Böhler bei EU-Projekt an Bord

Fokus auf Verfahren zur Herstellung von weißem Phosphor aus Klärschlamm.
Feldkirch Die Entsorgungsfirmengruppe böhler+sohn mit Stammsitz in Feldkirch nimmt in den kommenden vier Jahren zusammen mit Partnern aus mehreren EU-Ländern an einem von der EU mit 15 Millionen Euro geförderten Demonstrationsprojekt teil. Konkret geht es bei dem EU-finanzierten Projekt “FlashPhos” um die Entwicklung eines thermochemischen Produktionsverfahrens zur Herstellung von weißem Phosphor aus Klärschlamm, wie er in Kläranlagen anfällt.
Hohe Abhängigkeit von Importen
Maßgeblicher Auslöser für “FlashPhos” ist der Umstand, dass die EU derzeit fast vollständig von Importen von weißem Phosphor aus Kasachstan, Vietnam und China abhängig ist. Weißer Phosphor gilt jedoch als strategischer Rohstoff mit hoher Relevanz, da er für Schlüsselindustrien wie dem Lebensmittel- und Pharmasektor unverzichtbar ist. Geleitet wird das EU-Demonstrationsprojekt von der Universität Stuttgart. Dazu kommen 16 Projektpartner aus Deutschland, Österreich, Italien und Spanien sowie Belgien. Auch die TU Graz ist mit von der Partie.
Vorarbeiten laufen
Die Vorarbeiten für dieses EU-Projekt laufen seit etwa zwei Jahren. “Man hat sich an uns gewendet, weil wir in den vergangenen Jahrzehnten viel Know-how im Umgang mit Klärschlamm aufgebaut haben”, erklärte Horst Böhler von der gleichnamigen Firmengruppe. Die Aufgabe der Böhler Abfall GmbH sei die Besorgung von rund 200 Tonnen getrocknetem Klärschlamm in gleichbleibender Zusammensetzung und die Durchführung der dazugehörenden Analytik. Das werde beispielsweise durch die Kalb Analytik AG in Feldkirch gewährleistet.
Der Klärschlamm wird nun ab den kommenden Wochen zu einem der anderen Projektpartner in Leoben in der Steiermark transportiert. Dort wird er für diverse Versuche im Vorfeld der geplanten Errichtung einer großen Produktions-Pilotanlage benötigt. In den kommenden vier Jahren werde das “FlashPhos”-Verfahren mit bis zu 400 kg/Stunde Klärschlammdurchsatz demonstriert. Bis 2025 soll mit den gewonnenen Erkenntnissen dann die erste vollumfängliche Pilotanlage in Europa in Betrieb genommen werden, um deren Funktionalität im großen Stil zeigen zu können. Dann könne man gemeinsam mit einem Industriekonsortium mit der Produktion von weißem Phosphor im industriellen Maßstab beginnen.
Gesamter Bedarf abdeckbar
Nach Angaben des Projektkonsortiums gibt es in der EU genügend in Klärschlamm verborgene Phosphorreserven, um den gesamten Bedarf der EU an weißem Phosphor und bis zu 25 Prozent des in der EU verbrauchten Phosphats für andere Anwendungen zu decken. Bis 2040 sollen rund 50 Prozent des EU-weiten Bedarfs aus Anlagen in Europa stammen. Dafür benötige man rund 15 Prozent des derzeit anfallenden Klärschlammes.

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