle nicht die eine gegen die andere Branche aufrechnen, stellt dazu IV-Präsident Martin Ohneberg gegenüber den VN fest, man wolle nur Bewusstsein schaffen zur Rolle der Industrie für den Wirtschaftsstandot und die Gesellschaft.
Milliarden für Gemeinwohl
Die Kampagne wurde anlässlich des Sommerempfangs der Industrie am Montag abend im noch nicht offiziell eröffneten Hotel- und Eventcenter Firmament in Rankweil vorgestellt. Am besten macht man das mit glaubwürdigen Vertretern der Gesellschaft – und mit Zahlen. Während die Industriellenorganisation bereits zu Jahresbeginn fußend auf einer Untersuchung des Verhaltensökonomen Gerhard Fehr veröffentlichte, dass die Industrie und eng verbundene Betriebe im Land über eine Milliarde Euro an freiwilligen Beiträgen für ihre Mitarbeiter, die Menschen in Vorarlberg und die globale Gesellschaft leisten, sind es jetzt die Steuer- und Abgabenleistungen der Betriebe, die vom Institut Eco Austria ermittelt wurden. Es sind 2,2 Milliarden Euro jährlich, die an Bund, Länder und Gemeinden abgeführt werden. Und das sind 300 Millionen Euro mehr als das Vorarlberger Landesbudget mit seinen 1,9 Milliarden Euro ausmacht. Der größte Bereich der gesetzlichen Leistungen der Industriebetriebe sind Lohnsteuer und einbehaltene Sozialversicherungsbeiträge für die Mitarbeiter mit 883 Millionen Euro. Auf Platz zwei sind die gesetzlichen Abgaben als Arbeitgeber mit 825 Millionen Euro, gefolgt von der Körperschaftssteuer mit 320 Millionen und der Umsatzsteuer-Zahllast mit 212 Millionen Euro.
„Der Begriff Industrieland Vorarlberg ist die Abbildung der Realität vieler Menschen.“
Martin Ohneberg, Präsident IV Vorarlberg
Damit ist die Industrie die Branche mit der höchsten Leistung, nämlich 43 Prozent bei der Lohnsteuer und den Sozialversicherungsbeiträgen, gefolgt von der öffentlichen Verwaltung (23 Prozent), dem Handel (11 Prozent) und der Finanzwirtschaft mit fünf Prozent. „Wir brauchen ein Zusammenspiel aller Branchen“, so der Industriellenpräsident, „was wir aber schon aufzeigen möchten ist, dass der Begriff Industrieland Vorarlberg keine Überschrift ist, sondern eine Abbildung der Realität.”
Unterstützt wird die IV bei ihrem Anliegen, die Industrie ins rechte Licht zu rücken, von prominenten Vorarlbergern. Das beginnt mit Bischof Benno Elbs, der das Thema aus gesellschaftspolitischer Sicht betrachtet, und geht über Matthias Vallaster vom Blasmusikverband über Schauspielerin Laura Bilgeri und Kulturmanagerin Bettina Steindl, die die verschiedenen Kulturbereiche vertreten, bis zum Sportler des Jahres, Alessandro Hämmerle.
Industrie in Zahlen
Wertschöpfung in Vorarlberg 6,3 Mrd. Euro (38,7 Prozent)
Lohnsteueraufkommen 883 Millionen Euro
Gestzl. Abgaben 825 Millionen Euro
Körperschaftssteuer 318 Mill. Euro
Umsatzsteueraufkommen 2212 Mill. Euro
Beschäftigte in Vbg. 31 Prozent
Quelle Eco Austria