Die Solarbranche organisiert sich

Markt / 15.07.2021 • 08:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Solarbranche organisiert sich
Mathias Muther (links) und Andreas Müller traten am Mittwoch an die Öffentlichkeit und präsentierten die Forderung von 18 Unternehmen.  PZWEI/MATHIS

Branchenvertreter kündigen eigenen Verband an und erheben massive Vorwürfe.

Dornbirn Die Solarbranche ist sauer. In einem offenen Brief kritisieren Vertreter von Vorarlberger Fotovoltaik-Unternehmern die Marktmacht des landeseigenen Konzerns Illwerke-VKW (die VN berichteten). Sie fordern dessen Ausstieg aus dem PV-Markt. Am Mittwoch präzisierte die Initiative ihre Vorwürfe. Illwerke-VKW würden ihre Marktmacht missbrauchen, indem sie Daten der Vorarlberger Energienetze verwenden. Auch der Einstieg bei einem Mitbewerber sei wettbewerbsverzerrend. Man werde alle rechtlichen Schritte prüfen. Außerdem planen die Unternehmen eine eigene Interessensvertretung. Die Illwerke-VKW wehren sich. Bisher seien keine konkreten Beschwerden bekannt.

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Ein Vorfall ereignete sich vor einigen Jahren. Andreas Müller von der Firma Hansesun erzählt von einem „massiven Datenmissbrauch“. Die Illwerke-VKW hätten Kunden der privaten Anbieter unter Verwendung von Daten angeschrieben, die sie nicht haben dürften. Die Daten gehören der konzerneigenen Vorarlberger Energienetze GmbH. Man habe auf eine Anzeige verzichtet, nachdem der damalige Landesrat Erich Schwärzler eine Schlichtung organisierte. VN-Recherchen bestätigen dieses Treffen. Heute ärgert sich Müller: „Wir hätten es besser wissen müssen.“

Berichte aus der Branche, wonach die Illwerke-VKW kurz nach einem Netzantrag einen Kunden selbst anschreibt, würden sich mehren. Illwerke-VKW kontern: „Um Klarheit zu schaffen, fordern wir als Vorarlberger Energienetze GmbH jene Anbieter auf, die konkrete Vorwürfe erheben, diese an die Schlichtungsstelle bei der E-Control heranzutragen und pauschale Anschuldigungen zu unterlassen“, sagt Vorarlberg-Netz-Geschäftsführer Johannes Türtscher. Weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart habe es Beanstandungen gegeben. Illwerke-VKW rechnen mit einem Marktvolumen von 400 Millionen Euro für Neuanlagen, bis das Ziel „PV mal drei“ erreicht ist. Das biete Marktchancen für alle.

Dass Illwerke-VKW mit öffentlichem Geld bei einem privaten Anbieter einsteigt, verzerre den Markt, ist Mathias Muther von Aerocompact überzeugt. Er befürchtet Preisdumping. Man sei nicht gegen Mitbewerb, der sei notwendig und tue allen gut. „Allerdings zu fairen Bedingungen.“ Als sich die Landesregierung „PV mal drei“ zum Ziel setzte, freute sich die Solarbranche. Allerdings sei noch vor der öffentlichen Präsentation ein Werbe-Rundbrief der Illwerke-VKW an alle Vorarlberger Gemeinden eingegangen. Dieser Wissensvorsprung sei ein weiterer Wettbewerbsvorteil.

Rauch hofft auf Klärung

Landeshauptmann Markus Wallner verweist auf VN-Anfrage an die Illwerke-VKW. Umweltlandesrat Johannes Rauch ersucht im VN-Gespräch die Branche, ihre konkreten Fälle der Schlichtungsstelle der E-Control zu melden, um Klarheit zu schaffen. „Die Vorwürfe dürfen nicht im Raum stehen bleiben.“ Dass sich Illwerke-VKW aus dem Solarbereich zurückziehen soll, kann er nicht nachvollziehen. „Wir brauchen für die Energieautonomie alle Akteure.“ Der Kuchen sei groß genug. Auch Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Jenny hofft, dass die Bundeswettbewerbsbehörde die Sache klärt. Man sei um einen Ausgleich in der Sache bemüht.

Die Initiatoren aus der Branche wollen weiter Druck machen. Das sei erst der Anfang.

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