So optimistisch ist Vorarlbergs Unternehmermittelstand

Kleine und mittlere Unternehmen mit guter Geschäftslage, Fachkräftemangel macht Sorgen.
Schwarzach „Die Stimmung könnte fast nicht besser sein“, fasst Erich Lehner, Mittelstandsexperte beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY die Ergebnisse des jährlich durchgeführten Trendbarometers unter Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitenden die Vorarlberger Ergebnisse im Gespräch mit den VN zusammen.
Uneingeschränkt gut
Und in der Tat: Insgesamt beurteilen 25 Prozent der befragten Vorarlberger Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als eher gut, 63 Prozent sprechen sogar von einer uneingeschränkt guten Geschäftslage, zusammen sind das 88 Prozent. Nur drei Prozent der befragten Unternehmen berichten über eine schlechten Geschäftslage. Drei von zehn Firmen (31 Prozent) erwarten sogar, dass sich das Geschäft heuer weiter verbessern wird. Doch natürlich gebe es auch Verlierer, so Lehner, etwa den Tourismus, der aber auch wieder hochkomme, wenn die Pandemie endlich nachlasse. „Die Betriebe wurden gut gefördert“, vielleicht habe es auch eine Überförderung gegeben, nimmt er auf die aktuelle Diskussion zu diesem Thema Bezug.
„Der Kimawandel macht in unserer Energiewirtschaft riesige Investitionen notwendig.“
Erich Lehner, EY-Mittelstandsexperte
Wo die Vorarlberger Unternehmen heuer zurückhaltender als die Firmen in anderen Bundesländer sind, sind Investitionen. Nur 16 Prozent der Mittelständler am Standort möchten die Investitionen steigern, das ist österreichweit ex aequo der letzte Platz mit Oberösterreich und ein Minus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2021: 36 Prozent). Doch mehr als drei Viertel (77 Prozent) wollen Investitionen konstant halten. Sieben Prozent der Unternehmen wollen weniger investieren, im Vorjahr waren es mit zwölf Prozent fast doppelt so viele. Die Zurückhaltung lässt sich erklären und mit eigenen Augen sehen, wenn man durch Vorarlberg fährt. „In Vorarlberg wurde im Vorjahr gebaut und in Digitalisierung und in die Ausstattung investiert“, man sehe das auch bei den eigenen Kunden des Beratungsunternehmens. Vorarlberg wie Oberösterreich seien die erfolgreichsten Wirtschaftsstandorte, deshalb bereiten die Zahlen vorderhand keine Sorgen.
Mitarbeitermangel macht Sorgen
Sorgen bereitet den Betrieben, das zeigten auch ausnahmslos alle anderen Erhebungen, der Mitarbeitermangel. Mehr als drei Viertel (79 Prozent) haben Probleme dabei, Fachkräfte zu rekrutieren, das sei zwar ein leichter Rückgang, denn im vergangenen Jahr waren es 85 und 2020 91 Prozent, die sich schwer taten, Mitarbeiter zu finden. Mit 79 Prozent liegt Vorarlberg übrigens genau im Durchschnitt Österreichs. Der Klage über fehlende Fachkräfte steht der Wunsch von 30 Prozent der Firmen gegenüber, heuer mehr Mitarbeiter einzustellen. 64 Prozent werden ihre aktuellen Mitarbeiter halten, sechs Prozent planen einen personellen Abbau. „Das war schon vor der Pandemie ein Thema, hier muss auch die Politik etwas tun“, stellt Lehner fest, denn dieses Thema werde die Wirtschaft noch länger begleiten. Anreize für die Ausbildung könne er sich vorstellen, auch Maßnahmen, die richtigen Leute ins Land zu holen, sind wichtig.
Energiepreise nicht optimal
Sorge bereiten Lehner aber auch die steigenden Energiepreise. Die Umstellung auf umweltfreundliche Energie treffe die Firmen hart. „Um die Klimaziele zu erreichen, sind riesige Investitionen notwendig”, sagt er und verweist auch auf den Ausbau der Leitungskapazitäten und die Regelzonen. Es sei auch wichtig, dass illwerke vkw weiter in Speicherkraftwerke investiert, so Lehner zu den langfristigen Herausforderungen für Wirtschaft und in diesen Fällen auch für die Politik.
Mittelstand in Vorarlberg
63 Prozent der Vorarlberger Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitern bezeichnen die Geschäftslage als uneingeschränkt gut.
16 Prozent der Vorarlberger Mittelständler möchten die Investitionen steigern – das ist ein Minus von 20 Prozent (2021: 36 Prozent).
79 Prozent der Betriebe haben Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften. 30 Prozent wollen dennoch die Zahl der Mitarbeiter erhöhen.