“Auch Tankstellen bieten Zukunftsperspektive”

Markt / 30.07.2021 • 22:21 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Deuring-Tankstelle in Hörbranz befindet sich in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze. Viele Kunden sind deshalb Deutsche. vn
Die Deuring-Tankstelle in Hörbranz befindet sich in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze. Viele Kunden sind deshalb Deutsche. vn

Personalmangel spitzt sich zu: Deuring reagiert mit neuem Ansatz.

Hörbranz Tankstellen sind wichtige Dienstleister, stehen aber hinsichtlich Energiewende auch in einem Spannungsfeld. „Tankstellen sind negativ behaftet“, sagt Patrick Deuring, Geschäftsführer des gleichnamigen Hörbranzer Tankstellenunternehmens. Denn dort würden die „bösen“ Treibstoffe verkauft. Noch belastender sei aber die Personalsituation. „Es ist unmöglich geworden, Mitarbeiter zu finden. Das wird immer extremer“, betont Deuring. Zwar würden sich Bewerber melden und auch zusagen, aber dann einfach nicht erscheinen. Genauso gebe es jene, die das System der Arbeitslosen-
unterstützung ausnutzen. „Sie wissen genau, wie sie sich verhalten müssen, damit sie niemand nimmt.“

Für das AMS sei das sicher nicht einfach. Denn einerseits gebe es Härtefälle, die nicht arbeiten können, und andererseits jene, die könnten, aber nicht wollen.

Freizeit attraktiver geworden

Durch Corona habe sich der Arbeitsmarkt stark gewandelt. Gerade durch die Kurzarbeit sei die Aussicht auf mehr Freizeit sehr attraktiv geworden, sagt Deuring, der zusammen mit dem Chemikaliengroßhandel rund 30 Mitarbeiter beschäftigt.

Von Kollegen höre er ähnliche Probleme. Dabei gebe es an der Tankstelle auch für junge Menschen eine Zukunftsperspektive, ist er überzeugt und ist deshalb mit einer Idee aktiv geworden. Er richtet sein Angebot an Maturanten, die noch unschlüssig sind, in welche Richtung sie beruflich gehen wollen. „Sie fangen erst einmal bei uns an, haben ein geregeltes Einkommen und wir unterstützen sie bei ihrer Ausbildung. Damit haben wir bislang gute Erfahrungen gemacht“, erklärt Deuring. So habe beispielsweise ein Mitarbeiter die Ausbildung als Netzwerkadministrator abgeschlossen. „Er war doch einige Jahre bei uns tätig und somit war es eine win-win-Situation für beide Seiten“. Auch in der Fachgruppe der Garagen-, Tankstellen- und Serviceunternehmungen, in der er stellvertretender Obmann ist, wolle man die Idee einer Ausbildungsförderung nun aufgreifen.

Harte Einschnitte

Genug zu tun hätten die Mitarbeiter. Denn nach den Einschnitten durch die Coronakrise läuft das Geschäft wieder. „Wir durften im vergangenen Jahr offenhalten, hatten deshalb auch keinen Anspruch auf Umsatzersatz, aber da die Grenzen geschlossen waren, hat uns das wenig genutzt“, sagt Deuring, der stark vom Geschäft mit deutschen Tankkunden lebt und Einbußen von bis zu 90 Prozent hinnehmen musste. Im Chemikalienhandel hätten sich viele Kunden noch eingedeckt, als sich die Krise abzeichnete. „Die Industrie hat dann wieder produziert, aber es gab durchaus Lücken“.

Nun geht der Blick aber nach vorne. Im Sinne der Zukunftsfähigkeit wird in die E-Mobilität investiert. So wird die Tankstelle mit Schnellladesäulen mit einer Leistung bis zu 300 kW aufgerüstet. VN-reh

„Es gibt Härtefälle, die nicht arbeiten können, und jene, die könnten, aber nicht wollen.“