So steht Vorarlberg im Vergleich zu seinen Nachbarregionen da

Industriellenvereinigung zeigt in ihrer aktuellen Regionen-Analyse, wo Vorarlberg noch Aufholbedarf hat.
Schwarzach „Vorarlberg ist nicht schlecht, aber im Vergleich mit anderen Regionen oft auch Mittelmaß“, so fassen Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, und deren Geschäftsführer Christian Zoll die Standortanalyse zusammen, die mit der Strategieberatung Höffinger Solutions durchgeführt und beim Neujahrsempfang, der coronabedingt erneut digital stattfand, präsentiert wurde.
Dabei wurde Vorarlberg mit Liechtenstein, dem Kanton St. Gallen sowie den Regierungsbezirken Oberbayern, Tübingen und Stuttgart verglichen. „Im Vergleich mit den anderen Bundesländern Österreichs steht Vorarlberg sehr gut da. Im Vergleich zu den Nachbarregionen schneiden wir teilweise gut ab, in vielen Bereichen haben wir aber großen Aufholbedarf“, betont Ohneberg im VN-Gespräch.
Weniger Beschäftigte
Positiv sei, dass Vorarlberg in den letzten zehn Jahren nach Oberbayern das zweithöchste Wachstum des Bruttoinlandsprodukts hatte. Bei der Erwerbstätigenquote, also dem Anteil der Beschäftigen (Teil- oder Vollzeit) aller 15- bis 64-Jährigen, sei Vorarlberg jedoch beinahe Schlusslicht. „Das liegt am niedrigen faktischen Pensionsantrittsalter und an der vergleichsweise geringen Frauen-Erwerbstätigenquote“, sagt Ohneberg. Hätte Vorarlberg hier eine gleich hohe Quote wie der regionale Spitzenreiter St. Gallen, wären rund 15.000 Personen mehr am Arbeitsmarkt beschäftigt. „Wir haben somit keinen Fachkräftemangel, sondern ein Erwerbstätigenproblem“, erklärt der IV-Präsident und fordert einen deutlichen Ausbau des ganztägigen Kinderbetreuungsangebots.
Ein weiterer Mangel sei das Fehlen einer Volluniversität. Während man im Bereich Lehre oder Matura mithalten könne, sei der Anteil der Studierenden unterrepräsentiert. Bei der Forschungsquote liege Vorarlberg laut Analyse an der letzten Stelle, während man bei den Patentanmeldungen der Unternehmen gut unterwegs sei.
Für die IV steht deshalb fest: Um mit den Nachbarregionen im Wettbewerb bleiben zu können, muss Vorarlberg zum Innovationsland werden. „Den Weg können Unternehmen aber nicht alleine gehen. Es braucht ein Ökosystem, das auch politisch und gesamtgesellschaftlich gefördert wird“, so Ohneberg.
Handlungsfelder eruiert
Dazu hat die Interessenvertretung Handlungsfelder definiert, die in Gesprächen mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Wissenschaft ermittelt wurden. Einige werden von der IV umgesetzt. In Erarbeitung ist etwa ein Dashboard, das den ständigen Vergleich mit den Nachbarregionen erlaubt. „Es soll Bewusstsein schaffen und zeigen, dass wir nicht in allem die Besten sind“, sagt IV-Geschäftsführer Zoll. Außerdem will man unternehmensübergreifende Kooperationen stärker fördern.
Im Forderungskatalog an die Politik stehen indes universitäre Kooperationen. Mit der HSG St. Gallen sei man weiter in intensiven Verhandlungen über zwei Stiftungsprofessuren im Bereich Digitalisierung. „Der nächste Termin ist in zwei Wochen. Dabei geht es um die Inhalte. Ich bin optimistisch, dass wir damit 2023 an den Start gehen können“, erklärt Ohneberg. Aber auch mit anderen Universitäten seien solche Kooperationen wünschenswert.
Auch brauche Vorarlberg eine eigene Servicestelle für Fachkräfte aus dem Ausland. Denn 40 Prozent würden nur zwei Jahre in Vorarlberg bleiben. Grund sei oft die schwierige Integration.
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